Monster Kontrolle
und das Meer aus Teer kühlte augenblicklich zu einer unebenen schwarzen Fläche ab. Judy und der Stein brannten heller.
Lotus schaffte es schließlich, Monster zu lösen, der in Körper und Geist inzwischen zu einer Katze geworden war.
Er fauchte und spie, krümmte den Rücken und sträubte die Nackenhaare. Sie deutete auf ihn und schoss einen Feuerstrom ab. Der löste sich auf, bevor er Monster erreichte.
Sie versuchte es noch einmal, doch nichts geschah. Eine kalte Brise fegte über sie hinweg. Lotus schauderte.
Judy hielt den Stein unter dem Arm.
»Das ist meiner!«, schrie Lotus. »Wie kannst du es wagen!«
Wie eine reißende Bestie griff sie an. Judy machte eine kleine Geste. Kaum ein Drehen des Handgelenks. Der Teer unter Lotus wurde flüssig und saugte sie ein. Sie versank bis zur Hüfte, bevor er wieder fest wurde.
Lotus beugte sich vor und krallte weiter mit den Händen in die Luft.
»Du kannst ihn nicht haben! Du kannst ihn nicht kontrollieren! Gib ihn mir, bevor dich die Macht in den Wahnsinn treibt und du alles ruinierst!«
Schnurrend rieb sich Monster an Judys Bein.
»Es ist vorbei«, sagte Judy zu Lotus. »Siehst du das nicht?«
»Nein! Es ist nie vorbei! Es gibt für alles einen Weg, eine natürliche Ordnung! Der Stein und ich, wir sind eins. Das waren wir immer!«
»Jetzt nicht mehr.«
Lotus wurde schlaff. Sie kämpfte darum, zusammenzuhalten, doch sie war ein Parasit ohne Wirt. Sie hob einen zitternden Arm, während sie mit brennenden
Augen auf den Stein starrte. Dann zischte das Feuer, und Lotus verschwand, zurück in das formlose Nichts, das sie hervorgebracht hatte.
Judy spürte das Universum überall um sich herum. Eine Welle wiederbelebender Macht nutete heran, als alles, was Lotus festgehalten hatte, in den Stein zurückkehrte. Es blieb nicht viel Zeit. Nur ein paar Sekunden, bis die Ausrichtung fehlschlug und Judys vollkommene Vereinigung mit dem Stein endete.
Allein durch Willenskraft machte sie die Zerstörungen ungeschehen, und die Wohngegend war wiederhergestellt. Es gab keinen Blitz, keinen göttlichen Donner. Es war einfach repariert.
Monster miaute zu ihren Füßen. Judy kraulte ihm den Kopf, dann entschied sie, er solle werden, was immer er wollte. Mensch oder Katze - es war ganz allein seine Entscheidung.
Nackt, scharlachrot und ohne Fell kauerte er erst neben ihr, stand dann auf und machte sich nicht die Mühe, sich zu bedecken. Er war nur froh, wieder menschlich zu sein.
»Haben wir gewonnen?«
»Wir haben gewonnen«, antwortete sie. »Obwohl es noch nicht ganz vorbei ist.«
Sie hielt den Stein ausgestreckt vor sich hin. Auch ohne den perfekten Einklang würde sie zum mächtigsten Wesen des Universums werden, wenn sie daran festhielt. Sie spürte die Einwände des Steins gegen dieses Arrangement, doch er konnte sie nicht aufhalten. Nichts konnte das. Diese Macht gehörte jetzt ihr, und es würde mindestens noch eine Milliarde Jahre dauern, bis der Stein versuchen konnte, sie ihr wegzunehmen. Doch selbst dies würde nicht garantiert funktionieren.
Es war ja nur fair. Ihr Leben war wegen all dem, wozu der Stein sie gemacht hatte, ein einziges Chaos gewesen. Sie musste die Macht nicht für immer behalten. Nur ein paar Jahre, um die Scherereien auszugleichen, die sie im Namen eines übergeordneten Wohls ertragen hatte. War man ihr nicht zumindest ein Jahrzehnt fast völliger Allmacht schuldig? Vielleicht zwei. War ein Jahrhundert wirklich so eine große Sache, gemessen am unendlichen Maßstab der Zeit? Sie konnte ihn zurückgeben, wenn sie ein oder zwei Jahrtausende geschwelgt hatte, und alles würde gut werden.
Der Stein füllte Judys Geist mit Erinnerungen aus einer Milliarde Jahren, aus dem langen, langen Leben der letzten Kreatur, die seine Macht mehr als alles andere begehrt hatte. Die Macht, die der Stein bot, war eigentlich gar nicht zu besonders viel gut. Sie konnte jede Person in eine Katze verwandeln, Planeten bewegen, Universen schaffen. Doch für ein menschliches Wesen war das alles eher wertlos: glitzernder Tand, der Unsterblichkeit gewährte sowie ungeheure Macht. Aber nichts von praktischem Nutzen.
Lotus hatte Ewigkeiten gelebt, doch sie hatte eigentlich nie richtig gelebt. Eine Lebensdauer von Milliarden von Jahren, eine Existenz aus keinem anderen Grund, als um weiterzuexistieren.
Das war kein Leben, und Judy musste es wissen. So sah Judys Leben bereits aus, solange sie sich erinnern konnte. Denn bis heute war dies das Beste gewesen, worauf sie
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