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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Verhalten änderte sich umgehend, und sein Gesicht nahm einen einstudierten, respektvoll gehorsamen Ausdruck an. «Aber nein, Sir, natürlich nicht. Tut mir leid, dass ich das erwähnt habe. Ich mache mir einfach nur Sorgen um sie. Ich will nur wissen, ob es ihr gut geht, sonst nichts.»
    Einen Augenblick lang musterte Doyle den Mann eingehend. Himmel, wie er diese Typen hasste, wie er es hasste, wenn sie glaubten, sie könnten einen mit einem Lächeln und falscher Unterwürfigkeit um den Finger wickeln, als wäre man der letzte Idiot. Dabei waren sie doch alle nur selbstsüchtige, hinterhältige Schweine. Davon war er ehrlich überzeugt. Und doch hielt sich irgendwo hinter der zynischen Schale, die er sich so hart erarbeitet hatte, noch ein dummes, hartnäckiges letztes Aufflackern von Idealismus. Das wurde er einfach nicht los. Vermutlich war das auch der Grund dafür, dass er den Job nach all den desillusionierenden Jahren immer noch machte. Sein Verstand wusste es besser, doch sein Herz wollte weiter daran glauben, dass auch der letzte Abschaum immer noch ein Mensch war, der auf den rechten Pfad zurückkehren konnte, wenn ihm nur der richtige Mensch zum richtigen Zeitpunkt eine kleine Wohltat erwies. Was würde es ihn denn kosten? Einen einzigen Satz, ein paar tröstliche Worte.
    «Ich habe selbst mit Ihrer Frau gesprochen, und es geht ihr sehr gut.»
    Diesmal war Weinbecks Lächeln echt, und Doyle fühlte » ich so gut wie schon seit Monaten nicht mehr.
    «Vielen Dank, Sir. Es hilft mir sehr, das zu wissen. Sind wir dann fertig?»
    « Es dauert noch zehn Minuten.»
    «Kann ich mir was zu trinken holen? Eine Cola oder so was ? Ich habe draußen auf dem Gang einen Getränkeautomaten gesehen.»
    Doyle schob ihm ein paar Formulare über den Tisch. «Ich hol's Ihnen schon. Unterschreiben Sie überall, wo Sie eine rote Markierung sehen. Je schneller Sie das erledigt haben, desto schneller sind Sie hier raus.» Er nahm Weinbecks Akte in die Hand, um sie mit nach draußen zu nehmen, und blieb dann kurz auf der anderen Schreibtischseite stehen, um sich zu überzeugen, dass Weinbeck auch an den richtigen Stellen unterschrieb. Manchmal waren die Kerle so beschränkt, dass sie trotz roter Markierung nicht kapierten, wo sie ihren Namen hinsetzen sollten.
    Er sah die Klinge, als sie nach oben schnellte, doch da war es bereits zu spät.

KAPITEL 7

    Samstag, mitten am Nachmittag, und die City Hall brummte wie ein defekter Verstärker. Vor dem Eingang drängten sich sämtliche Reporter und Kameraleute aus ganz Minnesota, zumindest sah es so aus; und wo Kameras waren, ließen natürlich auch die Politiker nicht lange auf sich warten.
    Während er sich mit Gino unter wiederholten «Kein Kommentar»-Rufen eine Schneise durch die lauthals gestellten Fragen schlug, mit denen sie auf dem Weg nach drinnen bombardiert wurden, entdeckte Magozzi immerhin drei Mitglieder des Stadtrats, etliche Abgeordnete, die Leute aus dem Pressebüro des Bürgermeisters und bizarrer Weise auch den Pressesprecher des städtischen Verkehrsamts, was immer der hier zu suchen hatte. Wahrscheinlich wollte er eine Budgeterhöhung für die Schneeräumung herausschlagen, um dieses weiße Zeug, in dem man Leichen verstecken konnte, so schnell wie möglich zu entsorgen.
    Komischerweise entpuppte sich ausgerechnet das Morddezernat als der einzig verhältnismäßig ruhige Ort im ganzen Gebäude. Hinter der Tür, die den Empfangsbereich vom eigentlichen Büro trennte, hörten sie Gloria mit betont höflicher Stimme telefonieren, und Magozzi wusste nicht recht, was er irritierender finden sollte: dass Gloria an einem Samstag im Büro war oder dass sie tatsächlich höflich zu jemandem war. «Die Detectives sind alle noch am Tatort, Sir. Ja, selbstverständlich werde ich das ausrichten.»
    Gloria war schwarz, üppig und scharfzüngig, legte großen' Wert auf ihr Äußeres und pflegte dabei einen wilden und höchst individuellen Kleidungsstil. Sie waren daran gewöhnt, alles Mögliche an ihr zu sehen, von winzigen Rastazöpfchen bis zum farbenfrohen Turban. An einem Tag kam sie im Sari, am nächsten in Minirock und Plateauschuhen. Doch so etwas wie heute hatten sie noch nicht erlebt.
    Sie sah aus wie eine sehr viel üppigere und sehr viel schwärzere Ausgabe von Priscilla Presley, wie sie da vor dem Empfangstresen stand, die Hände in die breiten Hüften gestemmt, den Blick wütend auf die vielen blinkenden Lämpchen an ihrem Telefon gerichtet. Ihr schwarzes Haar war zu

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