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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Albträumen sehen.»
    «Ich weiß, was Sie meinen», sagte er leise, drehte den Kopf weg und schaute aus dem Fenster, zu den Lichtern der Anglerhäuschen auf dem See unter ihnen. «Als ich anfing, dachte ich, Tatorte, Leichen und Gewalt, das sind alles Dinge, an die man sich irgendwann gewöhnt, weil sie eben zum Job gehören und weil man verrückt wird, wenn man sich nicht daran gewöhnt.»
    Iris folgte seinem Blick aus dem Fenster und dachte an einen guten Menschen namens Steve Doyle, den sie nie kennengelernt hatte und der da draußen auf dem Lake Kittering gestorben war, nur wenige hundert Meter von ihrem Platz entfernt. «Und, gewöhnt man sich daran?»
    «Manche vielleicht. Ich nicht.» Er wandte sich vom Fenster ab und warf einen Blick auf die Unterlagen, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. «Berichte?»
    «Nein, die bin ich alle schon durchgegangen. Ich hatte mir gerade die Mitschriften aus der Zentrale von gestern Nacht und heute Morgen angesehen, um sicherzugehen, dass wir auch nichts übersehen haben.»
    Sampson zog leicht die Augenbrauen hoch und nickte.
    Iris vermutete, dass das in der Männersprache so etwas wie ein kleines Kompliment darstellte, weil ihr ein weiterer Stein eingefallen war, den man umdrehen konnte, und sie erlaubte sich ein kleines Lächeln. «Ehrlich gesagt kommt es mir irgendwie falsch vor, einfach nach Hause zu gehen, während ein Mörder frei herumläuft.»
    «Es läuft immer ein Mörder frei herum.»
    Dieser einfache, kurze Satz erschütterte Iris bis ins Mark, mehr als alles, was sie den Tag über gehört und gesehen hatte. Wahrscheinlich musste man als Polizist genauso denken. Es war eine traurige, hoffnungslose Wahrheit, mit der Englischlehrerinnen sich nicht auseinanderzusetzen brauchten, wenn sie sich nachts in die Kissen kuschelten.
    Mit einem müden Seufzer stemmte Sampson sich aus dem Sessel. «Später soll's noch einen Eissturm geben. Bleiben Sie nicht zu lange.»
    «In Ordnung.»
    Er war schon fast an der Tür, als Iris plötzlich feststellte, dass sie eigentlich gar nicht wollte, dass er ging. Es war angenehm, Gesellschaft zu haben, und vermutlich noch viel angenehmer, sich mit jemandem zu entspannen und den Tag zu beenden, der sie wirklich verstand. Außerdem hatte sie noch keine rechte Lust, in ihr dunkles, leeres Haus zurückzukehren.
    «Möchten Sie sich vielleicht den Käsekuchen mit mir teilen?», platzte sie heraus, auch wenn sie sich dabei so verzweifelt und erbärmlich anhörte wie das Kind auf dem Schulhof, mit dem keiner spielen will.
    «Nein, danke, ich hatte schon ein Stück.» Er blieb an der Tür stehen, musterte sie einen Augenblick und setzte dann achselzuckend hinzu: «Aber ich hätte nichts gegen einen Kaffee, wenn noch einer da ist.»
    Vielleicht hatte er ja etwas in ihren Augen gesehen. Vielleicht hatte er auch einfach nur Mitleid mit ihr. Im Grunde war es Iris herzlich egal, warum er blieb - sie war inzwischen durchaus auch bereit, Almosen zu akzeptieren. «Er ist eine halbe Stunde alt. Ist das in Ordnung?»
    «Das ist absolut in Ordnung.» Sampson schüttete Milchpulver und zum Ausgleich noch ein paar Tütchen Zucker in seinen Becher und kehrte dann auf seinen Platz im Sessel zurück. «Wie lebt es sich denn so als Stadtkind in einem alten Farmhaus?»
    «Na ja, es knarrt, es zieht, die Decke ist undicht, und neulich habe ich einen Bescheid vom Umweltamt bekommen, dass ich bis nächsten September mein Klärsystem auf den neuesten Stand bringen lassen muss, was mich schlappe fünfzehntausend Dollar kosten wird. Abgesehen davon ist es ganz hinreißend.»
    «Es stand fast zwei Jahre leer, bevor Sie es gekauft haben. So ein Haus verfällt schnell, wenn keiner drin wohnt.»
    «Ich verstehe gar nicht, warum es sich so schlecht verkaufen ließ. Es ist doch eine wirklich schöne Immobilie zu einem guten Preis. Es braucht einfach nur ein bisschen Zuwendung.»
    Sampson legte den Kopf zur Seite. «Hier ist man noch ziemlich abergläubisch. Die wenigsten Leute kaufen ein Haus, in dem es spukt.»
    Iris verdrehte die Augen.
    «He, machen Sie sich da mal nicht lustig drüber. Wir hatten alle eine Heidenangst vor dem Haus, als wir klein waren.»
    Iris runzelte die Stirn. «Als Sie klein waren? Aber die Besitzerin ist doch erst vor zwei Jahren gestorben.»
    Sampson lachte leise. «Das Gespenst ist ja auch nicht Emily, sondern ihr Mann, Lars. Und der spukt dort seit bald dreißig Jahren.»
    «Wie ist er gestorben?»
    Sampson zuckte die Achseln. «Das weiß

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