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Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Notizbuch.
    ENGEL SIND REAL, schrieb sie.
    Über die laute Musik hinweg hörte sie ein leises Kichern und ein Stöhnen.
    UND SIE SIND LEICHT ZU KRIEGEN.

    SIEBEN

    Mrs. Lotus war alt. Älter als das Universum. Und älter als das Universum, das davor kam. Und das davor. Sie hatte den Überblick verloren, wie viele Universen sie kommen und gehen gesehen hatte. Sie neigten alle dazu, miteinander zu verschwimmen, weil sie von ihrer Geburt bis zum Kollaps derselben Bewegungsbahn folgten. Die Einzelheiten mochten abweichen, doch das Endergebnis war immer dasselbe. Chaos, dann Ordnung, dann wieder Chaos. Die Chaosabschnitte waren sicher und ruhig, darauf freute sie sich immer. Es waren die Ordnungsstrecken, die ihr das endlose Leben manchmal schwer machen konnten. Doch selbst diese Momente waren nur kurz. Dazwischen ignorierte sie sie im Allgemeinen und fand eigene Wege, die Zeit totzuschlagen.
    Seit der Dämmerung dieses Universums hatte sie alles gesehen, was es zu sehen gab und war fast überall gewesen, wo man hinkonnte. Sie war als Plesiosaurier in den Tiefen des Ozeans geschwommen und hatte mehrere hundert Jahre als Höhlenmoos verbracht. Sie war dabei gewesen, als das Rad erfunden wurde, die erste Flintsteinaxt, mehrere hundert Eiszeiten, die sich immer und immer wiederholten, auf Planeten, die jetzt tot und längst vergessen waren. Auf diesem Planeten hatte sie den Aufstieg des Römischen Reiches verfolgt, den Fall von Camelot, sämtliche chinesischen Dynastien, das finstere Mittelalter, die Aufklärung, die industrielle Revolution. Sie hatte die Wunder des geschriebenen Alphabets bestaunt, die Entdeckung des Feuers und die Erfindung des Klettverschlusses. Und sie war Zeugin der Gräueltaten der plündernden Horden von Dschingis Khan geworden, der spanischen Inquisition und des Pet-Rock-Wahns.
    Sie hatte alle wunderbaren Fortschritte und alle dummen Fehler der Menschheit und Natur sich ad infinitum wiederholen sehen, sodass sich die ganze Welt wie ein Drehbuch anfühlte, das sie schon tausendmal gelesen hatte. Und das war sie auch. Dennoch würde das Universum trotz dieser Fehler seine irrigen Vorstellungen unausweichlich weiterverfolgen. Die Menschheit war nur das letzte Werkzeug auf dem Weg zu diesem Ziel.
    Das konnte sie aber nicht erlauben. Es gab eine Balance für das Universum, eine Art, wie die Dinge eigentlich sein sollten. Und gelegentlich musste sie das Universum an diese natürliche Ordnung erinnern. Und wenn sie die Menschheit aus dieser Gleichung entfernen musste ... nun, es wäre nicht das erste Mal, dass eine Spezies entfernt werden musste.
    Das Positive daran war, dass sie sich dabei nicht annähernd so schlecht fühlte wie damals, als sie die Dinosaurier rückgängig machen musste.
    Lotus saß in ihrer Küche, trank Tee und kommunizierte mit dem Stein. Alles war darin aufgezeichnet, weil alles daraus entsprang. Ohne diese Lebenskraft, die den Kosmos speiste, gäbe es gar keinen Kosmos. Wenn man sich die Mühe machte, tief genug in die Tiefen des Steins zu blicken, konnte man die Geschichte der Atome selbst lesen und die von den winzigeren Teilchen, die diese Atome ausmachten. Und so weiter und so weiter. Unermessliche und unbegreifliche Geschichte, die über alles Vorstellbare hinausging.
    Nichts davon interessierte sie. Sie kannte das meiste schon.
    Der Stein sagte ihr, was sie wissen wollte, wenn auch widerwillig. Er war in letzter Zeit unwillig geworden, fast ein bisschen schwierig. Er konnte die Information, dass die Zeit für die nächste Vorherrschaft nahe war, nicht vor ihr verbergen. Sehr nahe. Auch ohne den Stein konnte Lotus das fühlen. Sie hatte das Muster oft genug gesehen, um es zu erkennen.
    Ihr Aufstieg stand kurz bevor. Sie war am richtigen Ort, der Usurpator lebte irgendwo in dieser Stadt. Und sie kannte den Vornamen des Usurpators. Aber das reichte noch nicht, um weiterzumachen.
    Judy war schließlich ein sehr häufiger Name.

    ACHT

    Judy wachte auf und merkte, dass sie ein Notizbuch umklammerte. Zunächst wusste sie nicht recht, wo sie war, aber die sonderbaren Gerüche und die sanften Melodien von Barry Manilow, die aus der Stereoanlage kamen, halfen ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. Wenn das als Hinweis noch nicht reichte, saß Paulie in dem Sessel, der gegenüber vom Sofa stand. Er starrte sie mit halb geschlossenen Augen an. Zuerst dachte sie, er sei nackt, doch er trug eine Unterhose. Sie sah ein bisschen zu eng aus, und -das Gummiband um seine Oberschenkel und Hüften

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