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Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle
Autoren: A. Lee Martinez
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Kippen?«
    »Du meinst normale Zigaretten, oder?«
    Wenn Judy nicht geil war, gab es wenig Schätzenswertes an Paulie. Sogar festzustellen, dass er magisch kundig war, nervte sie. Wenn es auch die merkwürdigen Kräuter, diese seltsamen Bücher in seinen Regalen und seine Sammlung von Feenschädeln erklärte. Verdammt. Warum hatte sie das vorher nie bemerkt?
    Sie hatte. Sogar oft, wie ihr klar wurde. Aber sie hatte es danach immer wieder vergessen. Auch jetzt waren die Beobachtungen schlüpfrig und versuchten, ihr zu entkommen. Sie wusste, dass sie es wieder vergessen würde, sobald sie nicht mehr bewusst daran dachte.
    Was für eine Scheiße.
    Sie hielt den Atem an und wagte sich in ihr Apartment. Es war ein heilloses Durcheinander. In den ungefähr drei Minuten, in denen die Trolle hinter der Tür gefangen gewesen waren, hatten sie sämtliche Möbelstücke zerkaut und zerbrochen. Der Teppich war zerfetzt, und von der Trockenmauer fehlten ganze Brocken. Durchscheinender, schleimiger Trollkot bedeckte den Boden, die Wände und die Decke. Judy trat in etwas Nasses und Klebriges.
    Es waren die Überreste des Apartmentverwalters. Viel war nicht von ihm übrig. Nur ein paar Knochen, ein roter Fleck und einige unaufgegessene Stücke Fleisch. Sie zwang sich ganz bewusst, sich nicht darüber zu freuen. Es war nicht leicht. Auch wenn er ihr das Leben seit Monaten zur Hölle gemacht hatte, wusste ihre moralische Seite, dass er es nicht verdient hatte zu sterben. Doch ihr emotionaler Kern war nicht bereit zu kooperieren. Sie schloss einen Kompromiss, indem sie sich nur ein kleines bisschen freute und danach schuldig fühlte, weil sie sich freute.
    Sie bahnte sich einen Weg durch ihr Apartment bis zu ihrem Schlafzimmer. Unterwegs musste sie Luft holen, doch der Gestank ließ sie fast ohnmächtig werden. Sie dachte schon daran umzukehren, aber sie war ja schon so weit gekommen.
    Ihr Nachttisch war aufgefressen, doch durch irgendein gnädiges Nikotinwunder hatte eine Schachtel Zigaretten überlebt. Es war ein bisschen Schleim darauf, aber nicht genug, um sie abzuhalten. Sie verließ das Apartment und schnappte nach Luft.
    »Hey, Jude«, sagte Paulie. »Wo du sowieso wach bist, willst du vielleicht zu mir rüberkommen und einen Film gucken?«
    »Nein danke. Ich bin eigentlich nicht in der Stimmung.«
    »Cool.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und nickte. Mit leerem Gesichtsausdruck stand er da. Er konnte bis zu fünfzehn Minuten am Stück so dastehen. Sie hatte mal die Zeit gestoppt.
    Die Cops waren angekommen, aber es waren keine normalen Cops. Ihre Fahrzeuge und Uniformen waren rot. Zwei Einsatzwagen und vier Officer. Zwei befragten gerade Monster. Ein dritter inspizierte den Parkplatz. Die vierte näherte sich Judy.
    »Die Reds. Verdammt.« Paulie wandte dem Cop den Rücken und flüsterte Judy zu: »Wenn sie fragen, weißt du nichts über diese Alraunwurzel, die ich in meinem Wandschrank habe. Und ich hab sie ohnehin nur für einen Freund aufbewahrt.«
    »Ja, klar.« Sie schüttelte den Schleim von ihrer Zigarette (wobei sie willkürlich und sehr bewusst beschloss, dass es nur Geifer war und keine von vielen anderen möglichen Körperflüssigkeiten, die ein Troll möglicherweise ausschied), steckte sie in den Mund und fischte in ihren Taschen nach einem Streichholz.
    Der weibliche Cop in Rot machte ein paar rasche Gesten mit der Hand, und eine Feuerzunge tanzte auf ihrer Fingerspitze. Judy benutzte sie, um ihre Kippe anzuzünden.
    »Danke.«
    »Die Dinger bringen Sie um, Ma'am«, sagte der Cop.
    »Danke für den Tipp«, antwortete Judy abwesend.
    Wenn der Cop den Sarkasmus bemerkte, so reagierte sie jedenfalls nicht darauf. Sie war eine dunkelhaarige Riesin mit muskulöser, großspuriger Haltung und einer Narbe auf der Lippe. Sie erinnerte Judy an eine weniger hübsche, realistischere Version von Wonder Woman. Judy studierte die Marke, einen Stern mit sieben Zacken in einem Sechseck, auf der Brust der Amazone. Auf ihrem Namensschild stand M. Goodday. Die Polizistin stützte die Hände in die Hüften und zog ihre eng anliegend um den Kopf gebogene Sonnenbrille auf ihre Nasenspitze herab. Eines ihrer Augen war eisblau. Das andere glich einer scharlachroten Kugel.
    »Sind Sie Miss Judy Hines?« Ihre Stimme klang weich und feinfühlig. Judy nickte.
    Goodday klappte ein Notizbuch auf. Sie schrieb etwas hinein und sah Paulie nicht an, als sie sagte: »Und Sie sind, Sir...?«
    Er hielt die Hände hoch. »Ich bin niemand. Ich
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