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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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rumhacken, aber wenn du das nächste Mal in so einem Laden zu tun hast, dann ruf mich bitte an, sobald du wieder draußen bist.«
    »Hast du dir wirklich solche Sorgen gemacht?«
    »Axtmörder und Vampire. Und weiß der Himmel, was sonst noch alles.«
    Ich legte meine Hand auf ihre. »Rob, die Männer, die ich heute gesehen habe, waren absolut friedlich und gefügig.« Wenn man von dem bärtigen Typ auf dem Hof absah, der auf mich losgehen wollte. Oder von der Schlägerei auf dem Flur. Die Plastikfenster. Die R&F-Räume.
    »Wie kommt’s, dass sie so friedlich und gefügig sind?«
    »Medikamente und eine strukturierte Umgebung.«
    Keine Einwände ihrerseits, aber beruhigt wirkte sie auch nicht gerade. »Ihr habt dort also nichts rausgekriegt?«
    »Bis jetzt jedenfalls nicht. Später waren wir noch im Haus von Ciaire Argent.« Ich beschrieb ihr, wie es dort ausgesehen hatte. »Was hältst du davon?«
    »Wovon?«
    »Von der Art und Weise, wie sie gewohnt hat.«
    Sie trank einen Schluck Tee und dachte ein paar Momente lang nach. »Ob ich so leben wollte? Nicht für immer, aber vielleicht eine Zeit lang. So was wie Urlaub von allen Komplikationen.«
    »Was ich da gesehen habe, war nicht bloß >die Dinge vereinfacht<. Robin. Es war … das blanke Nichts. Traurig.«
    »Willst du damit sagen, sie war depressiv?«
    »Ich weiß nicht genug über sie, um eine Diagnose stellen zu können«, sagte ich. »Aber auf mich hat das Haus einen … unorganischen Eindruck gemacht. Völlig leer.«
    »Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass sie sich selbst vernachlässigt hat?«, sagte sie.
    »Nein. Und alle beschreiben sie als eine angenehme, verlässliche Persönlichkeit. Distanziert, aber nichts, was auf einen offensichtlich pathologischen Zustand hindeutet.«
    »Also war sie vielleicht glücklich und zufrieden.«
    »Möglich«, sagte ich. »Das Einzige, was sie aufbewahrt hat, waren Bücher. Vielleicht war sie ja wirklich ein Kopfmensch.«
    »Würde doch passen. Sie hat den Rest so weit zurechtgestutzt, dass sie sich auf das konzentrieren konnte, was ihr wirklich etwas bedeutete.«
    Ich erwiderte nichts.
    »Du bist nicht dieser Ansicht«, sagte sie.
    »Wenn, dann hat sie beim Zurechtstutzen reichlich radikal zugelangt«, sagte ich. »Im ganzen Haus war kein einziger persönlicher Gegenstand. Nicht mal ein Familienfoto.«
    »Vielleicht hatte sie mit ihrer Familie nicht viel zu tun. Oder sie hatte Probleme mit ihnen. Doch selbst wenn, was ist daran so besonders? Es gibt Millionen von Leuten, denen es genauso geht. Und selbst wenn sie Probleme im Umgang mit anderen hatte, was hat das mit ihrer Ermordung zu tun?«
    »Wahrscheinlich nichts.« Ich lud mir ein paar Löffel Reis auf meinen Teller, stocherte ein wenig in den Körnern herum und biss ein Stück Brot ab. »Wenn sie so scharf war auf intellektuelle Stimulation, warum hat sie den Job in der Forschung hingeschmissen und ist nach Starkweather gewechselt?«
    »Woran hat sie denn geforscht?«
    »Alkoholismus und dessen Wirkungen auf das Reaktionsvermögen.«
    »Irgendwas Weltbewegendes?«
    »Kam mir nicht so vor.« Ich gab ihr eine Kurzfassung von Claire Argents Studien. »Eigentlich sogar ziemlich belanglos.«
    »Möglicherweise ist ihr irgendwann aufgegangen: Sie war immer ein braves Mädchen, das seit der Uni nur getan hat, was von ihr erwartet wurde. Und auf einmal hatte sie.es satt, immer nur Papier vollzuschreiben, sondern wollte wirklich mal jemandem helfen.«
    »Da hat sie sich aber keine besonders einfache Klientel ausgesucht.«
    »Kann sein, dass es die Herausforderung war, die sie motiviert hat. Das und der Reiz, sich mit etwas ganz Neuem auseinander zu setzen.«
    »Die Leute in Starkweather kann man nicht heilen.«
    »Dann fällt mir auch nichts weiter ein.«
    »Ich will auch keinen Wettbewerb veranstalten«, sagte ich. »Ich blicke bei ihr auch nicht durch. Und ich denke, dass in dem, was du gesagt hast, eine Menge Wahres steckt. Sie hat sich irgendwann letztes Jahr scheiden lassen. Vielleicht wollte sie wirklich ausbrechen, und zwar auf verschiedenen Ebenen.«
    Sie lächelte und streichelte mein Gesicht. »Wenn du für die Falten auf deiner Stirn bezahlt wirst, muss Milo einiges hinlegen, wenn nicht, hat er ein gutes Geschäft gemacht.«
    »Worüber ich mir noch den Kopf zerbreche, ist der Fall Richard Dada, der Möchtegern-Schauspieler. Oberflächlich betrachtet, hatten er und Ciaire Argent wenig gemeinsam. Aber was sie miteinander verbindet, sind negative Kriterien - keine

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