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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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beleuchtete, die sich quer über den Durchgang erstreckten.
    »Ladies first«, flüsterte ihr Paul ins Ohr und versetzte ihr einen kleinen Schubs.
    »Vielen Dank auch«, brummte sie und streifte die von Staub bedeckten Fäden mit dem Griff ihrer Taschenlampe zur Seite.
    Sie krochen mehr oder weniger die Treppe hinauf, duckten sich die ganze Zeit, um den schlimmsten Spinnweben auszuweichen. Oben angekommen, standen sie dann auf dem langgezogenen Boden. Die Dachfenster machten ihre Taschenlampen endlich überflüssig.
    »Sieht ja im Moment nicht gerade nach einem Wohnraum aus«, erklärte Lorna, als sie den Blick über die groben Fußbodendielen und die mit Ruß und Dreck bedeckten gewölbten Dachsparren wandern ließ, über denen die Unterseite der Schindeln sichtbar war. Sie hatten damit gerechnet, dass es mindestens ein Jahr dauern würde, bevor sie mit den Renovierungsarbeiten beginnen konnten, die notwendig waren, um den riesigen Raum in eine Wohnetage für sich umzubauen. Bis dahin mussten sie sich mit einem der Zimmer im Stockwerk darunter begnügen.
    »Nein, aber es wird bestimmt einmal traumhaft werden.« Paul schritt zum nächstgelegenen Dachfenster hinüber und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen besseren Blickdurch die kleine Glasscheibe zu haben, die mit den Jahren trüb geworden war. »Schau nur! Man kann die hohen Gipfel von hier oben sehen«, verkündete er aufgeregt, wich einen Schritt zurück, um Lorna Platz zu machen, und trat mitten in eine Pfütze.
    »Was zum …?« Paul starrte auf die Plastikfolie unter dem Fenster, wo sich das Wasser sammelte, und mit einem Mal wurde ihm klar, zu welchem Zweck sie dort lag.
    »Da muss wohl irgendwo eine undichte Stellte sein«, konstatierte er und betastete mit wachsender Panik das Holz um das Fenster. »Hier. Fühl mal. Klatschnass.«
    Aber Lorna hörte ihm gar nicht zu. Sie betrachtete entsetzt den Dachboden mit den zahllosen leeren Düngemitteltüten, von denen sie geglaubt hatte, dass jemand sie willkürlich dort hatte fallen lassen, um sie loszuwerden.
    »Oh, Mist!«, sagten sie beide wie aus einem Munde.
    Froh, wieder draußen zu sein, drückte Lorna ein letztes Mal Pauls Schultern und ließ sich dann neben ihn auf einen Stuhl sinken. Sie war sich nicht sicher, ob sie zu einer weiteren Geste der Ermutigung imstande sein würde.
    »Herrgott! Wie kann ein Anwesen nur in fünf Monaten so herunterkommen?«
    Paul, der den Kopf immer noch in den Händen vergraben hatte, stieß ein Grunzen aus. Er stierte auf den Laubteppich unter seinem Stuhl.
    »Na ja, wenigstens wissen wir jetzt, woran wir sind, und müssen uns nicht mehr auf irgendwelche schlimmen Überraschungen gefasst machen«, fuhr Lorna fort und gab sich große Mühe, optimistisch zu klingen. »Und die undichten Stellen werden halten, bis wir nächsten Monat den Besitz antreten.«
    Nachdem sie das Schieferdach genauer untersucht hatten,waren ihnen vier weitere große undichte Stellen aufgefallen, die dringender Maßnahmen bedurften. Eine eingehendere Überprüfung der Gästezimmer hatte darüber hinaus Rostflecken und bröckelnden Putz an den Decken ergeben. Da sie im Augenblick nur wenig unternehmen konnten, hatten sie den Dachboden nach etwas Geeigneterem als Plastikfolie abgesucht, um es unter den Löchern zu platzieren. Aber sie hatten nur zugesprungene Mausefallen und jede Menge Mäuseköttel gefunden, was von der Nutzlosigkeit der Fallen zeugte.
    Am Ende entschieden sie sich für die nächstliegende Lösung. Eine halbe Stunde und einen vollen Müllsack später standen vier hastig entleerte große, stolze Konservendosen abgelaufener Bolognese-Soße unter den schlimmsten Lecks.
    »Wir werden das schon schaffen«, sagte Lorna und lehnte sich gegen Paul. »Es braucht nur ein bisschen Zeit.«
    »Und einen verdammten Haufen Geld!«
    Lorna betrachtete seinen gebeugten Kopf und die hängenden Schultern.
    »Willst du vom Kauf zurücktreten?«, fragte sie. »Noch ist es nicht zu spät. Wir würden zwar unsere Anzahlung verlieren, aber das wäre vielleicht besser, als die Sache durchzuziehen. Was meinst du?«
    Als hätte sie ihren Sinneswandel gespürt, sprang Tomate auf die Lehne des Plastikstuhls, in dem Paul saß, rieb sich an ihm und gab kleine Klagelaute von sich.
    Paul hob den Kopf, streckte instinktiv die Hand aus und streichelte die Katze.
    »Ich will keinen Rückzieher machen. Obwohl der Gedanke daran schon verführerisch ist. Ach, ich weiß auch nicht … Es ist nur alles so anders als

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