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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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viktorianische Zartgewächs, die andauernd mit irgendwelchen Wehwehchen im Bett gelegen hat. Ich dachte ja immer, es wäre alles nur Getue, und hab sie nur »Prinzessin Siechtum< genannt, bis sie schließlich zu meiner Überraschung dann doch an irgendwas gestorben ist.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Das ist das Problem, wenn man über irgendwas herziehen will - gelegentlich liegt man falsch, und dann schleicht sich doch so ein fieses Bedürfnis nach Reue ein.«
    »Was war mit Scott?«
    »Jedenfalls war er cleverer als Butch, aber auch keine große Leuchte. Er hatte Land geerbt, und auf dem hat er Obst angebaut, wenn das Wetter mitgespielt hat. Zeugt nicht gerade von Einstein’schen Qualitäten, oder? Was nicht heißen soll, dass ich nicht zutiefst entsetzt gewesen wäre, als ich erfahren habe, was mit ihm passiert ist. Und mit seiner armen Frau - die war wirklich süß, las gerne und viel, und ich hatte den heimlichen Verdacht, dass da vielleicht doch eine intellektuelle Ader versteckt sein mochte.«
    Ihre Lippe zitterte. »Am schlimmsten war, was mit den Babys passiert ist… Als das Ganze passiert ist, hatten Orton und ich die Zeitung gerade verkauft und waren hierher gezogen. Als Orton in der Times davon gelesen hat, musste er erst mal kotzen und hat sich dann an seinen Schreibtisch gesetzt und einen Artikel geschrieben - als ob er immer noch Journalist wäre. Dann hat er ihn zerrissen, noch mal gekotzt und die ganze Nacht lang Daiquiris getrunken, bis er schließlich umgekippt ist. Er hat zwei Tage geschlafen, und als er wieder wach wurde, konnte er seine Beine nicht mehr fühlen. Ich habe einen ganzen Tag gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass er nicht im Sterben lag. Das war eine herbe Enttäuschung für ihn. Der Gedanke, sich irgendwann einmal ins Grab zu saufen, war ihm schon ziemlich ans Herz gewachsen. Er war eben einfach ein sensibles Seelchen. Sein großer Fehler bestand darin, dass er die Welt zu ernst nahm - obwohl sich das in einem Fall wie diesem ja wohl auch kaum vermeiden ließ. Selbst ich habe damals geheult. Wegen der Babys. Ich konnte mit Kindern nie was anfangen. Ich hatte Angst vor ihnen, sie kamen mir immer viel zu zerbrechlich und verletzlich vor. Ich bin nun mal ein ziemlicher Brocken, und stellen Sie sich mich mal vor mit einem Baby im Arm. Diese kleinen zarten Knochen. Und als ich hörte, was Peake getan hatte, fühlte ich mich nur bestätigt. Ich konnte eine ganze Weile nicht schlafen.«
    Sie umklammerte den Becher. »Ich habe seit Jahren nicht mehr daran gedacht und mich schon gefragt, wie es wohl sein würde, das alles wieder herauszukramen, aber abgesehen von dem Gedanken an die Babys habe ich doch einen gewissen Spaß an der Sache. Wir haben zwanzig Jahre lang über der Zeitungsredaktion gewohnt, uns nach Anzeigenkunden die Hacken abgelaufen und Nebenjobs gemacht, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Orton hat für diverse Leute die Buchführung gemacht, und ich habe Kindern, die vor Dämlichkeit nur so strotzten, Nachhilfe in Englisch gegeben und Presseerklärungen für die Dumpfbacken von der Handelskammer geschrieben.«
    »Also hatten Sie mit Peake nie sonderlich viel Kontakt?«
    »Ich wusste, wer er war - er war mir nicht ganz geheuer, hing immer in irgendwelchen dunklen Gassen herum und stöberte in Mülltonnen. Aber wir haben nie auch nur einen Satz miteinander gewechselt.« Sie schlug ihre Beine andersherum übereinander. »Das tut richtig gut. Zu wissen, dass ich mich doch noch an das eine oder andere erinnern kann. Anscheinend pfeift die alte Maschine doch noch nicht auf dem letzten Loch. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
    »Die Crimmins -«
    »Schwachköpfe.« Sie nippte erneut an ihrer Suppe. »Noch schlimmer als die Ardullos. Vulgäres Pack. Carson war haargenau wie Butch - unkreativ und nur hinter dem Geld her -, allerdings weit weniger charmant. Neben Walnüssen hat er auch noch Zitronen angepflanzt. Orton sagte immer, er sähe aus, als ob sie ihm die in die Muttermilch gemischt hätten. Jedenfalls schien er nie auch nur mal für einen Moment lang so was wie Freude empfinden zu können - ich bin sicher, Sie haben da einen Fachausdruck dafür.«
    »Anhedonie.«
    »Sehen Sie«, sagte sie. »Ich hätte auch noch den Aufbaukurs Psychologie belegen sollen.«
    »Was ist mit Sybil?«
    »Eine Schlampe. Blond, stumpf und geldgeil. Wie in einem schlechten Film.«
    »Sie war nur hinter Crimmins’ Geld her«, sagte ich.
    »Sein Aussehen war’s garantiert nicht,

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