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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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das Lächeln und tätschelte ihren Kopf.
    »Schonbescher. Hatkeinenschinnschuweinen. Ischtbloscheingebrocheneschbein. Alleschandre …«
    Sie vollführte eine wegwerfende Handbewegung und brachte damit ihre Meinung über materiellen Besitz zum Ausdruck.
    »Ich weiß, Maman. Ich sollte mich freuen, am Leben zu sein. Und das tue ich ja auch …«
    Véronique verstummte. Sie dachte wieder einmal darüber nach, was hätte passieren können, wenn sie nicht zur Kirche hinübergegangen wäre. Bei dem Gedanken wurde ihrjedes Mal ganz kalt ums Herz. Ihre linke Hand legte sich unwillkürlich auf das kleine Kreuz, das um ihren Hals hing.
    »Alscho. Bischduschoweit? Könnenwir?«, fuhr Annie mit barscher Stimme fort, ganz so, als wollte auch sie nicht über die schrecklichen Alternativen nachdenken.
    Véronique nickte, deutete zu ihrer Nachbarin hinüber und senkte die Stimme.
    »Ich bin froh, wenn ich von ihrer verdammten Strickerei wegkomme!«, murmelte sie.
    Und dann fiel ihr plötzlich etwas ein.
    »Maman, du hast nicht zufällig dein Jagdmesser dabei?«
    Annie schob ihre Hand in die Tasche und holte ein kleines, aber bedrohlich anmutendes Messer mit Elfenbeingriff und einer gefährlich aussehenden Klinge hervor. Sie zog ihre Augenbrauen in die Höhe, blickte zu der alten Dame hinüber und dann wieder zurück zu ihrer Tochter.
    »Nein, nicht dafür!«, sagte Véronique und lachte zum ersten Mal an diesem Tag, während sie versuchte, ohne allzu viele Schmerzen aus dem Bett zu kommen. Sie stand auf und balancierte auf ihrem gesunden Bein. »Dafür«, sagte sie und zog ihre Pyjamahose vorsichtig herunter.
    Dieser verdammte Krankenhausparkplatz! Nachdem er Annie am Eingang herausgelassen hatte, war Christian auf der Suche nach einem freien Platz eine Runde nach der anderen gefahren, ehe er den Panda schließlich auf einer Grasböschung auf der anderen Seite des Hauptgebäudes abgestellt hatte. Falls die Bremsen versagten und der Wagen den steilen Abhang, auf dem das Krankenhaus stand, hinunterrollen sollte, würde er mitten in St. Girons landen.
    Nicht dass das schlimm gewesen wäre. Er war ja schließlich versichert.
    Christian rückte das farbenfroh verpackte Geschenk zurecht,das er bei sich trug, und schritt durch den Haupteingang, vorbei an der Aufnahme und den Flur entlang in Richtung von Véroniques Station. Es war so gut zu wissen, dass sie aus diesem Laden herauskam. Er fühlte sich immer unwohl in Krankenhäusern. Mit seinem schwerfälligen, großen Körper lief er ständig Gefahr, irgendeinen Apparat umzustoßen oder über einen zu stolpern. Hier gab es kein Vogelzwitschern, keine Kuhglocken und keinen Wind, der ihm um die Nase wehte. Den Kopf voller Bilder von den Bergen bog Christian, schon wieder heiterer gestimmt, um die Ecke und betrat Véroniques Zimmer, die mit dem Rücken zu ihm dastand – mit heruntergelassener Pyjamahose und völlig nacktem Hinterteil.
    Der Anblick ihrer entkleideten runden Pobacken war zu viel für ihn. In seinem Verstand brannte etwas durch, sein Mund klappte auf, und seine Hände ließen das Geschenk fallen, das mit einem mächtigen Krachen zu Boden fiel.
    Véronique wirbelte herum und stieß einen überraschten Schrei aus.
    »Raus!«, kreischte sie und zog hastig ihre Hose hoch, während Christian zurücktaumelte und die Tür vor seiner Nase zuschwang.
    Véronique drehte sich beschämt zu Annie um, die mit dem Messer im Anschlag dastand und in Anbetracht der Aufregung nicht sonderlich verblüfft schien.
    »Du hättest mir sagen können, dass er auch kommt!«, stieß sie hervor.
    »Haschtnichtdanachgefragt«, erwiderte Annie. »AlschowillschtdujetschtdieNadeldarauschhamodernisch?«
    Minuten später, als Annie mit der wiedergefundenen Nadel in der Hand die Tür öffnete, hatte sich Christian noch nicht gerührt. Keinen Zentimeter. »DiegnädigeFrauhatschischwiederberuhischt.Dukannschjetschtgefahrloscheintreten.«
    »Äh? Was?« Christian blinzelte bedächtig, wie jemand, der aus einem Koma erwacht, und rieb sich die Augen, die ein wenig verschwommen dreinblickten, während immer noch eine Vielzahl von nackten Hinterteilen wie Sonnenflecken auf seinen Netzhäuten leuchteten.
    Er schlurfte ins Zimmer, den Blick auf den Boden geheftet, und sprach Véronique an, die auf dem Bett saß und mit geröteten Wangen geflissentlich aus dem Fenster sah.
    »Tut mir leid wegen –«
    »Fang nur ja nicht davon an! Ich will nie wieder was davon hören!«
    Angesichts ihres angriffslustigen Tons nickte

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