Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
zog ein langes Gesicht. »Das Plastik’aus für meine Pflanzen? Es ist kaputt. Komplett kaputt. Und die Pflanzen auch.« Sie zuckte mit den Schultern, versuchte, das Ganze herunterzuspielen. »Ist kein so großes malheur .«
Und das war es auch nicht. Zumindest nicht in Anbetracht dessen, was Véronique zugestoßen war, die all ihre Habseligkeiten und ihr Zuhause verloren hatte. Und Stephanie hatte auch keine Verletzungen davongetragen wie einige Leute von der Silvesterparty, bei der das Dach weggeflogen war; noch hatte sie den Verlust einer Scheune oder schwere Beschädigungen am Haus zu beklagen wie Annie Estaque.
Aber trotzdem kam es ihr so vor wie das Ende der Welt.
Zuerst hatte sie den Job in der Auberge verloren, und nun waren ihre Versuche, ein neues Leben für sich und Chloé aufzubauen, mit der Zerstörung ihres Folientunnels und der Pflanzen um mindestens zwei Jahre zurückgeworfen worden.
Sie hatte sich ohnehin schon schlecht gefühlt, als sie an Neujahr endlich nach Hause gekommen war, nachdem sie Chloé von den Dupuys abgeholt hatte. Nach der dramatischen Nacht, die ihren Höhepunkt darin gefunden hatte, dass sie mit Véronique in die Klinik gefahren war, hatte sie der Anblick der verbogenen Metallbügel und des zerfetzten Kunststoffs, der im ganzen Garten verstreut lag, in Tränen ausbrechen lassen. Noch verstörender war das Bild gewesen, das die Pflanzen dargeboten hatten, die, ihres Schutzes beraubt, vom Regen niedergedrückt und vom Wind in Fetzen gerissen worden waren.
All ihre Arbeit war umsonst gewesen. Sie war wieder am Nullpunkt angelangt, musste alten Damen, die an Blähungen litten, Yoga beibringen und darauf hoffen, dass sich etwas anderes ergab.
Was der Grund war, warum sie sich auf den Weg in die Auberge gemacht hatte. Um dafür zu sorgen, dass sich etwas anderes ergab.
» Bonjour, Stephanie«, rief Lorna, als sie den Raum betrat. »Ça va?«
Stephanie umarmte sie und grinste zur Antwort. »Ihr Französisch! Es wird immer besser! Bald muss ich keine Englisch mehr reden!«
Lorna lachte angesichts des übertriebenen Lobs. »Na ja, so weit würde ich nicht gehen, aber wir haben fleißig gelernt. Auch wenn wir uns nicht so sicher sind, was die Zukunft angeht …« Sie warf Paul einen Blick zu, als sie dies sagte.
»Wir haben den größten Teil unserer Zeit über Weihnachten und Silvester damit verbracht, herauszufinden, was wir uns momentan finanziell erlauben können«, erklärte Paul und verzog das Gesicht. »Und es sieht nicht gut aus! Es scheint, dass der neue Heizkessel und der Öltank teurer werden, als wir dachten, und was das Dach betrifft …« Seine Stimme wurde schwächer, und er griff nach einem Briefstapel, der auf dem Tisch neben dem geöffneten Laptop lag.
»Hier. Sehen Sie sich das an«, forderte er Stephanie auf und reichte ihr den ganzen Stapel.
Stephanie überflog die Blätter, und ihre Augenbrauen wanderten dabei immer weiter in die Höhe.
»Das ist eine Witz, n’est-ce pas ?«
»Ich fürchte, die meinen das Ernst«, erwiderte Lorna.
Stephanie stieß einen leisen Pfiff aus, während sie noch einmal einen Blick auf die Kostenvoranschläge warf, die in der letzten Woche mit der Post gekommen waren.
»Zehntausend für eine Kessel und eine Öltank? Dreißigtausend für die Dach? Wir sollten alle unsere Job tauschen!«
»Also, wenn wir nicht mal schnell eine Bank überfallen, sehen wir keine Möglichkeit, wie wir uns diese Arbeitenleisten können«, fuhr Paul fort. »Und wenn wir sie nicht erledigen lassen, werden wir bei jeder Überprüfung wieder durchfallen und können nicht öffnen.«
»Deshalb ziehen wir ernsthaft in Erwägung, die Auberge zu verkaufen«, schloss Lorna mit hängendem Kopf. Es war ihnen wahrlich nicht leichtgefallen, diese Entscheidung zu treffen.
»Nein! Sie brauchen nicht verkaufen!«, rief Stephanie so laut, dass sie beide zusammenzuckten. »Darum bin ich ’ier! Um Ihnen die Geld zu besorgen!«
Eine Stunde später lehnte sich Paul mit schmerzendem Kopf vor seinem Laptop auf dem Stuhl zurück. Bei ihm drehte sich alles, aber zum ersten Mal seit langer Zeit stieg ein schwacher Hoffnungsschimmer in ihm auf. Stephanie hatte da offenbar etwas ausfindig gemacht, was ihnen nützlich sein konnte.
»Also, verstehe ich das richtig? Wir können bei der Chambre des Commerce einen Zuschuss beantragen, durch den wir ein Drittel des Geldes erhalten, das wir benötigen?«
Stephanie nickte.
»In dem Fall würden uns die Arbeiten, die nötig sind,
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