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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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ging auf, und Grace MacBride stand vor ihm.
    Ihr blasses Gesicht war leicht gerötet und feucht. Sie trug ausgebeulte Trainingshosen und ein übergroßes T-Shirt. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie hätte beinahe verletzlich gewirkt, wäre da nicht das Knöchelhalfter mitsamt der Derringer gewesen.
    «Es ist elf Uhr abends, Detective Magozzi.» Ihre Stimme war tonlos. Aber sie schien auch nicht sonderlich überrascht zu sein, dass er vor ihrer Tür stand.
    «Für die späte Stunde möchte ich mich entschuldigen, Ms. MacBride. Störe ich Sie bei etwas?»
    «Bei meinem Fitnesstraining.» Er deutete auf ihr Knöchelhalfter. «Sind Sie beim Fitnesstraining immer bewaffnet?»
    «Nicht nur dabei, sondern wirklich immer, Detective, und das habe ich Ihnen doch bereits gesagt. Was wollen Sie also?» Die geborene Gastgeberin, dachte Magozzi sarkastisch. «Ich möchte mir Ihre .22er ansehen.»
    «Haben Sie einen Gerichtsbeschluss?» Ihr Tonfall blieb unbeteiligt, ihr Blick fest. Ein Pluspunkt für MacBride ­ sie war entweder unschuldig oder verhaltensgestört.
    Magozzi seufzte und fühlte sich plötzlich erschöpft. «Nein, ich habe keinen Beschluss, aber ich kann einen bekommen. Ich bleib einfach hier auf dieser Druckplatte stehen und lass dort drinnen die Alarmsirene, oder was immer das ist, heulen, bis mein Partner mir einen bringt.»      
    «Stehe ich unter Verdacht?»
    «Jeder ist verdächtig. Gibt es irgendeinen Grund, warum Sie mir die Waffe nicht zeigen wollen?»
    «Weil wir nicht in einem Polizeistaat leben, Detective Magozzi.» Verdammt, konnte die patzig sein. Völlig unmöglich, dass sie je eine Beziehung zu jemandem gehabt hatte, der sie misshandelte. So wie sie sich aufführte, hätte einer von der Sorte sie schon gleich am ersten Abend umgebracht.
    «Ms. MacBride, da draußen werden Menschen ermordet, und Sie vergeuden meine Zeit.» Die leichte Rötung ihrer Wangen, die noch vom Training stammte, wich einer Zornesröte. Er hatte einen Nerv getroffen.
    «Sie sind es, der Zeit vergeudet, indem Sie bei Personen ermitteln, die das Verbrechen gemeldet haben, statt dass sie den Killer suchen!» Er blieb standhaft und ließ sich nicht darauf ein. Er stand in der Kälte da und hoffte nur, dass sie nicht mitbekam, wie sehr er unter dem dünnen Mantel zitterte. Zudem wartete er nur darauf, dass sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Doch sie überraschte ihn.
    «Ach, verdammt, was soll's? Kommen Sie rein und machen Sie die Tür zu. Aber rühren Sie sich dann nicht vom Fleck.
    Keine Bewegung.» Er trat hastig ein, schloss die Tür und sah sich um. «Keine Netzhautabtastung?» Sie funkelte ihn an. «Wovon reden Sie denn da?» Magozzi zuckte mit den Achseln. «Sie haben hier ein ziemlich ernst zu nehmendes Sicherheitssystem.»
    «Ich bin auch eine ziemlich ernst zu nehmende Frau», reagierte sie schnippisch, drehte sich um und stolzierte den langen düsteren Flur entlang. Als sie hinter einer Schwingtür aus Eichenholz verschwand, ging er ein paar Schritte weiter hinein. Dabei hielt er nach Anzeichen Ausschau, dass hier tatsächlich jemand wohnte, aber der Eingangsraum und der anschließende Flur waren leer und wirkten so unpersönlich wie das Äußere des Hauses. Links eine Treppe, rechts zwei geschlossene Türen ­ Wohnzimmer und was? Arbeitskemenate? Dazwischen nichts als ein glänzender Fußboden aus Ahorn und eierschalenfarbene Wände. Sollte Grace MacBride eine Persönlichkeit besitzen, was er zu bezweifeln begann, waren hier nicht die geringsten Hinweise auf deren Merkmale zu entdecken.
    Er hörte zornige Schritte, und die Schwingtür wurde mit einem Ruck wieder aufgestoßen. Grace sah ihn von der Schwelle her ungnädig an. «Wenn Sie die Waffe sehen wollen, dann müssen Sie schon zum Waffenschrank mitkommen.»
    «Schön. Sogar noch besser.» Die Miene, die sie aufsetzte, als er auf sie zuging, konnte Magozzi nur als Ausdruck höchster Missbilligung interpretieren. Wenn es ihr darum ging, dass er sich wie ein stümperhafter Eindringling fühlte, war ihr kein Erfolg beschieden. Er reagierte nur gereizt.
    «Sogar Sie müssten doch wissen, wie lächerlich das hier ist, Detective.» Das mit dem «sogar Sie» ließ er ihr durchgehen.
    Verhaltensregel 101 für Detectives: Reagieren Sie niemals auf Beleidigungen durch Zivilpersonen. «Und wieso?»
    «Meinen Sie etwa, ich würde eine unter meinem Namen registrierte Waffe benutzen, um Menschen zu ermorden? Und glauben Sie etwa, die Waffe sei von

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