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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Milo noch ich waren sehr gesprächig. Alles war schon gesagt. Er rauschte über den Kiesweg zu meinem Haus. Robins Truck stand im Carport.
    »Danke für deine Zeit.«
    »Wo machst du jetzt noch hin?«
    »Ich fahre zum Grundbuchamt, mal nachschauen, was die sonst noch über Mr. Stargill haben. Und dann rufe ich Heidi Ott an.«
    Er sah müde aus, und in seinem Tonfall lag kein Hauch von Optimismus. Ich sagte: »Viel Glück«, und schaute ihm nach, als er davonfuhr.
     
    Ich ging hinauf zu meinem Haus. Selbst nach drei Jahren kam es mir manchmal immer noch wie ein Fremdkörper vor. Das alte Haus, das ich gekauft hatte, als ich anfing nennenswert Geld zu verdienen, war eine Mischung aus Redwood und Idiosynkrasie gewesen. Ein Psychopath, der versessen darauf war, mich umzubringen, hatte es bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Unter Robins Aufsicht war an seiner Stelle ein weißes, luftiges Haus entstanden - um etliches geräumiger und praktischer und dennoch von einem unbestreitbaren Charme. Ich sagte ihr immer wieder, wie gut es mir gefiel, und das stimmte auch tatsächlich, war aber nicht die ganze Wahrheit. Doch ich hoffte, dass sich meine geheimen Vorbehalte eines Tages auflösen würden.
    Ich hatte eigentlich damit gerechnet, sie in ihrem Atelier anzutreffen, doch sie saß in der Küche und las die Morgenzeitung. Spike lag zusammengerollt zu ihren Füßen und schnarchte. Mit seinem schwarz-rosa Bauch sah er aus wie ein lebender Rollbraten, der sich bei jedem Atemzug aufpumpte, während seine Lefzen beim Ausatmen über den Boden schlabberten. Er ist eine französische Bulldogge, die Miniaturausgabe der englischen Rasse, mit aufrecht stehenden Ohren wie eine Fledermaus, und seine Eitelkeit würde für eine ganze Ballettkompanie reichen. Als ich eintrat, hob er ein Augenlid - ach, du schon wieder - und senkte es sogleich wieder, wobei er einen Seufzer ausstieß, der vor Langeweile nur so troff.
    Robin stand auf, breitete die Arme aus und schlang sie um meine Hüften. Sie presste ihren Kopf an meine Brust. Sie duftete nach Holz und Parfüm, und ihre Locken kitzelten mich am Kinn. Ich schob meine Hand unter ihr rostrotes Haar und küsste ihren Nacken. Sie ist knapp einssiebenundfünfzig, doch ihr Hals ist lang und schlank wie bei einem Model. Ihre Haut war heiß und ein wenig feucht.
    »Wie war’s?«, fragte sie und strich mir durch die Haare.
    »Nichts Großartiges passiert.«
    »Keinen Ärger mit den Typen aus der Anstalt, hm?«
    »Nichts.« Ich drückte sie fester an mich, rieb mit der Hand über ihre feste Schultermuskulatur, ließ meine Hand über die zarten Rückenwirbel gleiten, folgte ihren zauberhaften Kurven und dann wieder hinauf zu ihrem klassischen Kinn und den seidigen Augenlidern.
    Sie machte eine Schritt rückwärts und umfasste mein Kinn mit einer Hand. »Der Laden hat wohl romantische Gefühle in dir geweckt?«
    »Dass ich endlich wieder da raus bin, weckt romantische Gefühle in mir.«
    »Na ja, ich bin jedenfalls froh, dass du noch in einem Stück bist.«
    »Es war nicht gefährlich«, sagte ich. »Kein bisschen.«
    »Fünftausend Mörder, und es war nicht gefährlich?«
    »Zwölfhundert, aber wir wollen keine Haare spalten.«
    »Zwölfhundert«, sagte sie. »Wie konnte ich Dussel mir da Sorgen machen.« Bei den letzten Worten kam eine gewisse Schärfe in ihren Tonfall.
    »Es tut mir Leid«, sagte ich. »Aber es gab wirklich keine Probleme. Die Leute, die da arbeiten, sind jeden Tag dort, und es kommt nie zu Zwischenfällen. Und wie’s aussieht, sind sie der Ansicht, dass es in der Anstalt sicherer ist als draußen auf den Straßen.«
    »Man kann sich auch alles schönreden. Und in der Zwischenzeit wird diese Psychologin in den Kofferraum von ihrem Wagen gestopft.«
    »Bisher gibt es keine Anzeichen, dass ihre Arbeit damit in irgendeinem Zusammenhang steht.«
    »Auch gut. Hauptsache, du bist wieder da. Hast du schon was gegessen?«
    »Nein. Und du?«
    »Nur ein Glas Saft heute Morgen.«
    »Lass uns essen gehen.«
    »Oh, der Herr kann Gedanken lesen.«
    »Mister Allwissend.«
    Wir gaben Spike einen Beißknochen und fuhren nach Santa Monica zu einem indischen Buffetrestaurant, das den ganzen Nachmittag über geöffnet hatte. Reis und Linsen, frittiertes Fladenbrot gefüllt mit Zwiebeln, Spinatcurry mit Rahmkäse, scharfe Auberginen und Yogi-Tee. Der Ober ließ uns allein.
    Als sie die Hälfte dessen verspeist hatte, was auf ihrem Teller aufgetürmt war, sagte Robin: »Ich will nicht weiter drauf

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