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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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zukniff, verlor man den Blick für das große Ganze. Und genau das war ihnen passiert.
    Magozzi stellte Augen und Gedanken wieder scharf und tippte mit dem Finger auf die Windschutzscheibe, wo ununterbrochen Schneeflocken auf das Glas fielen. «Weißt du was?», sagte er zu Gino. «Wir waren schneeblind.»
    «Wie meinst du das denn?»
    «Ich meine, dass wir der Weinbeck-Spur gefolgt sind, weil es das Einfachste war. Der Weg des geringsten Widerstands ... »
    «Also, hör mal, Leo. Das können wir uns nun wirklich nicht vorwerfen. Immerhin hatten wir einen dritten Schneemann. Uns blieb gar nichts anderes übrig, als uns Weinbeck näher anzuschauen, und eine Zeitlang sah diese Spur ja auch verdammt gut aus.»
    «Ja, aber wir haben uns sonst nichts angeschaut. Wir hätten von Anfang an viel mehr auf die Opfer und ihre Angehörigen achten müssen. Das machen wir doch sonst immer als Erstes, nur diesmal haben wir es nicht getan, weil plötzlich Weinbeck im Spiel war. In Pittsburgh haben sie denselben Fehler gemacht, vermutlich, weil sie gleich von einem Trittbrettfahrer ausgegangen sind.»
    Gino war ernstlich ratlos. «Wovon, zum Geier, redest du?»
    «Ich rede vom Durchschnittsmord und davon, dass man normalerweise nicht weit gehen muss, um den Mörder zu finden. Du weißt doch selbst, wie selten ein Mord an Wildfremden vorkommt.»
    «Sicher, aber Deaton und Myerson sind nicht gerade Durchschnittsmorde ... »
    «Vielleicht nicht hinsichtlich der Art, wie sie umgebracht wurden, aber vom Motiv her möglicherweise schon. Wir waren so was von weit weg, Gino, wir sind nicht mal auf den Gedanken gekommen.» Er sah seinen Partner von der Seite an. «Häng dich ans Telefon und ruf McLaren an. Er soll die örtlichen Krankenhäuser nach Notrufen und Notfallbehandlungen von Mary Deaton checken.»
    Ginos Miene hellte sich auf, als er langsam begriff, was Magozzi ihm sagen wollte. «Ach du Scheiße. Mary Deaton. Die Nasen-OP.»
    Magozzi nickte grimmig. «Die vielleicht gar keine Nasen- OP war.»
    Gino schüttelte unglücklich den Kopf. «Scheiße, Leo, Deaton war doch ein Cop.»
    «So was kommt vor, Gino. Ziemlich oft sogar. Und das weißt du auch.»
    Gino dachte einen Augenblick nach. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mary Deaton etwas damit zu tun hatte. Erstens hat sie nicht die Körperkraft, und außerdem scheint sie auch die typische Mentalität einer misshandelten Frau zu haben, sonst hätte sie ihn schon längst in den Knast gebracht.»
    «Ich dachte auch nicht an Mary Deaton.»
    Gino musterte ihn einen Augenblick, dann klappte er sein Handy auf und rief im Büro an.
    In tiefem Schweigen saßen sie in Iris' Einfahrt und warteten auf McLarens Rückruf. Sie mussten sich gar nicht lange gedulden. Gino hörte ein paar Minuten zu, nickte hin und wieder, machte sich aber keine Notizen. «Danke, Johnny», sagte er schließlich. «Geh der Sache weiter nach, egal, wo sie noch hinführt.»
    Dann legte er auf und sah Magozzi an. «Zwei Nächte, bevor ihr Mann ermordet wurde, wurde Mary Deaton mit einer gebrochenen Nase in die Notaufnahme des Hennepin County gebracht. Sie haben sie dort zum ersten Mal gesehen. Es gab keine Aufzeichnungen über gehäufte Notrufe, also hat McLaren es mal drauf ankommen lassen und in den Notaufnahmen anderer Krankenhäuser angerufen. Überall gibt es eine Patientenakte von ihr mit jeweils einem Eintrag. Nach den ersten fünf hat er uns angerufen, aber er sucht noch weiter. Hast du eine Ahnung, wie viele Krankenhäuser es im Stadtgebiet der Twin Citys gibt? Und noch ein interessantes Detail. Wer, glaubst du, hat sie jedes Mal ins Krankenhaus gefahren?»
    «Ihr Mann. Tommy Deaton.»
    «Falsch. Sein Partner, Toby Myerson. Verdammt! Der Mistkerl muss gewusst haben, was da läuft.»
    «Und er war nicht der Einzige.» Magozzi drehte sich um und sah Gino direkt ins Gesicht. «Was würdest du machen, wenn es deine Tochter wäre, Gino? Was würdest du machen, wenn es Helen wäre?»
    Gino gab keine Antwort.
    Ein schwächlicher Sonnenaufgang bemühte sich nach Kräften, den trüben, schneegesprenkelten Himmel zu erhellen, als Gino und Magozzi endlich aus dem Wagen stiegen und Iris' Veranda betraten. Iris und Sampson schauten bereits aus dem Küchenfenster und fragten sich sicher, was sie da eigentlich so lange im Wagen trieben.
    Als Iris die Tür aufmachte und sie hereinwinkte, traf sie der Duft frisch gekochter Suppe mit voller Wucht. Ginos Magen knurrte so laut, dass alle es hören konnten, und er grinste

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