Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
um bei der Überprüfung zu bestehen und die Auberge wieder zu eröffnen, knapp siebentausend Euro kosten.«
»Ja.«
»Nun, das klingt schon annehmbarer.« Er nahm ein paar weitere Berechnungen auf seinem Laptop vor und pfiff leise.
»Wir könnten es so gerade schaffen. Wenn wir die anderen Rechnungen mitberücksichtigen, die wir Ende des Monats zu zahlen haben. Aber wenn ich Sie recht verstanden habe, dann müssen wir, um Anspruch auf einen solchen Zuschuss zu haben, ein Hôtel de Tourisme werden, nicht wahr?«
Stephanie nickte wieder.
»Was bedeutet, dass wir eine weitere Prüfung über uns ergehen lassen müssen!«, stöhnte Lorna.
»Ja, aber die ist nicht so … wie sagt man, strikt?« erwiderte Stephanie. »Nicht so wie die andere.«
»Na ja, was können die schon im schlimmsten Falle machen, wenn wir durchfallen?«, bemerkte Paul mit einem Lächeln. »Wir sind ja schon auf Anordnung der Gemeinde geschlossen.«
Lornas Lachen hatte mehr als nur einen Anflug von Spott, aber Stephanie dachte ernsthaft über die Frage nach. Das hier war schließlich Frankreich, und sie hegte den Verdacht, dass ihre angelsächsischen Freunde noch nicht ganz den eigenwilligen Charakter französischer Bürokratie verstanden hatten. Man musste grundsätzlich mit allem rechnen, wenn Staatsdiener darin verwickelt waren.
»Nichts«, folgerte sie schließlich zu Pauls und Lornas Erleichterung. »Ich glaube, sie können tun nichts.«
»In dem Fall frage ich mich, wie schnell wir wohl einen Prüfungstermin bekommen«, fuhr Paul fort.
Stephanie stand vom Tisch auf, durchquerte den Raum und ging auf das Telefon zu.
»Man soll die Eisen schlagen, solange es ’eiß ist!«, verkündete sie und begann zu wählen. Innerhalb von Sekunden plapperte sie in rasantem Französisch los.
»Sie ist wohl nicht der Typ, der die Dinge auf die lange Bank schiebt!«, sagte Paul lachend, während er über den Tisch griff, Lornas Hand nahm und seine Stimme mit einem Mal vor Aufregung übersprudelte. »Ist dir klar, dass sich dadurch alles ändern könnte? Wenn wir einen Zuschuss bekommen sollten, könnten wir es uns leisten, den Öltank und den Kessel auszutauschen. Das bedeutet, die Auberge wäre zu Saisonbeginn wieder geöffnet! Und dann fangen wir an, für das Dach zu sparen.«
Lorna lächelte angesichts seines wiedererwachten Eifers, sagte aber nichts.
»Du scheinst dir da nicht so sicher zu sein.«
Sie rieb sich über die Stirn, als wollte sie damit ihre Sorgen wegwischen.
»Es ist nur … ich weiß auch nicht. Ich möchte mir keine falschen Hoffnungen machen, falls …«
Paul drückte ihre Hand. Sie musste den Satz gar nicht beenden. Sie hatten gerade ein paar elende Wochen damit verbracht, irgendwie mit den Konsequenzen der letzten Prüfung fertigzuwerden. Da musste es wie blanker Hohn erscheinen, nun alle Hoffnungen auf eine weitere zu setzen.
»Die Dreizehnte?«, unterbrach sie Stephanie, eine Hand über die Muschel des Telefons gelegt. »Für die Prüfung? Ist das okay?«
»Am Dreizehnten? Januar?«
» Qui . Ich ’abe ihnen gesagt, es ist dringend!«
Paul und Lorna tauschten überraschte Blicke. Das war schon in einer Woche. Lorna zuckte mit den Schultern und nickte.
»Okay«, erwiderte Paul, als Stephanie wieder ins Französische zurückfiel und den Anruf beendete.
»Du meine Güte!«, sagte Lorna mit leicht zittriger Stimme. »Das geht alles so schnell.«
»Besser als herumsitzen und nichts tun«, sagte Paul.
» Exactement! Viel besser als nichts tun«, stimmte Stephanie ihm zu, die gerade noch das Ende des Wortwechsels mitbekam, als sie den Hörer auflegte. Sie ging zu der Stelle hinüber, wo Lorna saß, und legte ihr eine Hand auf die Schulter, wobei ihre Augen weiser dreinblickten, als es ihrem Alter entsprach.
»Keine Sorge, Lorna«, sagte sie und blickte sie mit einerIntensität an, die für sie untypisch war. »Sie werden die Geld bekommen.«
Und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ihr Lorna.
Stephanie klatschte in die Hände und schüttelte ihr Haar zurück, als bereitete sie sich auf einen Tanz vor.
»Und nun«, erklärte sie theatralisch, die Arme wie ein Prediger in die Luft gereckt, »da wir ’aben die Fest der ’eilige Drei Könige, müssen wir essen die Galette des Rois!«
Paul erbleichte sichtlich, als Stephanie in die mitgebrachte Tasche griff und einen Kuchen daraus hervorholte.
Im selbem Augenblick kamen Chloé und Tomate mit einer Böe kalter Luft in den Raum hereingestürzt, und Chloé fragte
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