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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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jedes Jahr zu den Feiertagen in das Dorf eingefallen waren, ohne zu wissen, mit wem sie feiern sollten, die Möglichkeit zu bieten, sich an Silvester zu amüsieren.
    Es war einfach genial. Sie hatten den Gemeindesaal gemietet, ein paar Partylichter aufgehängt, eine Disco aufgebaut,und die Zweitwohnsitzbesitzer hatten sich förmlich überschlagen, um daran teilnehmen zu dürfen. Selbst zu einem solchen Preis. Fatima hatte dreißig Euro für eine Eintrittskarte vorgeschlagen, und als Pascal dagegen protestierte und darauf hinwies, dass das für die meisten Einheimischen zu teuer sein würde, hatte sie bloß eine Augenbraue in die Höhe gezogen und gelächelt.
    Und sie hatte recht gehabt. Die Einheimischen waren zu Hause geblieben, hatten sich geweigert, dafür zu bezahlen, bei eisigen Temperaturen in einem Fertigbau zu hocken, während die Zweitwohnsitzbesitzer, ohne mit der Wimper zu zucken, zugegriffen hatten. Daher hatte er nun ein unfreiwilliges Publikum, seine Machtbasis, an ein und demselben Ort versammelt, und alle waren ihm äußerst dankbar für die Party, die er organisiert hatte.
    Wenn sie doch bloß nicht solche Hinterwäldler wären.
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Zehn vor zwölf. Später noch nicht? Du liebe Güte, da hatte er ja noch Stunden vor sich. Sein Leben wäre nicht mehr lebenswert, wenn er verschwinden würde, bevor um fünf Uhr in der Früh die traditionelle Zwiebelsuppe aufgetischt wurde.
    »Haben Sie schon die Foie Gras probiert? Einfach vorzüglich!«
    Eine korpulente Frau mit speckig glänzendem Make-up und einem wogenden schwarzen Kleid hielt ihm eine Servierplatte unter die Nase. Pascal hatte keine andere Wahl, als zuzugreifen.
    »Vielen Dank«, murmelte er mit einem Lächeln, nahm ein Stück Toast und biss vorsichtig etwas davon ab. Als die klumpige Pastete seinen Gaumen traf, spürte er, wie sich seine Kehle reflexartig zuzog und ihm die Galle hochkam. Es kostete ihn größte Mühe, nicht zu würgen.
    »Köstlich, nicht wahr?«, schwärmte die Frau.
    »Mmmmh …«, brachte Pascal hervor, getraute sich aber nicht, den Mund zu öffnen.
    Als sie sich mit der Platte entfernte, um weitere Partygäste in Versuchung zu führen, spuckte Pascal den Bissen in seine Serviette, legte das restliche Toaststück dazu und ließ es in den Topf eines künstlichen Farns fallen. Er hatte Fatima darauf hingewiesen, dass es ein Fehler sei, eine Gruppe von Frauen aus dem Dorf mit der Bewirtung zu betrauen, und er hatte recht gehabt. Die Austern waren sandig gewesen, der Champagner von schlechter Qualität, und nun taugte die Foie Gras kaum dazu, als Katzenfutter verwendet zu werden. Offenbar hatten sie ihre Einkäufe beim Billigdiscounter gemacht!
    Ein Grölen von der anderen Seite des Raums weckte seine Aufmerksamkeit, und er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um mitzuerleben, wie Lucien Biro auf Knien über die Fläche schlitterte, die zum Tanz vorgesehen war, und dabei wie ein Wilder auf einer behelfsmäßigen Gitarre in der Form eines Besens herumklimperte, während die anderen um ihn herum begannen, Jive zu tanzen.
    Großer Gott! Irgendjemand hatte schon Johnny Halliday aufgelegt. Fünf weitere Stunden mit Frankreichs Antwort auf Elvis. Das war ja schlimmer als Folter.
    Pascal blickte zum Himmel hinauf, der von den Asbestplatten auf dem Dach des Anbaus verdeckt wurde, und betete um Erlösung. Seine Gebete sollten schon bald erhört werden.
    Als Christan und Stephanie auf Josettes Anruf hin in La Rivière eintrafen, war bereits eine große Menschenmenge auf der Straße zwischen der Kirche und dem Postamt versammelt. Die Gesichter wurden von den tanzenden Flammen erhellt, als sie zusahen, wie die Feuerwehrleute versuchten,den Brand zu löschen. Christian kämpfte sich nach vorn, wo er Josettes zierliche Gestalt erblickt hatte. Sie stand da, hatte die Hände um ihr Gesicht gelegt und starrte zu dem brennenden Gebäude hinüber.
    »Wo ist Véronique?«, schrie Christian ihr über das Tosen des Windes zu. »Geht es ihr gut?«
    Als sich Josette zu ihm umwandte, bemerkte er erst die Tränen, die auf ihren Wangen schimmerten. Sie schüttelte den Kopf, vermochte kein Wort herauszubringen und zeigte statt einer Antwort nur auf das Feuer. Christian durchfuhr eine schreckliche Angst.
    »Nein!« Er richtete seinen Blick wieder auf das Gebäude, dessen Dach inzwischen lichterloh brannte. Aus den Fenstern schlugen Flammen, und dichter Rauch stieg in den Nachthimmel hinauf. Véronique. Sie war da

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