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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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in Machtpositionen nicht umgehen. Vermutlich lag es aber eher daran, dass Iris Rikker die Sorte Frau war, die immer schon durchs Leben ging, als wäre ihr das Wort «Fußabtreter» auf die Stirn tätowiert. Niemand brachte einer Autoritätsperson Zuneigung oder Vertrauen entgegen, die nicht in der Lage war, Respekt einzuflößen. Im Gegenteil, die allermeisten Menschen empfanden dafür nur Verachtung und fühlten sich in gewisser Weise betrogen. Vermutlich hatten schon ihre Schüler sie mit Papierkügelchen beworfen, und dieser Deputy setzte das mit den Mitteln eines Erwachsenen fort. Nur: Warum zum Teufel war sie dann überhaupt gewählt worden?
    Als sie das überfüllte Zelt betraten, trafen sie gleich am Eingang Jimmy Grimm, der seinen Technikern genug Platz lassen wollte. Die wiederum wuselten um eine schneeverkrustete Gestalt herum und machten Fotos und Videoaufnahmen. Magozzi bemerkte, dass Iris unwillkürlich einen Schritt zurückwich, geschockt vom Licht und von der eifrigen Betriebsamkeit.
    «Hallo, Jimmy. Wie läuft's?»
    «Nun ja, auf dem Weg hierher bin ich fünfmal knapp dem Tod entronnen, nur um mir jetzt in einem Zirkuszelt den Arsch abzufrieren. Abgesehen davon ist alles bestens. Wenn es allerdings so weiterschneit, können wir uns alle in Bates' Motel einmieten. Haben Sie die Hütte auf dem Weg hierher gesehen?»
    «O ja. Das Dew Drop Inn oder so ähnlich. Ich will es mal so sagen: Das -Schild hat mich nicht überrascht. Haben Sie Sheriff Rikker schon kennengelernt?» Magozzi winkte Iris heran.
    Jimmy war die Freundlichkeit selbst, als er sie begrüßte. Menschen konnte er fast ebenso gut einschätzen wie Tatorte, und so hatte er bereits, als Iris das Zelt betreten hatte, begriffen, dass sie ein Greenhorn war. Obwohl sie es nach Kräften zu verbergen versuchte, sah sie doch aus wie ein verirrtes kleines Mädchen. Vermutlich war das ihre erste Leiche und mit Sicherheit ihr erster Mordfall, wenn er sich denn als solcher entpuppte.
    Als grundsätzlich netter Mensch war Jimmy besonders aufmerksam zu Kindern, Tieren, Hilflosen und Unerfahrenen. Er brauchte keine Vorgeschichte, um zu erkennen, dass Iris überfordert war, dass sie plötzlich alles auf einmal lernen musste, deshalb gab er sich Mühe, sie zu beruhigen. «Falls Sie Fragen haben, Sheriff, kommen Sie am besten zu mir. Die zwei da haben keine Ahnung, das sind nur zwei hübsche Gesichter. Wir behalten sie da, damit sie später mit der Presse plaudern können.»
    Iris gab ihm lächelnd die Hand. «Schön, Sie kennenzulernen, Mr. Grimm, und vielen Dank, dass Sie kommen konnten.»
    Himmel, dachte Magozzi. Da steht sie hier in einem Zelt mit einer Leiche und einem Haufen Kriminaltechniker und hört sich an wie die Gastgeberin bei einer Cocktailparty. «Was habt ihr denn bisher, Jimmy?», fragte er, um die Nettigkeiten abzukürzen.
    «Am besten schauen Sie ihn sich selbst an. Macht mal Platz, Leute», wies Jimmy die Techniker mit den Kameras an, und sie traten beiseite, um Gino und Magozzi heranzulassen.
    Gino warf einen Blick auf den Schneemann und verzog das Gesicht, wie damals, als er ein Stück von McLarens Sardellenpizza probiert hatte. Rikker hatte ganz recht. Falls der hier einmal ausgesehen hatte wie die Bilderbuch-Schneemänner im Park, hatte das Wetter ihn gründlich ruiniert. Der große Kopf war verformt und voller Graupellöcher, auf den dicken Wangen waren eisige Rinnsale festgefroren, sodass es aussah, als heulte das verflixte Ding. Doch die Schneemannform war klar zu erkennen, und es war verdammt offensichtlich, dass der Mann, der zu diesen bläulichweißen Händen gehörte, das nicht selbst um sich herum gebaut hatte.
    «Könnte Nummer drei sein», sagte Magozzi neben ihm, und Gino nickte.
    Iris stand ein paar Schritte hinter ihnen, stocksteif, Hände, Füße und Nase taub von der Kälte, und versuchte, ernst und professionell zu wirken, obwohl sie am liebsten auf und ab gehüpft wäre und in die Hände geklatscht hätte. Nummer drei, das hieß, es war der Mörder aus Minneapolis, und das wiederum hieß, es war deren Fall und sie würden ihr die Ermittlung gleich wieder wegnehmen. So ein Pech aber auch. Sie hielt ihr Lächeln tief im Innern verborgen.
    «Oder ein Trittbrettfahrer», fuhr Magozzi fort.
    Iris' inneres Lächeln bröckelte.
    «Diese Inszeniererei gefällt mir gar nicht», bemerkte Gino. «Die Angel macht mich mindestens so fertig wie die Skier. Wäre fast schlimmer, wenn es ein Trittbrettfahrer ist - das hieße

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