Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
drin.
Als Christian auf das Feuer zurannte, hatten die anderen keine Chance, ihn aufzuhalten. René Piquemal würde später in der Bar sagen, dass Christian wie zu seinen Glanztagen als Spieler des örtlichen Rugby-Teams, seinem großen Vorbild Chabal gleich, mit schwerfälligem Gang auf das Gebäude zugetrampelt war. Stephanie versuchte ihn noch am Arm zu packen, aber er schüttelte ihre Hand mit Leichtigkeit ab, und als einer der Männer der freiwilligen Feuerwehr von Massat sich ihm mit weit ausgebreiteten Armen in den Weg stellen wollte, da legte er ihm eine Hand auf die Brust und schob ihn einfach zur Seite. Niemand war dem großen Landwirt gewachsen, sobald er erst einmal in Fahrt war. Aber ein herrenloser Feuerwehrschlauch war eine ganz andere Sache.
Gerade als er fast die Tür des brennenden Gebäudes erreicht hatte, verfing sich sein linker Fuß in den Windungen eines Schlauchs, der sich über die Straße schlängelte, und er fiel der Länge nach hin, schlug mit dem Kinn auf die Eingangsstufedes brennenden Gebäudes und blieb regungslos liegen.
Stephanie war die Erste, die reagierte. Sie rannte auf ihn zu, packte eins seiner Beine und versuchte, ihn von dem Feuer wegzuziehen. René und zwei andere Männer kamen ihr rasch zu Hilfe, und gemeinsam schafften sie es, Christian zurück auf die andere Straßenseite zu ziehen, wo sie seinen immer noch reglosen Körper im Sitzen gegen eine Mauer lehnten.
»Christian?« Stephanie beugte sich über ihn und verpasste ihm einen Klaps auf die Wange.
Christians Lider zuckten, er murmelte etwas, dann schüttelte er den Kopf und riss die Augen auf.
»Véronique!«, schrie er und versuchte aufzustehen, während René und Josette sich bemühten, ihn dort am Boden festzuhalten.
»Hör auf, Christian«, sagte Stephanie mit flehentlicher Stimme, während er sich drehte und wand. »Hör auf. Es hat keinen Sinn.«
Und mit einem Mal wehrte er sich nicht mehr und verharrte regunglos. Ob es der Anblick der Flammen im Hintergrund war oder die Tränen in Stephanies Augen, die sonst nie weinte, etwas ließ ihn in sich zusammensacken, und der Kopf sank ihm auf die Brust. Als er sich der Ungeheuerlichkeit der Geschehnisse bewusst wurde, bedeckte er sein Gesicht mit den großen Händen und stieß ein leises Stöhnen aus.
Véronique war tot.
Wie um alles in der Welt sollte er Annie das nur beibringen?
Sein Kampfgeist war gebrochen, er rappelte sich hoch und lehnte sich, starr vor Schreck, den Blick ins Leere gerichtet, gegen die Friedhofsmauer. Und da hörte er es.
Er drehte das Gesicht in den Wind, der nun aus einer anderen Richtung pfiff. Da war es wieder. Spielten ihm seine Ohren etwa einen Streich? Aber er bemerkte, dass Stephanie es ihm gleichtat, den Kopf zur Seite warf, als lausche sie auf etwas.
Und da war es schon wieder, leise, aber eindeutig.
»Christiannnnnn! Hilf miiiiiiir!«
Véroniques Stimme, die aus dem Jenseits zu ihm sprach.
»Hast du das auch gehört?«, flüsterte er Stephanie mit einer Gänsehaut auf den Armen zu. »Das ist Véronique! Sie ruft mich aus … aus …«
»Aus der Kirche! Das kommt aus der Kirche!«
»Was … meinst du etwa …?«
»Véronique!«, rief Stephanie. »Sie ist nicht in ihrer Wohnung! Sie ist in der Kirche!« Und sie rannte los, über den Friedhof, dicht gefolgt von Christian und René. Sie erreichten die große Tür und stürzten hinein, wo sie im Licht des Feuers vom Postamt gegenüber zwei Gestalten zu erkennen vermochten, die auf der anderen Seite der Kirche umschlungen auf dem Boden lagen. Und wenn sich Christian nicht irrte, fehlte der kleineren von beiden der Kopf.
»Da hast du dir aber Zeit gelassen!«, murmelte die Gestalt, die unten lag und ihren Kopf noch hatte.
»Véronique!«, rief Christian erleichtert.
Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, ließ sich auf die Knie fallen, hob vorsichtig die enthauptete Statue von St. Germaine hoch und legte sie zur Seite.
»Mein Bein«, nuschelte Véronique, die ganz offenbar Schmerzen hatte. »Ich glaube, es ist gebrochen.«
»Ich rufe sofort einen Krankenwagen«, sagte Réne, zog sein Handy aus der Tasche und machte sich auf den Weg nach draußen, wo der Empfang besser war. An der Tür kamen ihm Josette und einige andere entgegengestürmt.
»Da hast du uns ja einen ganz schönen Schrecken eingejagt«, scherzte Christian, dessen Stimme nicht so fest war wie gewöhnlich. Er zog seine Jacke aus und deckte Véronique behutsam damit zu.
Sie brachte ein Schnauben
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