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Monrepos oder die Kaelte der Macht

Monrepos oder die Kaelte der Macht

Titel: Monrepos oder die Kaelte der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Zach
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Kabinettsvorlagen dieser Legislaturperiode. Dann noch einige Regierungserklärungen zu speziellen Themen − Hochschulpolitik − Mut zur Erziehung − Innere Sicherheit − Radikalenerlaß −.
    Bertsch hielt inne und sah Gundelach prüfend an.
    Sie brauchen übrigens nicht jedem auf die Nase zu binden, wie Sie studiert haben oder auch nicht. Schon gar nicht dem Ministerialdirektor. Er will Sie morgen sehen. Wenn es sich einrichten läßt, werde ich Sie begleiten.
    Gundelach bemühte sich, die ausgestreckte Hand nicht zittern zu lassen. Sie tat es trotzdem.
    Und hier das Grundsatzprogramm der CDU. Werfen Sie bei Gelegenheit einen Blick drauf. Sie sind nicht Mitglied, nein?
    Der junge Mann schüttelte den Kopf.
    Sie sollten sich’s überlegen. Hat aber Zeit bis nach der Wahl.
    Bertsch kehrte zu seinem Sessel zurück. Bringen Sie Ihre Pressemitteilung gleich in die Fernschreibstelle, sagte er. Rundsender. Die Damen wissen dann schon Bescheid. Wiedersehen.
    Am nächsten Morgen traf Bernhard Gundelach fast so bald in der Baracke ein wie der Kollege, der in dieser Woche Frühdienst hatte. Die Unruhe, wie die Zeitungen sein Erstlingswerk aufgenommen hatten, trieb ihn her. Und Regierungsrat Schieborn, mit offenem kariertem Hemd und zerbeulten Jeans vor einem Berg von Zeitungsschnipseln werkelnd, schien Verständnis für die Ungeduld des Novizen zu haben.
    Er winkte ihn zu sich und sagte: Wollen doch mal sehen, ob die Journaille ihren neuen Informanten zu würdigen weiß. Momentmal … Einführung der Gesamtschule von Breisinger erneut abgelehnt, nein, das isses nicht … Bürgerprotest gegen Kernkraftwerk Weihl, auch nicht. Da kommt was auf uns zu, das kann ich Ihnen sagen! … Halt, hier: Mittel für Straßenbau des Landes deutlich erhöht, jawoll! Ein bildschöner Zweispalter, und das auch noch in der BZ. Die einzig positive Meldung des Tages stammt von Ihnen. Gratuliere!
    Obwohl der gutmütige Spott in Schieborns Stimme nicht zu überhören war, wurde Gundelach rot vor Freude. Er las den Artikel mehrfach durch, als wäre ihm der Inhalt völlig fremd. Später verglich er ihn mit den Fassungen in anderen Presseorganen. Meist fehlte das verkehrspolitische Selbstlob, auf das er, damit es nicht zu aufdringlich wirkte, viel Mühe verwandt hatte. Trotzdem durfte er mit dem Erfolg zufrieden sein, und jeder, der an diesem Tag in die Baracke kam, bestätigte es ihm.
    Schieborn zog das Thema im Pressespiegel weit nach vorn und widmete ihm drei volle Seiten. Man hätte meinen können, eine neue Ära des Straßenbaues wäre übers Land hereingebrochen.
    Kurz vor elf Uhr wurde Gundelach zum Amtschef der Staatskanzlei, Ministerialdirektor Renn, ins Schloß gerufen. Bertsch war verhindert mitzukommen; ein Gespräch mit Rundfunkjournalisten zog sich in die Länge.
    So nahm sich Bertschs Stellvertreter, der Leitende Ministerialrat Dr. Zwiesel, des Assessors an. Zwiesel verfügte wie Bertsch über ein Zimmer im Schloß. Wohl deshalb erschien er als einziger neben dem Abteilungsleiter stets mit Anzug und Krawatte zum Dienst. Er hatte ein glattes Gesicht, hohe Wangenknochen und wasserhelle Augen, die immer auf das Ende einer hohen Leiter zu zielen schienen. Bei Besprechungen gefiel er sich darin, bedenklich den Kopf zu wiegen und mit gespitzten Lippen zu lächeln.
    Daß Zwiesel selbst Bernhard Gundelach zum Vorstellungstermin abholte, erregte Aufmerksamkeit. Der Leitende Ministerialrat galt gemeinhin nicht als jemand, der Rangniederen einen Schritt entgegenkam. Während sie durch den Park gingen, der sich täglich dichter um die Baracke schloß, erfuhr Gundelach den Grund für seinen Großmut. Er müsse, sagte er ohne Umschweife, Gundelach mit einigen psychologischen Feinheiten der Führungsspitze vertraut machen, damit der junge Kollege nicht arglos in Fettnäpfchen trete, deren es, wie er versicherte, hier oben viele gäbe.
    Gundelach bedankte sich beklommen.
    Sie müssen wissen, begann Zwiesel, die Arme auf dem Rücken verschränkt und irgendwo hinter den Platanen eine besonders hohe Leiter ins Visier nehmend, es ist nicht ganz leicht, in unserem Hause Ministerialdirektor zu sein. Jedes andere Ministerium hat seine klaren Hierarchien, an die sich alle Sachbearbeiter, Referenten, Referats- und Abteilungsleiter zu halten haben: Der Minister ist die politische, sein Ministerialdirektor die verwaltungsmäßige Spitze des Ressorts. Nun, das ist Ihnen ja schon geläufig, nehme ich an. Der Staatssekretär, sofern einer vorhanden ist, spielt in

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