Monschau und das Monschauer Land
geführt werden. 400 m lang wurde dieser Kanal, von dem heute noch zwischen dem Campingplatz und dem Gasthaus hier und da Reste zu erkennen sind. Dann musste das ganze Gelände vom Beginn des Kanals bis zur Walkmühle gegen Überschwemmungen gesichert werden. Man schüttete es daher an und schützte es gegen die Rur, deren Hochwasser gefürchtet waren, durch eine 3-4 m hohe Außenmauer. Mit viel Mühe und Kosten ging man dann daran, den primitiven Zufahrtsweg von Imgenbroich durch den Wald hinunter an die Rur so auszubauen, dass er den erwarteten ständigen Verkehr mit schweren Fuhrwerken aushalten konnte.
Das alles benötigte viel Zeit, Arbeit und natürlich auch Geld. Umso größer war die Enttäuschung, als man an den Bau der eigentlichen Walkmühle ging und feststellen musste, dass das Gelände für den vorgesehenen großen Baunicht geeignet war. Es war zu eng und zu sumpfig. Deshalb beantragte und erhielt Matthias Offermann von der Düsseldorfer Regierung die Genehmigung, die Walke mehr oberhalb, zum Teil in die kurfürstliche „Menzerheck“, bauen zu dürfen.
Jetzt aber war der Kanal nicht mehr zu gebrauchen, er musste neu konzipiert und das Wasser weiter flussaufwärts aus der Rur abgeleitet werden. Dafür aber wiederum reichte Offermanns Landbesitz nicht aus. Also wieder Gesuche nach Düsseldorf, von wo fast zwei Jahre nach der ersten Betriebserlaubnis, am 24. März 1765, der Bescheid kam, dass Offermann ein geeignetes waldfreies Geländestück für seine Zwecke in Grundpacht nehmen durfte.
Als dann die Walkmühle schließlich stand, deren Bau den für die damalige Zeit geradezu unglaublichen Betrag von 8.000 Thalern gekostet hatte, ging es sozusagen Schlag auf Schlag. An die Walkmühle wurde eine Färberei gebaut. Sie kostete 2.000 Thaler. Man kann sich nach diesen Zahlen vorstellen, wie großartig die Bauten gewesen sein müssen. Leider sind keine Bilder von damals erhalten.
Walkmühle und Färberei genügten bald dem „Bismarck“ von Imgenbroich nicht mehr, er wollte mehr. Eine Lohgerberei sollte her, neben der Tuchmacherei sollte nun auch ins Ledergeschäft eingestiegen werden. Die Voraussetzungen waren günstig, boten doch die Eichenwälder rings um Grünenthal genügend Eichenlohe, den für die Lederbearbeitung notwendigen Rohstoff. Wieder musste eine kurfürstliche Erlaubnis eingeholt werden, denn Offermanns Landbesitz reichte abermals vorne und hinten nicht aus. KurfürstKarl Theodor erlaubte gnädigst eine weitere Grundpacht. So konnte die Lohmühle gebaut werden, doch das Unternehmen lohnte sich nicht. Schon bald wurde anstelle der Lohmühle eine Spinnerei gebaut. Und gleich neben die Einmündung des Belgenbaches in die Rur, da, wo heute die Wanderer ihre Autos auf dem großen Parkplatz abstellen, wurde eine „Schneidmühle“ oder „Schleifmühle“ angelegt, deren Grundmauern am Rande des Parkplatzes heute noch zu erkennen sind. Später kam an die Stelle dieser „Schneidmühle“ eine Sägemühle.
Blick über das Laufenbachtal in Richtung Hatzevenn
Neben der Tuch- und Lederfabrikation wurde in Grünenthal auch Landwirtschaft in großem Umfang betrieben, vor allem Ackerbau und Schafzucht. Feinste Gemüse wurden hier gezogen, sogar Spargel baute man an und Rebstöcke. Es wurde auch Wein gekeltert. Wahrscheinlich war er so sauer, dass ihn heute wohl niemand mehr trinken würde. So war das „stille grüne Dahl“, wie es in einem Aktenstück der Düsseldorfer Regierung 1776 erstmals genannt wurde, in kurzer Zeit zu einem Industriegelände geworden, wo Tag und Nacht die Mühlenwerke klapperten und sich die Wasserräder drehten.
Das Ende kam jäh, wie so manches Mal. Während man hochfliegende Pläne für eine Modernisierung und Erweiterung ausbrütete, kam es am 2. Januar 1861, einem mit minus 22 Grad eiskalten Sonntag, zu einem verheerenden Großbrand. Der gesamte Komplex mit Walkerei und Färberei brannte bis auf die Grundmauern nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Knapp 100 Jahre nach dem Beginn der Industrialisierung hier im Rurtal zeichnete sich das Ende ab. Für eine kurze Zeit ging der Betrieb in der inzwischen entstandenen Rauerei noch weiter, doch kurz nach 1900 wurde er auch hier eingestellt.
Geblieben von einem für damalige Zeiten eindrucksvollen Industriekomplex im Rurtal ist vor allem noch der massive Bruchsteinbau, der einst das große Wasserrad enthielt. Es sind vor allem Botaniker, die heute dieses Industriedenkmal ansteuern. Die alten Mauern sind nämlich bedeckt
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