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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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um ihm von der Straße aufzuhelfen, die bereits vom Frost glänzte. In der Ferne konnte er die Lichter der anderen Mitglieder der Suchmannschaft erkennen, die aus den Wäldern und von den Hängen zusammenliefen. Wenn sie nicht Renés Schrei gehört hatten, dann würden sie nun gewiss Sarko in dem Transporter herumwüten hören und wissen, dass der Stier gefunden war.
    »Habt ihr ihn also erwischt!«, rief Alain, und als Christian es bejahte, ertönten Beifallsrufe von der Gruppe. Er sah, wie sein Vater Philippe Galy vor Erleichterung umarmte. Selbst der Bürgermeister lächelte.
    Christian betrachtete die hastig zusammengestellte Gruppe und spürte Stolz in sich aufsteigen. Genau das machte eine gute Gemeinde aus. In Krisenzeiten ließen alle ihre Differenzen beiseite und zogen an einem Strang. So sollte es sein.
    »Wer möchte auf einen kleinen Happen mit zu uns kommen?«, fragte Christians Vater, erntete aber nichts weiter als betretenes Schweigen. Er grinste. Zugegeben, das wäre wohl eher eine Strafe als eine Belohnung! »Na ja, was haltet ihr stattdessen von etwas zu trinken?«, änderte er das Angebot.
    »Das klingt schon besser!«, rief René, der endlich wieder zu Atem gekommen war. »Ich finde, ich habe mir ein Glas verdient. Schließlich hätte ich beinahe meine Männlichkeit an Sarkos Hörner verloren.«
    »Das setzt allerdings voraus, dass du auf diesem Gebiet überhaupt was zu verlieren hattest!«, ertönte eine Stimme,und die Männer marschierten erschöpft, aber gut gelaunt zum Hof zurück, froh, dass das abendliche Abenteuer ein gutes Ende gefunden hatte.
    Christian überprüfte nochmals die Verriegelung an der Heckklappe, packte dann die Seitentür, die immer noch offen stand, und zog sich daran in die Höhe, um das nun ruhige Tier im Wagen zu betrachten. Er leuchtete mit der Taschenlampe über jeden Zentimeter des Stieres, um sich zu versichern, dass er auch tatsächlich da war, keine gebrochenen Knochen hatte und keine Wunden. Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Der Gedanke brachte Christian zum Schwitzen. Da war der Steinbruch mit seinen tödlichen Böschungen, die Straße mit dem gelegentlichen, aber schnell dahinbrausenden Verkehr.
    Er schluckte und richtete den Strahl der Lampe auf Sarkos Kopf. Die Augen des Stiers fingen das Licht ein, als der ihn traurig ansah.
    »Du verrückter alter Mistkerl!«, murmelte Christian liebevoll. Er war sich gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er an dem Tier hing. Da musste der Teufelsbraten erst wieder einmal das Weite suchen und ihm einen gehörigen Schrecken einjagen! »Das ist jetzt das erste Mal, dass du das Tor aufbekommen hast!«
    Der Stier schnaubte zur Antwort.
    »Ja, ich weiß. Du bist wohl ausnahmsweise mal nicht dafür verantwortlich. Aber wenn ich herausbekomme, wer das gewesen ist …«
    Anfangs hatte sich Christian gewundert, dass der Elektrozaun und das Tor trotz Sarkos Verschwinden unversehrt geblieben waren. Normalerweise nahm er den Zaun mit, wenn er ausbrach. Also schien er dieses Mal unschuldig zu sein.
    Mehrere Bekannte in Picarets hatten Christian erzählt,dass sie ein Paar mit einer Landkarte und Rucksäcken dabei beobachtet hatten, wie es die Straße von der Weide heruntergekommen war. Offenbar waren die Leute in der Gegend gewandert und hatten das Tor hinter sich offen gelassen. Diese idiotischen Städter!
    Christian spürte, dass er Sarko beunruhigte, und wollte gerade wieder vom Wagen heruntersteigen, als der Lichtschein der Taschenlampe auf etwas an Sarkos Horn fiel, das seine Aufmerksamkeit erregte.
    »Was hast du denn angestellt?«, fragte er, als er den Arm hineinstreckte und mit der Hand vorsichtig über die Hornspitze fuhr. Er spürte etwas Weiches, Pelziges unter seinen Fingern, das er behutsam abzog und in den hellen Lichtkegel hielt.
    Es war ein viereckiger, orangefarbener Stofffetzen, kaum mehr als fünf mal fünf Zentimeter groß. Christian starrte den Fetzen nachdenklich an. Etwas daran kam ihm bekannt vor. Aber sein Hirn schien für heute bereits den Betrieb heruntergefahren zu haben, und es dauerte eine kleine Weile, bis es ihm einfiel.
    Baskenmütze. Jagd.
    Genau, es sah aus wie ein Fetzen von einer orangefarbenen Baskenmütze, wie man sie zur Jagd trug.
    Christian rieb den Stoff zwischen den Fingern und blickte in die Nacht hinaus. Er war sich bewusst, dass irgendwo in den Winkeln seiner Erinnerung etwas verborgen war, das hiermit zu tun hatte. Etwas, das er gesehen hatte.
    Sarko brüllte und trat gegen die

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