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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, aber bisher hat sie sich noch nicht gemeldet. Ach ja, das Labor hat einen weiteren Bericht über die Fingerabdrücke geschickt: Sie stammen allesamt von Ciaire. Sieht ganz so aus, als hätte sie wirklich niemals jemanden reingelassen.«
    Am nächsten Morgen rief ich Dr. Myron Theobold im County Hospital an und hinterließ ihm eine Nachricht auf seiner Mailbox. Dann fuhr ich zum Cape Horn Drive, wo ich um Viertel vor zehn ankam. Milos ziviler Einsatzwagen parkte am Straßenrand, während vor der Garage eine funkelnagelneue dunkelgraue BMW-Limousine stand, an deren Dach Halterungen für Skier montiert waren.
    Die Haustür war unverschlossen, also trat ich ein. Milo hatte wieder seinen Stammplatz in dem leeren Wohnzimmer eingenommen. Am Küchentresen stand ein Mann Mitte vierzig in einem blauen Anzug mit weißem Hemd und einer gepunkteten gelben Krawatte. Er war knapp unter einsachtzig, hatte eine sportliche Figur, kurz gelocktes rötliches Haar und einen Bart, der mit grauen Haaren durchsetzt war. Am linken Handgelenk trug er eine schmale Armbanduhr aus Gold. Diamantbesetzter Ehering. Auf Hochglanz polierte rotbraune Budapesterschuhe.
    Milo sagte: »Das ist Dr. Delaware, unser psychologischer Berater. Doktor, Mr. Stargill.«
    »Joe Stargill.« Er streckte mir die Hand entgegen. Trockene Handflächen, doch ein Zucken in den nussbraunen Augen. Seine Stimme klang leicht belegt. Er schaute an mir vorbei in das leere Zimmer und schüttelte den Kopf.
    »Mr. Stargill hat gerade erklärt, dass sich hier einiges verändert hat.«
    Stargill sagte: »Als wir hier zusammenlebten, sah es hier völlig anders aus. Wir hatten Teppichböden, Möbel. Da drüben stand ein großes Ledersofa; dort an der Wand hatten wir ein Chromregal - Etagere sagt man wohl dazu. Jedenfalls hat Ciaire mir das erklärt. Ich hatte schon das eine oder andere angeschafft, als ich hier noch allein lebte, aber eigentlich war es Ciaire, die die Einrichtung übernommen hat. Töpferwaren, Skulpturen, Makramee - Sachen, durch die eine Wohnung hübsch und gemütlich wird.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Sieht ganz so aus, als hätte sie sich stark verändert.«
    »Wann haben Sie zum letzten Mal mit ihr gesprochen, Sir«, sagte Milo.
    »Das ist Jahre her. Um genau zu sein, als ich meine Sachen hier abtransport habe. So etwa ein halbes Jahr vor der endgültigen Scheidung.«
    »Sie haben also schon vor der Scheidung getrennt gelebt?«
    Stargill nickte und strich sich mit den Fingern durch den Bart.
    Milo sagte: »Also haben Sie vor etwa zweieinhalb Jahren zum letzten Mal Kontakt miteinander gehabt?«
    »Richtig.«
    »Über die Scheidung haben Sie nie gesprochen?«
    »Aber klar doch. Wir haben gelegentlich telefoniert, um die Details zu klären. Ich dachte, Sie meinten, ob wir uns ernsthaft darüber unterhalten hätten.«
    »Ah«, sagte Milo. »Und nach der Scheidung sind Sie nie vorbeigekommen, einfach so auf Besuch?«
    »Dafür gab’s keinen Grund«, sagte Stargill. »Ciaire und ich - das war schon vorbei, lange bevor es dann offiziell wurde. Wenn man’s genau nimmt, hat es nie richtig angefangen.«
    »Ihre Ehe hat schon ziemlich bald aufgehört zu funktionieren.«
    Stargill stieß einen Seufzer aus und knöpfte sein Jackett zu. Seine breiten Hände waren übersät mit Sommersprossen und gelblichen Haaren. »So kann man es nicht nennen, sie hat nicht aufgehört zu funktionieren, sondern sie war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Im Grunde genommen war das Ganze von Anfang an ein Fehler. Hier, das habe ich mitgebracht. Ich habe es heute Morgen gefunden.«
    Er zückte eine Brieftasche aus Krokoleder und zog ein kleines Foto heraus, das Milo eingehend betrachtete und dann an mich weiterreichte.
    Ein Farbfoto von Ciaire und Stargill. Beide Arm in Arm, im Hintergrund ein Spruchband mit den Worten »Frisch vermählt«. Er trug einen beigen Anzug mit braunem Rollkragenpullover. Einen Bart hatte er nicht, stattdessen aber eine Brille. Sein unbehaartes Gesicht wirkte knochig, sein Lächeln zögerlich.
    Ciaire trug ein ärmelloses blassblaues Kleid, das bis zum Boden reichte und mit lila Stiefmütterchen bedruckt war. In der Hand einen Strauß weißer Rosen. Ihr Haar war lang, glatt und in der Mitte gescheitelt. Ihr Gesicht wirkte schmaler und die Wangenknochen energischer als auf dem Passfoto, das ich gesehen hatte.
    Ein strahlendes Lächeln.
    »Ich weiß auch nicht genau, warum ich es mitgebracht habe«,

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