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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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auf der Bar abstellten.
    »Eine Tasse Tee, Jungs?«, fragte sie.
    »Klasse. Und ein paar Plätzchen wären auch nicht schlecht. Arbeit macht hungrig.«
    Verdammt. Plätzchen. Die einzige Schachtel in der Küche war in der letzten Nacht Opfer eines Mäuseraubzugs geworden und trug die Anzeichen zahlloser Knabberspuren. Lorna zog kurz in Betracht, einfach die angeknabberten Ecken abzubrechen, konnte sich aber nicht dazu durchringen und griff daher nach Mantel und Geldbörse.
    »Ich springe mal schnell zum Laden rüber.«
    »Ich geh schon, Schatz. Ruh du dich nur aus«, sagte Paul eifrig, der gesehen hatte, dass sich die Männer an einem der Tische niederließen und ihm bedeuteten, sich zu ihnen zu setzen.
    »Haben wir Ihnen schon erzählt, wie wir den Umzug von Rod Steward erledigt haben und die ganzen Fußballstatuen aus seinem Garten schleppen mussten?«, begann einer von ihnen.
    »Nein, das geht schon in Ordnung, Paul. Ich werde gehen«, erwiderte Lorna wie aus der Pistole geschossen.
    »Bist du dir da auch ganz sicher?«, fragte er flehentlich.
    Sie grinste ihn an, strebte auf die Tür zu und überließ ihn seinem Schicksal.
    »Und was seine Kronleuchter angeht …«
    Lorna warf Paul eine Kusshand zu, die er mit einer Grimasse erwiderte, und schloss die Tür hinter sich. Sie zog den Mantel gegen den kalten Wind enger um sich und machte sich auf den Weg die Straße hinauf zur Épicerie .
    Sie hatten drei Tage gebraucht, um den Laden zu finden. Claude, der Immobilienmakler, hatte ihnen versichert, dass es durchaus einen in La Rivière gebe, aber obwohl sie einige Male durch das ganze Dorf gelaufen waren, hatten sie ihn nicht finden können. Das Postamt, gegenüber der romanischen Kirche gelegen, die an der Biegung zur Straße nach Fogas lag, war leicht zu erkennen. Aber nicht der Laden.
    Schließlich hatten sie gesehen, wie ein Wagen vor einem der Häuser anhielt, wo die Straße eine scharfe Linkskurve beschrieb. Ein Mann war in ein Haus auf der rechten Seite gegangen und mit einem Laib Brot wieder herausgekommen. Aber es gab draußen kein Schild. Das Ganze sah wie ein ganz normales Haus mit einer Eingangstür und einem Fenster aus. Doch wenn man erst einmal drinnen war …
    Als sie die Tür aufstießen, begrüßte sie die alte Klingel über dem Eingang mit einem unflätigen Furzen, und sobald sich ihre Augen an die schwache Beleuchtung gewöhnt hatten, kam es ihnen so vor, als wären sie in ein anderes Zeitalter geraten. Unmittelbar zu ihrer Rechten stand ein Korb mit frischem Brot, eine Holzvitrine an der Wand war mit halben Laiben verschiedener Bergkäsesorten gefüllt, mehrere Plastikkörbe enthielten Früchte und Gemüse unterschiedlicher Qualität, Regale bogen sich unter dem Gewicht von Wein- und Bierflaschen – von denen sich dem Staub nach zu urteilen keine sonderlich gut verkaufte –, und außerdem gab es eine seltsame Frankreich-Karte, die zu verdeutlichen schien, wo die verschiedenen Messerarten herstammten.
    Auf der anderen Seite des Ladens gab es noch mehr Regale, die bis zur Decke hinaufreichten und alles enthielten, was der Mensch so brauchte – und eine ganze Menge mehr (zumindest, was Lorna und Paul anging). Reißverschlüsse verschiedener Längen und Farben, die meisten davon verblichen,Streichholzschachteln, Schnürsenkel, Putzmittel, Toilettenpapier, Dosen mit Cassoulet und Confit de Canard, H-Milch, Feueranzünder, Marmelade, Berghonig aus der Region, Schokoladenriegel, Plätzchen, Geschirrspülmittel, Angelfliegen, Angelschnüre und natürlich ein aufrechtstehender Schaukasten mit Messern.
    Sie hatten entdeckt, dass die Butter im Kühlschrank neben der Tür aufbewahrt wurde, obwohl der gar nicht eingestöpselt war, und dass die Eier sich nicht in den Kartons befanden, die man ordentlich daraufgestapelt hatte. Was auch gut war, da die aufgestempelten Daten über ein Jahr alt waren. Stattdessen nahm man sich einen dieser alten Karton und füllte ihn mit Eiern von einem in der Nähe befindlichen Haufen. Nach Jahren keimfreier Supermarkteinkäufe hatte Lorna zunächst einen Anflug von Besorgnis verspürt und war sich sogleich wie ein Stadtmensch vorgekommen. Um das wiedergutzumachen, hatte sie sechs Eier ausgesucht und eine Packung Butter, sich aber nicht überwinden können, ungekühlten Käse zu kaufen. Sie würde wohl noch eine Weile brauchen, um sich daran zu gewöhnen.
    Während sie dort standen und das Angebot der Épicerie bestaunten, entdeckten sie mit einem Mal eine Frau hinter der

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