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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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meisten Sachen in unserem Job eilen nämlich ziemlich, verstehen Sie?»
    In Dundas County legte Iris Rikker den Telefonhörer auf, schloss die Augen, um das Büro, in dem sie saß, nicht mehr sehen zu müssen, und ließ das Gespräch noch einmal Revue passieren. Sie kämpfte gegen das Gefühl an, dass die Detectives aus Minneapolis sie jetzt für die letzte Idiotin hielten.
    Ein knappes Klopfen am Türrahmen riss sie aus ihren Gedanken, und gleich darauf stapfte Lieutenant Sampson ins Büro. Er streifte die Kapuze seines Anoraks ab und verteilte dabei Schnee im ganzen Raum. «MPD unterwegs?»
    Iris fügte im Geist Verb und bestimmten Artikel hinzu, um die Frage überhaupt verstehen zu können. «Detective Magozzi und Detective Rolseth sind auf dem Weg hierher. Außerdem schicken sie uns das Spurensicherungsteam, das sich bereits in Minneapolis mit den Schneemännern befasst hat.»
    Sampson ließ sich in einen schweren Ledersessel fallen und klappte die Fußstütze aus. «Na, bestens.»
    Iris stand auf, schaute aus den Fenstern, die fast eine ganze Wand einnahmen, hinunter auf den See und dachte, wie praktisch das doch war: ein Verbrechensschauplatz direkt vor dem Fenster des Sheriffs. Der Schnee fiel immer dichter, sie sah nicht allzu viel und war ganz dankbar dafür. «Wir müssen irgendeine Art von Plastikplane aufspannen, um den Tatort so gut wie möglich zu schützen. Haben wir so etwas im Haus?»
    Sampson antwortete nicht gleich, und sie drehte sich um und sah ihn an. Es gefiel ihr gar nicht, wie er sich da in ihrem Sessel fläzte, als wäre er bei sich zu Hause im Wohnzimmer. Das war doch respektlos, oder? Falls sie tatsächlich vorhatte, dieses Amt auszufüllen und ihre Arbeit gut zu machen, war es wichtig, dass sie bestimmte Grundregeln für respektvolles Verhalten von Anfang an festlegte. Im Grunde konnte sie also auch gleich damit anfangen ...
    «Guter Gedanke, das mit der Plastikplane», sagte er und unterbrach damit nicht nur die kleine Rede über Verhaltensänderung, die sie sich gerade in Gedanken zurechtlegte, sondern brachte sie auch sonst völlig aus dem Konzept. Das klang ja fast, als hätte er etwas Nettes gesagt. «Nur 'n bisschen spät. Ich hab ein paar von den Jungs losgeschickt, um ein Zelt zu leihen. Das stellen die gerade auf. Mann, was für ein Morgen. Hängen Sie hier jetzt eigentlich Spitzengardinen auf oder was?»
    Einen Moment lang musterte Iris ihn schweigend und kam zu dem Schluss, dass sie genauso gut versuchen konnte, das Verhalten eines Regenwurms zu ändern. In Wahrheit passte ein Mann wie Sampson doch viel besser in dieses Büro als sie. Ohne Kapuze sah er ganz anders aus. Dunkles Haar, was ihr irgendwie passend schien, schmale, dunkle Augen, die Stoppeln eines Wochenendbartes. Genau die Sorte Mann, die man in einem holzverkleideten Büro mit einem Flachbildfernseher, Ledersesseln und einem Stapel Playboys auf dem Beistelltisch erwartete.
    Sampson stemmte sich wieder aus dem Sessel. Ihr Schweigen schien ihn zu langweilen. «Wollte nur mal hören, ob die Jungs aus Minneapolis jetzt kommen oder ob wir uns selbst um den Tatort kümmern müssen. Ich muss wieder raus.» In der Tür blieb er noch einmal stehen. «Wahrscheinlich wollen Sie noch mit der Nachtwächterin reden, die die Leiche gefunden hat.»
    Iris blinzelte. «Ja, natürlich.»
    «Ich schick sie Ihnen rein. Sie heißt Margie Jensen, falls Sie sie noch nicht gesehen haben.»
    «Vielen Dank.»
    Iris wartete, bis er ganz draußen war. Dann ließ sie sich wieder in diesen blöden ledernen Schreibtischstuhl sinken und wünschte sich, sie wäre tot oder wenigstens zu Hause, wo ihre Katze ihr auf die Füße kotzte.
    Sie war gar nicht auf die Idee gekommen zu fragen, wer die Leiche gefunden hatte. Sie hatte keine Ahnung, was sie hier tat. Und Sampson wusste das.
    Du führst hier keinen hinters Licht, Iris. Du warst nie auf der Straße unterwegs, bist nie Streife gefahren und hast auch noch nie einen Tatort gesichert. Du sprichst ja nicht mal dieselbe Sprache wie diese Leute.
    Eine kleine ältere Frau im Overall klopfte mit dem Stiel ihres Besens an die Bürotür und kam dann gleich herein. «Ich bin die Nachtwächterin, Margie Jensen, aber ich weiß gar nichts.»
    Iris lächelte sie an. Dann sind wir ja schon zwei.

KAPITEL 12

    Als Magozzi und Gino sich endlich auf den Weg machten und die Stadt in einem polizeieigenen Geländewagen Richtung Norden verließen, war es schon fast neun Uhr, und es schneite immer heftiger.
    Magozzi

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