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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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Seiteneingang des Rathauses. Schnell drehte er den Schlüssel im Schloss, und schon war er drinnen. Er sperrte die Tür hinter sich ab und verharrte eine Minute lang auf der Stelle, während sich seine Augen an die Finsternis im Inneren gewöhnten. Irgendwo über ihm klopfte ein Rohr, und eine Holzdiele knarrte in Erwiderung; dann wurde es wieder still.
    Serge spürte, wie es in seinem Nacken kribbelte, als er sich langsam zur Treppe bewegte und sich vom Geländer in den ersten Stock hinaufführen ließ, der in völliger Dunkelheit dalag. Er tastete sich durch Célines Büro in sein eigenes und schaltete, dort angekommen, eine Lampe ein, in der Gewissheit, dass durch die geschlossenen Fensterläden kein Licht nach draußen dringen würde, das seine Anwesenheit verraten hätte. Als ein Kreis aus weißem Licht die Dunkelheit zurückdrängte, atmete er tief ein. Das Zimmer roch wie immer nach altem Bohnerwachs, Staub und einer Spur Feuchtigkeit. Für Serge Papon war es der moschusartige Duft der Macht, und er spürte, dass der Raum sich wie ein Mantel um ihn legte.
    Und nun ans Werk. Das Erste, was er auf seinem Schreibtisch liegen sah, war ein Brief von der Feuerwehr in Foix. Er nahm ihn zur Hand, betrachtete ihn nachdenklich und riss ihn dann mit seinen dicken Fingern auf.
    Genau, wie er es erwartet hatte. Es war die Ankündigung einer Prüfung der Auberge des Deux Vallées für den 26. Januar.
    Serge lachte. Der Klang sauste in dem leeren Raum wie ein Querschläger durch die Schatten hinter dem Lampenlicht. Also hatte er recht gehabt! Major Gaillard spielte bei dem Spaß mit. Das machte die ganze Sache nur noch interessanter. Sein Argwohn war geweckt worden, als er seinen täglichen Anruf bei Céline machte und diese ihm mitteilte, dass ein Monsieur Peloffi eine Nachricht hinterlassen hatte, um sich im Voraus dafür zu entschuldigen, dass er es am Sechsundzwanzigsten nicht schaffen würde.
    Zunächst verblüfft, hatte er Céline gebeten, im Terminkalender nachzusehen. Dort war nichts eingetragen. Aber da er wusste, dass Monsieur Peloffi ein Mitglied der ursprünglichen Prüfungsgruppe gewesen war und seine politischen Instinkte nichts an Schärfe verloren hatten, war Serge zu dem Schluss gekommen, dass hinter seinem Rücken eine zweite Prüfung auf die Beine gestellt worden war. Sein erster Gedanke ging dahin, sie zu verschieben, was sein gutes Recht als Bürgermeister war. Aber das hätte nur Misstrauen geweckt, und seines Wissens verfügten die englischen Besitzer gar nicht über die nötigen Mittel, um bis zum 26. Januar für eine neuerliche Prüfung bereit zu sein. Nein, es war besser, die Sache laufen zu lassen.
    Aber dann hatte er Thérèse im Krankenhaus besucht, und mit einem Mal war alles anders gewesen. Mit einer leichten Röte auf ihren normalerweise bleichen Wangen hatte sie sogleich begonnen, ihn nach der Auberge auszufragen. Ganz offenbar hatte ihr irgendjemand von den Vorgängen berichtet, aber sie wollte ihm nicht verraten, wer es gewesen war, und er hatte keine Ahnung, wer dafür in Frage kommen könnte. Auf Thérèses strikte Anordnung hin hatte er niemandem von ihrer Krankheit erzählt, und all ihre Freunde und Nachbarn vermuteten sie bei ihrer Familie in Toulouse. Doch das spielte nun keine Rolle. Wie esihre Art war, hatte die missliche Lage des englischen Paares sie bekümmert, und sie wollte von ihm wissen, ob er etwas tun könnte, um ihnen zu helfen.
    Ihr ganzes Eheleben hindurch hatte Serge es immer als gegeben akzeptiert, dass sich das sanfte Gemüt seiner Frau darauf auswirkte, wie sie ihn, ihren Ehemann, wahrnahm. Sie war einfach nicht fähig, ihn irgendeiner bösartigen List zu verdächtigen, und glaubte, es läge ihm am Herzen, im Interesse aller zu handeln. Was ja im Grunde auch stimmte. Aber er hatte sich durch das in ihn gesetzte Vertrauen niemals in irgendeiner Weise gehemmt gefühlt. Vielmehr hatte er es sich hin und wieder zunutze gemacht. Heute allerdings war die Arglosigkeit seiner Frau nur schwer zu ertragen gewesen, und ihre Bitte hatte ihn berührt.
    Außerdem war da dieses Gefühl, dass es nun, da Major Gaillard in die Sache involviert war, politisch für ihn von Vorteil sein würde, auf halber Strecke die Richtung zu wechseln.
    Er griff in seine Tasche und zog einen anderen Briefumschlag daraus hervor. Es hatte ihn den größten Teil des Nachmittags gekostet, den Brief darin auf Thérèses altem Computer zustande zu bringen. Seine steifen Finger hatten auf der Tastatur

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