Monster
Hauptproblem war, dass Scott davon nichts wissen wollte, und lediglich eine Hälfte des Landes war für irgendwelche Investoren nicht sonderlich attraktiv. Als Orton dann mit seinem Verkaufsangebot an Carson herangetreten ist, hat er ihn zusätzlich noch damit geködert, dass Sybil mit der Zeitung alle Hände voll zu tun hätte und sie nicht so viel Zeit für irgendwelchen Unfug hätte.« Sie schnippte mit den Fingern. »Und er hat angebissen.«
Jetzt verstand ich, wieso der Intelligencer plötzlich auf die Crimmins-Linie umgeschwenkt war.
»Was für Unfug hat Sybil denn sonst noch so angestellt?«, fragte ich.
Sie lächelte schelmisch. »Was glauben Sie wohl?«
»Ich habe ein Bild von ihr und Scott bei einem Ball gesehen.«
»Ach, das Bild«, flötete sie. »Wir hätten die beiden genauso gut nackt abdrucken können. Orton wollte es gar nicht in die Zeitung mit reinnehmen, schließlich war er ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Aber an besagtem Abend, als die Ausgabe in Druck ging, war er abgefüllt bis oben hin, und da habe ich die Nummer fertig gemacht.«
Sie holte tief Luft und ließ sich beim Ausatmen viel Zeit.
Ich sagte: »Und, gab’s irgendwelche Nachbeben?«
»Nichts, was an die Öffentlichkeit gedrungen wäre. Ich vermute mal, dass es zwischen den Betroffenen schon zu gewissen Spannungen gekommen ist. Bei Terri Ardullo hatte ich schon immer den Eindruck, dass unter der stillen Oberfläche einiges am Kochen war, aber sie ist jedenfalls nicht mit ‘nem Beil in der Hand hinter Sybil hergerannt. Die Ardullos gehörten ohnehin nicht zu der Sorte Leute, die ihre Dreckwäsche in der Öffentlichkeit waschen. Für Carson galt das Gleiche.«
»Und was hatten die Leibeigenen dazu zu sagen?«
»Mir ist nichts zu Ohren gekommen. Es zahlt sich nicht aus, dem Fürsten ans Bein zu pinkeln, wenn man weiter was zu beißen haben will. Außerdem war’s ja nicht so, dass nicht ohnehin alle bereits über Scott und Sybil Bescheid gewusst hätten.«
»Die Affäre zwischen beiden war allgemein bekannt?«
»Schon seit Monaten. Die Art und Weise, wie die beiden das Ganze zu kaschieren versucht haben, war ja auch ziemlich erbärmlich: Erst ist Scott mit seinem Pickup aus der Stadt gerauscht. Gerade mal eine Stunde später schoss dann der kleine Thunderbird von der Schlampe hinterher. Sie kam immer als Erste wieder zurück, meistens vollgepackt mit Einkaufstüten, die sie manchmal irgendwelchen Bauern in den Läden am Ort vorgeführt hat. Und dann dauerte es nie lange, bis Scott mit seinem Truck wieder vorgebrettert kam. Es war einfach lächerlich. Mir ist schleierhaft, wie die beiden glauben konnten, dass ihnen irgendwer ihre Masche abnehmen würde.«
»Also wusste Carson mit Sicherheit auch Bescheid?«
»Ich kann es mir kaum anders vorstellen.«
»Und es gab keine Reaktion seinerseits? Er hat nie versucht, dem Ganzen ein Ende zu machen?«
»Carson war um einiges älter als Sybil. Vielleicht war’s ihm ja zu anstrengend. Vielleicht hat er deswegen ja auch Ortons Köder geschluckt, von wegen, dass Sybil sich auf diese Art und Weise anderweitig austoben kann. Womit wir ihn ziemlich über den Tisch gezogen haben - haben Sie das Blättchen mal gelesen, nachdem sie es übernommen hatte?«
»Hart an der Grenze der Verständlichkeit.«
»Was sind Sie für ein nachsichtiger junger Mann.« Sie reckte sich. »Mann, das macht ja richtig Spaß.«
»Was können Sie mir über Jacob Haas erzählen?«, sagte ich.
»Na ja, er gibt sich Mühe, aber eine große Leuchte ist er auch nicht. Bevor er Sheriff wurde, war er Buchhalter in Bakersfield. Den Posten als Sheriff hat er nur bekommen, weil er in Korea gewesen ist, ein paar Kurse zum Thema Verbrechensbekämpfung am Junior College absolviert hat und ansonsten niemandem auf die Füße getreten ist.«
»Was bedeutet, dass er weder auf Butchs noch auf Carsons Seite war.«
»Was bedeutet, dass er deren Kinder nie eingebuchtet hat.«
»Hätte es dazu denn Anlass gegeben?«, sagte ich.
»Nicht bei Scott, aber was die Crimmins-Jungs anging, jede Menge. Zwei fiese Mistbraten waren das - verdorben bis ins Mark. Carson hat ihnen schnelle Autos geschenkt, und sie haben damit auf der Hauptstraße Rennen veranstaltet. Es war allgemein bekannt, dass sie getrunken und Drogen genommen haben, und insofern war es reines Glück, dass sie niemanden totgefahren haben. Einer von den zweien hat Jahre später die Quittung für seine Rücksichtslosigkeit bekommen und ist bei einem
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