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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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saß am Steuer, Gino stocksteif und angespannt auf dem Beifahrersitz, wo er sich mit dem viel zu engen Sicherheitsgurt den Magen abschnürte und durch die Windschutzscheibe nach draußen starrte, als könnte er durch Vermeidung jeglichen Blindseins die drohende Katastrophe abwenden. «Ich hasse diese blöden Jeeps», verkündete er. «Man ist viel zu weit oben. Ich wette, wir kippen auf der Fahrt mindestens zwanzigmal um.»
    «Geht gar nicht», sagte Magozzi. «Dafür sind die vereisten Spurrinnen unter dem Schnee viel zu tief.»
    Der Eisregen vom frühen Morgen war in Schnee übergegangen, es wehte ein heftiger, böiger Wind, und die Räumfahrzeuge hatten Mühe, hinterherzukommen, selbst auf den städtischen Freeways. Magozzi schätzte, dass die Sicht grob über den Daumen gepeilt zwei Autolängen betrug. Als sie den Schutz der Häuser im Zentrum hinter sich gelassen hatten, wurde es schlimmer, und dann wurde es noch einmal schlimmer, als sie die Vororte verließen und aufs offene Land hinausfuhren.
    «Langsam glaube ich, wir fallen gleich von der Welt runter, Leo. Ich sehe keinen Scheißmeter weit.»
    «Wir haben Sumpfland zu beiden Seiten, nichts, was den Wind abhalten könnte. Wenn wir in den Wald kommen, wird es sicher besser.» Magozzi kämpfte sich mit Allradantrieb durch die zehn Zentimeter Schnee, die seit der letzten Runde der Räumfahrzeuge dazugekommen waren.
    «Bist du sicher, dass es hier überhaupt Wald gibt?»
    Magozzi versuchte angestrengt, sich zu konzentrieren und die Straßenränder im Blick zu behalten. «Himmel, was weiß denn ich? Wir fahren nach Norden. Und im Norden von Minnesota gibt es Wälder, oder? Lehn dich zurück, du vernebelst mir die ganze Windschutzscheibe.»
    Gino versuchte, sich zurückzulehnen und sich zu entspannen, doch Sekunden später schnellte er schon wieder nach vorn und blinzelte in das Schneetreiben hinaus. «Du fährst zu schnell.»
    «Herrgott, Gino, reg dich ab. Du machst mich wahnsinnig, außerdem hörst du dich an wie ein altes Mütterchen. Als wir noch Streife gefahren sind, bist du immer gerast wie ein Irrer.»
    «Stimmt, aber inzwischen bin ich verheiratet und habe Kinder, deren Schulabschluss ich gern noch erleben würde.»
    Magozzi seufzte und ging vom Gas. «So. Jetzt fahre ich nur noch fünfzig. Kannst du damit leben?»
    «Mal schauen. Verdammt, ich hoffe wirklich, wir machen das nicht umsonst. Diese Fahrt hat mich jetzt schon mindestens zehn Jahre meines Lebens gekostet.»
    «Es ist entweder derselbe Täter oder ein Trittbrettfahrer. Beides gleich schlimm, würde ich sagen. Und ich bin auch nicht gerade begeistert von der Vorstellung, mit dieser Sheriff-Lady zusammenzuarbeiten.»
    «Frag mich mal. Als der Chief gesagt hat, sie ist Englischlehrerin, habe ich sofort Miss Kinney aus meiner Schule vor mir gesehen, wie sie mit dem Lineal auf das Pult haut. So eine lange, verbiesterte alte Schachtel, die die ganze Zeit den Mund verzieht, als wäre sie sauer auf alle Welt. Die hat auch so geredet wie diese Rikker, und ich hab nie was kapiert. Aus der sind die Wörter rausgepurzelt wie alte Pennys, wenn man sein Sparschwein umkippt. Nur weil man viele Wörter kennt, muss man sie doch nicht alle in einen Satz packen, oder?»
    «Vielleicht war sie ja nervös.»
    «Meinetwegen. Stell dich trotzdem schon mal drauf ein, für mich zu übersetzen. Wenn andere Polizisten mehr als ein Adjektiv benutzen, denke ich immer, das ist ein Multiple-Choice-Test, und mein Hirn schaltet automatisch ab ... Himmel, Leo, jetzt kommt der verdammte Schnee auch von der Seite. Siehst du noch was von der Straße?»
    «Nein.»
    Sie brauchten genau zwei Stunden für knapp hundert Kilometer - auf dem Freeway. Als sie schließlich die richtige Ausfahrt gefunden hatten und auf einer Nebenstraße weiterfuhren, wünschte Magozzi sich statt des Geländewagens sehnlichst ein Schneemobil. Die erste Kurve nahmen sie praktisch seitwärts, und als sie sich danach auf einer mickrigen, zweispurigen Straße ohne Seitenstreifen durch die Schneewehen kämpfen mussten, landeten sie diverse Male fast im Graben. Gino war sichtlich unglücklich.
    «Mann, das ist ja wie bei Fargo. Haben die hier oben keine Schneepflüge?»
    Magozzi hielt das Lenkrad so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel weiß wurden, was wahrhaftig nicht oft vorkam. «Hier gibt es nur leere Felder, nichts, was den Wind abhält. Die könnten hier alle zehn Minuten räumen, und man würde jetzt schon nichts mehr merken. Achte du mal auf

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