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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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verdutzt an und hob dann die Augen gen Himmel. «Ach Mensch, klar, das weißt du ja noch gar nicht. . . »
    «Was weiß ich nicht?»
    «Es gibt möglicherweise einen weiteren Schneemann in Dundas County.»
    Roadrunner spürte Gesicht, Füße und Hände nicht mehr. Sein ganzer Körper war von mindestens anderthalb Zentimetern eisigen Schnees bedeckt, und er musste an die Schneemannmorde vom Vortag denken. Ihn fröstelte, was ausnahmsweise nichts mit der Außentemperatur zu tun hatte. Hoffentlich kam er bei Harley an, bevor er am Fahrradsitz festfror und selbst zum Schneemann wurde.
    Trotz des furchtbaren Wetters und des bevorstehenden Erfrierungstods hielt er vor der Hennepin Avenue Bridge an, um wieder zu Atem zu kommen. Das machte er immer so, wenn er diese Strecke fuhr. Er schaute hinaus auf den breiten, zugefrorenen Mississippi, sah die Stone Arch Bridge in der Ferne und die ehemaligen Lagerhallen der Mühlen, die inzwischen längst umgebaut waren und statt Mehl und Korn Menschen beherbergten. Sie sahen aus, als hätte man ein altes Postkartenfoto vor den Hintergrund der schlanken, modernen Hochhäuser der Innenstadt montiert. Es war eine schöne Stadt, selbst an diesem schneetrüben Januartag, und es war einfach nicht richtig, dass an einem so hübschen Ort so schreckliche Morde passieren konnten.
    Roadrunner blieb so lange stehen, bis er es nicht mehr aushielt, dann radelte er entschlossen auf die Brücke. Nachdem er zweimal schwer auf dem Eis gestürzt war, sah auch er ein, dass er es auf gar keinen Fall mit dem Fahrrad zu Harley schaffen würde. Er drehte um und fuhr zurück nach Hause.
    Die Schneise, die Roadrunner in seiner Einfahrt freigeschaufelt hatte, reichte für sein Mountainbike völlig aus - von den übergroßen Reifen von Harleys Hummer passte allerdings nicht einmal einer hinein. Doch für das gewaltige Fahrzeug waren anderthalb Meter hohe Schneewehen ein Kinderspiel, und Harley pflügte sich einfach vor bis zur Haustür und machte es sich auf der Hupe bequem.
    Roadrunner winkte ihm vom vorderen Fenster seines farbenfrohen viktorianischen Nicollet-Island-Häuschens zu, ließ das Rollo herunter und trat leicht humpelnd aus dem Haus. «Danke fürs Abholen», sagte er, nachdem er in den Wagen geklettert war und sich angeschnallt hatte.
    «Ich kann nicht glauben, dass du so blöd warst, bei dem Wetter überhaupt zu versuchen, mit dem Fahrrad zu kommen. Was macht das Knie?»
    Vorsichtig betastete Roadrunner die pochende, gänseeigroße Schwellung, die er bei einem der Stürze davongetragen hatte, und verzog das Gesicht. «Geht schon. Ich habe was draufgetan. Außerdem musste ich es versuchen. Heute fahren weder Busse noch Taxis.»
    «Irgendwann wirst du dir mal einen ordentlichen fahrbaren Untersatz zulegen müssen.» Harley tätschelte liebevoll das Lenkrad. «Hol dir doch auch so eine kleine Schönheit, das ändert dein ganzes Leben. Vielleicht kriegst du dann sogar mal ein Date.»
    «So ein Monstrum ist doch obszön. Ich kann nicht fassen, dass du dir so was gekauft hast.»
    «Krieg dich wieder ein. Ein großer Kerl wie ich braucht nun mal große Räder. Außerdem wohne ich ja nicht in L. A. und fahre die Kinder damit zum Fußballtraining. Das ist ein reines Winterfahrzeug. Wir leben immerhin in Minnesota.»
    «Du hättest dir auch ein Hybridauto kaufen können. Inzwischen gibt es sehr schöne Geländewagen mit Hybridmotor.»
    «Klar sind die schön, wenn man Autos hasst. Kannst du dir Arnold Schwarzenegger in einem Hybridwagen vorstellen? Siehst du.» Harley legte den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gas. Der Hummer grub sich in eine vereiste Schneewehe und schlingerte dabei nicht einmal.
    Roadrunner verdrehte die Augen und gab sich geschlagen. «Wieso bist du denn heute auf einmal so scharf aufs Arbeiten? Ich dachte, dir ist langweilig.»
    «War mir auch, bis ich gestern Nacht ein bisschen im Netz unterwegs war. Da bin ich auf was ganz schön Wildes zu der Schneemannsache im Park gestern gestoßen.»
    «Was denn?»
    «Eigentlich hab ich nur so zum Spaß unsere Ermittlungssoftware durchs Netz laufen lassen, bevor ich gestern schlafen gegangen bin, weil ich sehen wollte, ob irgendwelche wirren Gemüter vorher schon mal Leichen in Schneemänner gepackt haben. Als ich mir heute Morgen den Laufbericht angeschaut habe, hatte das Ding sechs Stunden lang gearbeitet und dann einen Treffer gelandet. Ein Stück Thread aus irgendeinem Chatroom. Viel stand nicht drin. Nur «Betreff: Schneemänner Minneapolis»

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