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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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Gesäßtasche. Josette blieb allein in der Épicerie zurück und hingihren Gedanken nach, während ihr Blick Madame Webster folgte, die die Straße hinunterging.
    Es war wirklich eine Schande. Sie schien sehr nett zu sein.
    Jacques saß in der Kaminecke und döste vor sich hin, als etwas seine Ruhe störte. Es kam nicht mehr so oft vor, dass er Schlaf fand. Das war nur eines von vielen Dingen, die sich im letzten halben Jahr geändert zu haben schienen. Daher schlug er mit einer gewissen Verärgerung die Augen auf, und seine Stimmung besserte sich nicht gerade, als er Serge Papon erblickte, der in den Raum stolziert kam.
    Er sah zu, wie der Bürgermeister das Zimmer mit wenigen Schritten durchquerte und vor dem Fenster stehen blieb. Er schaute für ein paar Sekunden mit einem listigen Ausdruck auf dem Gesicht hinaus. Dann fummelte er an seiner Gesäßtasche herum und zog ein Handy daraus hervor, wobei ihm ein Stück Papier zu Boden fiel. Er bückte sich mit einem Ächzen, hob das Papier auf und schob es ungehalten wieder in die Tasche zurück.
    Ein Handy.
    Jacques verdrehte die Augen. Es stimmte nicht immer, dass man einem alten Fuchs keine neuen Tricks mehr beibringen konnte, dachte er, als Serge eine Nummer in das Mobiltelefon hämmerte und es dann an sein Ohr hielt, während seine ganze Aufmerksamkeit immer noch auf die Gestalt gerichtet war, die die Straße hinunter Richtung Auberge ging.
    »Pascal?«, fragte Serge mit ungewöhnlich gedämpfter Stimme, als die Verbindung zustande kam. »Ich bin’s. Der Bürgermeister. Ist dieses Schreiben für die Auberge fertig?«
    Jacques lehnte sich vor, konnte aber gerade mal ein Gequäke am anderen Ende vernehmen. Klang eindeutig nach diesem Würstchen Pascal.
    »Großartig. Sehr gut. Hör zu, ich will, dass du Christian Dupuys Namen mit aufnimmst.«
    Christian? Was war mit Christian? Was hatte der alte Mistkerl denn jetzt schon wieder vor? Jacques war mit einem Mal hellwach und wandte sich vom Feuer ab, damit er besser hören konnte. Es war schon komisch, dass ihn seine Schwerhörigkeit nach allem, was geschehen war, immer noch plagte.
    »Nein, das ist nicht normal. Ich weiß … HÖR ZU …«
    Serge wurde sich bewusst, dass seine Stimme lauter geworden war, und er blickte sich zum Durchgang um, der in den Laden führte, um sicherzugehen, dass er immer noch allein war. Dann fuhr er zufrieden mit leiserer Stimme fort.
    »Hör zu … Tu einfach, was ich sage, in Ordnung? Füge einen Satz hinzu, der Dupuy als Initiator der Überprüfung benennt. Ja, das klingt gut. Und noch eine Sache, Pascal. Ich will, dass das Schreiben bis zum heutigen Nachmittag zugestellt wird. Hast du gehört? Auf keinen Fall später. Es muss heute sein.«
    Und damit beendete er das Gespräch unvermittelt und warf das Handy mit einem frostigen Lächeln auf den Tisch.
    »Du glaubst wohl, du wüsstest, wie man Politik macht, Christian.« Er kicherte in sich hinein, als er auf seinem Lieblingsstuhl Platz nahm, den Rücken wie immer dem Feuer zugewandt. »Jetzt werden diese Zuzügler in der Auberge genau wissen, wem sie die Schuld geben können.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte. Es war ein schriller Ton, bar jeden Humors.
    Von dem plötzlichen Geräusch angezogen, steckte Josette ihren Kopf in das Zimmer.
    »Pastis!«, blaffte der Bürgermeister, der wie immer das Beste aus einer günstigen Gelegenheit herauszuholen versuchte.
    Josette, dachte Jacques. Er musste Josette wegen des Schreibens warnen, das Christian offensichtlich Schwierigkeiten einhandeln würde. Aber wie? Er versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erregen, als sie den Drink an der Theke am hinteren Ende des Raumes vorbereitete, aber sie wollte nichts davon wissen und ignorierte ihn wieder einmal geflissentlich. Er sah hilflos zu, wie sie das Getränk und den Wasserkrug vor dem Bürgermeister abstellte und sich dann direkt neben Jacques bückte, um das Feuer zu schüren.
    Aber ihn sah sie dabei nicht ein einziges Mal an.
    Sie ließ den Schürhaken auf dem Kaminboden liegen und verließ das Zimmer. Damit war Jacques wieder mit dem Mann allein, den er im Augenblick mehr als jeden anderen auf der ganzen Welt verachtete.
    »Glaubt, er könnte mir eins auswischen …« brummte Serge in sein Glas. »Er wird den Tag noch bereuen, an dem er sich entschieden hat, Serge Papon die Stirn zu bieten. Aufgeblasener Kuhhirte.«
    Jacques spürte, wie sein Blut zu kochen begann. Er musste etwas tun. Irgendetwas. Er blickte sehnsüchtig auf die glühende

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