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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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und bei ihr stieß sie damit auf taube Ohren, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, dass sie nun, da Christian nicht hier war, allein zu der Versammlung sprechen musste.
    »Also kommen wir gleich zu Punkt vier«, fuhr der Bürgermeister fort, »der vorgeschlagenen Zwangsschließung der Auberge des Deux Vallées in Anbetracht ihres schlechten Abschneidens bei der Hygiene- und Sicherheitsprüfung, die am Montag, dem 15. Dezember, durchgeführt wurde.«
    Josette umklammerte ihre Hände unter dem Tisch. Sie spürte die Last der Verantwortung wie Blei auf ihren Schultern. Sie holte tief Luft und dachte an Jacques. Sie würde das schon schaffen.
    Die Rückfahrt mit Fatima war noch schlimmer als die Hinfahrt, da es nach dem Ende der Versammlung nun richtig dunkel war, was das Passieren der kurvenreichen Straße noch schwieriger machte. Der einzige Vorteil bestand Josettes Meinung nach darin, dass Fatima der schwierigen Straßenverhältnisse wegen den Mund hielt, was ihr sehr entgegenkam, da sie nicht in der Stimmung für eine Unterhaltung war.
    Wie sich herausstellte, war sie der Aufgabe doch nicht gewachsen gewesen. Sie hatte es nicht geschafft, den Gemeinderat davon zu überzeugen, dass die Auberge um der Gemeinde willen geöffnet bleiben musste. Sie vermochte den Argumenten bezüglich der festgestellten Mängel nichts entgegenzusetzen. Und zudem war es ihr nicht gelungen, den Bürgermeister davon abzuhalten, ihr die Worte so lange im Mund herumzudrehen, bis sie schließlich für ihn zu argumentieren schien.
    Sie hatte versagt. Auf der ganzen Linie versagt. Deshalb würde man die Auberge nun schließen, und Gott allein wusste, was aus Monsieur und Madame Webster werden würde.
    Hätte sie doch nur die Redegewandheit des Bürgermeistersoder Christians in sich ruhendes Selbstbewusstsein, um die Leute dazu zu bringen, aufzuhorchen und ihr zuzuhören. Aber stattdessen war sie nervös geworden, als man sie mit dem Bericht konfrontiert hatte, der die Probleme der Auberge bezüglich des undichten alten Öltanks und des fehlenden Abstands des Heizkessels ausführlich beschrieb. Sie hatte zugeben müssen, dass es sich dabei um ernste Sicherheitsmängel handelte, was dem Bürgermeister nur weitere Munition lieferte.
    Aber was den Gemeinderat letztlich zu seiner Entscheidung bewogen hatte, war die Tatsache, dass ursprünglich Christian selbst die Prüfung vorgeschlagen hatte. Und egal wie sehr sie auch beteuerte, dass er die Schließung der Auberge keinesfalls befürwortete und seine Meinung über die Neuankömmlinge geändert hatte, war diese Tatsache doch unanfechtbar.
    René hatte vor seiner Stimmabgabe bemerkt, dass Christian ihn dazu gebracht habe, sich für die Prüfung einzusetzen, und er, René, fühle sich nun verpflichtet, sich an deren Ergebnisse zu halten. Die Auberge entsprach nicht dem Standard, und daher lag es in der Verantwortung des Gemeinderats, sie zu schließen. Alain hatte eine ähnliche Auffassung geäußert, und schließlich war der Antrag mit einer großen Mehrheit von sieben zu vier Stimmen angenommen worden, da lediglich Philippe Galy und Monique Sentenac Josettes und Christians Haltung unterstützt hatten.
    »Da sind wir«, verkündete Fatima strahlend, ebenso froh wie Josette, am Ende der Fahrt angelangt zu sein.
    »Vielen Dank fürs Mitnehmen«, brachte Josette heraus, als sie aus dem Wagen stieg.
    »Lass es mich wissen, wenn du etwas von Christian wegen des Stiers hörst. Pascal hätte wirklich gern bei der Suche geholfen, aber seine Allergien … du weißt ja, wie dasist.« Fatima grinste albern, winkte und begann zurückzusetzen.
    Josette blieb vor dem Laden stehen und sah zu, wie Fatima in zig Manövern wendete, wobei sie in Gedanken recht unbarmherzig mit Pascal und seinen Allergien umsprang. Das Einzige, wogegen dieser Kerl allergisch war, war Kuhmist auf seinen Lederschuhen und Dreck unter seinen Fingernägeln. Jacques hatte den Mann immer genauso sehr für seine weichen, von körperlicher Arbeit unberührten Hände verachtet wie für sein arrogantes Gehabe.
    Die Rücklichter von Fatimas Wagen verschwanden in der Ferne, und Josette schloss die Tür zum Laden auf. Véronique hatte alles für die Nacht vorbereitet, die Rollläden heruntergelassen und die Lichter bis auf eine kleine Lampe im hinteren Teil des Gebäudes ausgemacht, und mit einem Mal war Josette froh über die Dunkelheit. Froh, dass sie nicht ihr Spiegelbild in der Glastheke sehen musste,

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