Monkeewrench 04 - Memento
sobald wir etwas haben.»
«Ruf Iris Rikker an», sagte Magozzi zu Gino, als er vom
Seitenstreifen herunterfuhr und wieder Gas gab. «Lass dir erklären, wie man zu ihr kommt.»
«Langsam, Kumpel, jetzt warte mal einen Moment. Denk erst mal nach. Grace findet ein paar unheimliche Verbindungen, und schon glaubst du ... was? Dass Bitterroot eine Enklave heimlicher Auftragsmörderinnen ist, die durch die Gegend laufen und gewalttätige Männer abknallen?»
«Verdammt nochmal, Gino, stell das nicht so blöd und simpel dar. Nichts davon trifft zu, und trotzdem wedeln uns von allen Seiten riesengroße Finger vor der Nase herum, die allesamt nach Bitterroot zeigen, und wir versuchen die ganze Zeit nur, von dort wegzukommen. Diesmal bleiben wir, bis wir vernünftige Antworten haben.»
Gino verzog das Gesicht. Das gefiel ihm gar nicht. Hier draußen gab es ja nicht mal ein anständiges Motel.
Während er widerwillig sein Handy aus der Tasche zog, bremste Magozzi scharf, schlug das Lenkrad ein und wendete den Wagen mitten auf der Straße um hundertachtzig Grad.
KAPITEL 31
Irgendwann vor langer Zeit, als es noch keine Toten in Schneemännern, auf Wohnzimmerteppichen und vielleicht sogar auf dem Grund von Seen gab, hatte Iris Hühnerbrühe gekocht und eingefroren. Jetzt taute sie sie fünf Minuten in der Mikrowelle auf, schnippelte in der Zwischenzeit frisches Gemüse und stellte Nudeln bereit. Dann setzte sie alles auf den Herd und ließ es kochen.
Draußen hörte sie Sampson mit schweren Schritten auf und ab gehen wie jemand, der versucht, sich ein Problem von der Seele zu laufen. Er hatte sich bereit erklärt, die nötigen Anrufe zu tätigen, und das war Iris ganz recht gewesen. Sie stand kurz vorm Verhungern.
Als Sampson in die Küche zurückkam, hatte er Puck auf dem Arm, die die Situation sichtlich genoss.
«Mögen Sie Katzen?»
«Nicht besonders.» Sampson ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken und legte sich das schnurrende schwarze Fellknäuel auf den Schoß. «Aber sie ist mir bei jedem Schritt um die Beine gestrichen, ein paar Mal wäre ich fast auf die Schnauze geflogen. Schien mir sicherer, sie auf den Arm zu nehmen und festzuhalten.»
Iris lächelte und füllte zwei Teller mit der Schöpfkelle. «Es gibt Suppe zum Frühstück.»
«Danke. Riecht toll.» Mit der einen Hand löffelte Sampson die Suppe und streichelte Puck mit der anderen. «Das Krankenhaus hat sich bereit erklärt, Weinbecks Leiche den Tag über im Kühlraum aufzubewahren. Neville hat jemanden vor Ort postiert, es dürfte also keine Probleme geben. Das BCA will sich erst um Ihre Scheune kümmern und Weinbeck dann auf dem Weg in die Stadt einsammeln.»
«Was ist mit dem Tatort?»
«Da sind sie noch mit Spuren und Fingerabdrücken beschäftigt. Neville wartet, bis sie fertig sind.»
«Dann haben wir also Zeit.»
«So viel wie lange nicht mehr.»
Sie löffelten gerade ihren zweiten Teller, als Gino anrief und Iris nach dem Weg zu ihrem Haus fragte.
«Die kommen zurück?», fragte Sampson überrascht.
«Sieht so aus. Warum, hat er nicht gesagt, nur, dass sie in ein paar Minuten hier sind und wir auf sie warten sollen.»
«Hm. Bin gespannt, was jetzt wieder los ist.» Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, musterte die Katze auf seinem Schoß und fragte sich, warum es sich so gut anfühlte, dieses dumme, nutzlose alte Viech zu streicheln. Eigentlich hatte er Katzen nie gemocht, und auch keine Hühnersuppe - aber aus irgendeinem Grund wärmte ihm Letztere auf äußerst angenehme Weise den Magen, und es war auch durchaus nicht unangenehm, Erstere auf dem Bauch liegen zu haben. Das Einzige, was ihn jetzt noch quälte, war das, was in seinem Kopf vorging. «Eigentlich müssten Sie mich feuern.»
«Wie bitte?»
Sampson presste die Lippen zusammen und sah sich in der Küche um. «Schön hier.»
«Danke. Finde ich auch. Warum soll ich Sie ?»
«Ich hab Sie da draußen im Stich gelassen. Ich bin einfach abgehauen und hab Sie alles allein machen lassen.»
Seufzend schob Iris ihren Teller beiseite. «Sie wollten Ihrer Schwester beistehen, Sampson. An Ihrer Stelle hätte ich genauso gehandelt.»
Sampson sah sie eindringlich an. «Mit so was fangen Sie gar nicht erst an. Versuchen Sie nie, Entschuldigungen zu finden, wenn ein Polizist seinen Partner im Stich lässt. Niemals. Wenn das einer macht, feuern Sie ihn. Das ist jetzt Ihr Job.»
Iris stellte die leeren Teller in die Spüle, lehnte sich an die Küchenzeile und
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