Monkeewrench 04 - Memento
natürlich auch bedeutet, dass wir den Schneemann noch nicht auseinandernehmen konnten. Und solange wir den Verstorbenen noch nicht wenigstens oberflächlich untersucht haben, können wir natürlich auch nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich hier um einen Mordfall handelt.»
Gino gähnte lauthals, und auch Magozzi wurde langsam etwas ungeduldig. «Aber Sie sind sich schon sicher, dass da eine Leiche drin ist?»
Er konnte förmlich hören, wie sie stutzte, und als sie nach einer kleinen Pause antwortete, klang ihre Stimme leicht schnippisch. «Da bin ich mir absolut sicher, Detective. Die Hände liegen frei. Das sehen Sie auch auf dem Foto.»
«Besteht die Möglichkeit, dass einfach jemand vom Schneesturm überrascht und eingeschneit wurde?»
Eine weitere Pause, während Magozzi eine gewisse Gereiztheit am anderen Ende der Leitung wahrnahm. Nach seiner Erfahrung hatte man dieses Problem mit vielen Polizistinnen, vor allem in höheren Positionen. Sie konnten einfach nicht so gut mit freundlichen Frotzeleien umgehen wie Männer. «Wir haben es hier mit einer eindeutig strukturierten Form zu tun, Detective, ganz egal, ob sie nun perfekt umgesetzt wurde oder nicht, und trotz wetterbedingter Schäden war es für uns alle offensichtlich, dass hier jemand einen Schneemann um eine Leiche errichtet hat. Ob das Ganze tatsächlich etwas mit Ihrem Fall zu tun hat, bleibt abzuwarten. Wir hielten es zumindest für richtig, Sie anzurufen und zu benachrichtigen. Wenn Sie sich das Foto angesehen haben, können Sie vermutlich besser beurteilen, ob die Notwendigkeit besteht, Ihre Leute bei diesen Wetterbedingungen zu uns zu schicken.»
... besser beurteilen, ob die Notwendigkeit besteht! Wer zum Teufel redete denn so umständlich? Magozzi rieb sich die Stirn und sah, dass Gino dasselbe tat und dabei gequält dreinblickte. Die Frau bereitete ihnen beiden Kopfschmerzen.
«Also gut, Sheriff Rikker. Wie ich sehe, hat der Chief Ihr Foto inzwischen heruntergeladen. Bleiben Sie bitte einen Moment dran, bis wir es uns angesehen haben.»
«Natürlich.»
Malcherson hängte sie wieder in die Warteschleife und rückte dann zur Seite, sodass Gino und Magozzi auf seinen Monitor schauen konnten.
«Mann, ist die empfindlich», brummte Gino. «Ist ja, wie mit einem Stachelschwein zu reden.» Dann musterten Magozzi und er einen endlosen Augenblick lang das digitale Foto.
«Oje», sagte Gino. «Da haben wir also noch einen.»
Magozzi beugte sich vor und drückte den Lautsprecherknopf an Malchersons Telefon. «Sheriff Rikker? Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Detective Rolseth und ich werden so schnell wie möglich bei Ihnen sein. Haben Sie ein Problem damit, wenn das BCA sich um den Fundort kümmert?»
«Da wollte ich als Nächstes anrufen.»
«Lassen Sie uns das machen. Ich möchte dasselbe Team, das die Schneemänner im Park verarztet hat.»
«Selbstverständlich, Sir.»
Magozzi zog die Augenbrauen hoch. Erst war sie schnippisch, dann sagte sie plötzlich «Sir» zu ihm, und dann versuchte sie noch, gut Wetter zu machen - zumindest kam ihm das so vor -, indem sie ihnen detailliert erklärte, wie sie fahren sollten, um dann das Gespräch mit einem Dank an alle zu beenden. Sehr höflich und korrekt und insgesamt viel zu langatmig - sie sprach sie sogar alle mit Namen an, als würde sie von Notizen ablesen, was sie vermutlich auch tat. Wenn die Polizistin war, fraß Magozzi einen Besen.
«Klingt nicht gerade wie die Polizisten, mit denen man sonst so zu tun hat», bemerkte Gino, nachdem Malcherson das Telefonat beendet hatte.
«Sie war auch ursprünglich Englischlehrerin, bevor sie in den Polizeidienst gegangen ist», erwiderte Malcherson.
«Ehrlich? Na, das erklärt einiges. Nur Englischlehrer brauchen fünfhundert Wörter, wo vier gereicht hätten. Von der möchte ich mir nicht meine Rechte erklären lassen - die hat bestimmt ihre eigene zehnseitige Version.»
Malcherson warf ihm einen säuerlichen Blick zu. «Ich muss sagen, ich finde diese sprachliche Präzision durchaus erfrischend. Und ich muss Sie beide ja sicher nicht daran erinnern, dass Sie Sheriff Rikker denselben Respekt entgegenzubringen haben wie jedem anderen gewählten Beamten oder Polizeikollegen, ungeachtet des jeweiligen Wortschatzes.»
«Natürlich nicht, Chief. Meinen Respekt hat sie, solange sie keinen Mist baut, und bisher scheint sie sich ja noch ganz gut zu schlagen. Ich würde mir nur wünschen, dass sie ein bisschen schneller auf den Punkt kommt. Die
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