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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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aufrecht.
    «Langsam und tief atmen», sagte eine leise Stimme an ihrem Ohr. «Schauen Sie nur weg, machen Sie nicht die Augen zu. Atmen Sie einfach weiter.»
    Wenn sie sich auch nur ein klein wenig bewegte, beispielsweise den Kopf drehte, um zu sehen, wer da hinter ihr stand, würde sie auf der Stelle ohnmächtig werden oder sich übergeben, davon war sie überzeugt. Doch sie erkannte die Stimme auch so. Ausgerechnet Rolseth kam ihr zu Hilfe und versuchte, sie wie eine echte Polizistin wirken zu lassen.
    Nachdem sie den Schnee auch vom Kopf entfernt hatten, starrte Iris auf das freigelegte, bläuliche Gesicht, die geschlossenen, verschwollenen Augen, den offenen Mund.
    «Kennt jemand den Mann?», fragte Magozzi.
    Niemand kannte ihn.
    «Und ich nehme an, wir haben keine Möglichkeit, Fingerabdrücke zu nehmen, bis er aufgetaut ist?»
    Jimmy Grimm schüttelte den Kopf. «Zumindest keine vollständigen. Die Hände sind an der Angelrute festgefroren. Wenn wir versuchen, die Finger zu bewegen, brechen sie durch wie Salzstangen. Und wenn wir die Angelrute rausziehen, kommt eine Menge Haut mit runter.» Er hockte sich hin und sah sich die Sache genauer an. «Vielleicht kann ich mit dem Daumen hier was machen. Der steht ein Stückchen vor.»
    «Tun Sie Ihr Bestes. Je schneller wir ihn identifiziert bekommen, desto schneller können wir nach Verbindungen zu den anderen beiden suchen.» Magozzi sah Iris an. «Sie sind doch an die Datenbank angeschlossen, oder?»
    Voller Freude darüber, zumindest diese eine Frage beantworten zu können, wollte Iris schon den Mund öffnen, doch Lieutenant Sampson kam ihr zuvor. «Sie geben mir einen Fingerabdruck, ich identifiziere ihn vom Streifenwagen aus in zehn Minuten. Wenn er hier im Staat aktenkundig ist, geht's noch schneller. Wir haben das so eingestellt, dass die Datenbank von Minnesota zuerst durchsucht wird. Spart eine Menge Zeit.»
    Gino horchte auf. «Augenblick mal. Man kann hier draußen nicht mal mit dem Handy telefonieren, aber Sie haben in jedem Streifenwagen so leistungsfähige Computer?»
    Sampson zuckte die Achseln. «Klar. Drahtlose Netzwerke, GPS über Satellit. Genau wie in der Stadt.»
    Gino verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte missmutig. Er hatte kein GPS in seinem Wagen.
    Und Sampson hielt Wort. Nach fünf Minuten kam er von seinem Streifenwagen draußen auf dem Parkplatz zurück und hielt einen Ausdruck in der Hand. «Hab das Ergebnis nach circa zwei Sekunden bekommen. Der Mann ist Bewährungshelfer in Hennepin County, lebt in Minneapolis. Stephen E. Doyle. Sagt Ihnen das was?»
    Magozzi betrachtete die sterblichen Überreste des einstmaligen Stephen E. Doyle und schüttelte den Kopf. Der Tote trug einen goldenen Ehering. «Irgendwem wird der Name eine ganze Menge sagen.»

KAPITEL 15

    Als Tinker endlich ins Büro kam, war Johnny McLaren ganz allein im Morddezernat. Er stand mit einer Tasse in der Hand vor der Kaffeemaschine und beäugte jeden einzelnen Tropfen, der herauskam, als wollte er den Apparat bei einer Geschwindigkeitsübertretung ertappen. Sein rotes Haar stand nach allen Seiten ab wie nach einem Stromschlag, und sein schmales Gesicht hatte die ungesunde Farbe eines Vanille-Milchshakes.
    «Tut mir leid, dass ich so spät bin, Johnny.»
    «Mensch, Tinker, ich hätte schon fast einen Suchtrupp nach dir losgeschickt. Janis hat vor drei Stunden angerufen und gesagt, du müsstest kurz noch was privat erledigen. Ich dachte, du liegst längst irgendwo im Graben. Auf dem Handy bin ich auch nicht durchgekommen.»
    Tinker ließ sich noch im Mantel auf seinen Schreibtischstuhl fallen. «Ja, ich habe ziemlich viel telefoniert. Der private Termin hat sich als böse Sache herausgestellt.»
    McLaren hielt den Atem an. Wenn seine irische Abstammung etwas Nachteiliges hatte, dann waren das keineswegs seine Wochenendaffären mit gut gereiftem Whiskey - das lag daran, dass er Polizist und einsam war. Sein eigentliches Verhängnis war eine ebenso lebhafte wie morbide Phantasie. Keine zehn Sekunden, nachdem Tinker von einer «bösen Sache» gesprochen hatte, war sein Partner schon zu dem Schluss gekommen, dass der private Termin ein Arztbesuch gewesen sein musste, dass Tinker an irgendeiner grauenvollen, tödlichen Krankheit litt und vermutlich noch vor Ablauf des heutigen Tages tot am Schreibtisch zusammenbrechen würde.
    «Mein Gott, Tinker, was ist los? Geht's dir gut?»
    «Ich weiß es nicht. Irgendwas stimmt nicht mit mir ... » Tinker blickte auf, sah

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