Monster Kontrolle
balancierte die Schüssel vorsichtig auf den Stapel mit schmutzigem Geschirr. In Paulies Kühlschrank fand sie ein Bier, entschied aber, dass es dafür zu früh war. Der Nachmittag war für einen Nachtschichtler morgens. Also hielt sie sich stattdessen an Limo.
Sie ging ins Wohnzimmer zurück. Gracie war fort. Paulie saß immer noch unbeweglich in seinem Sessel.
Judy trank ihre Limo und schäumte vor Wut. Wirklich nett war sowieso niemand. Das Wort bedeutete gar nichts.
Gracie kehrte in einem rückenfreien Top zurück, in das auch ihre Flügel passten. »Tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Es ist ja nicht so, dass du böse wärst oder so was.« Sie verschwand in die Küche und redete dabei über die Schulter mit ihr. Es folgte das unverkennbare Klappern, als sie in Paulies Kühlschrank stöberte. »Ist noch Limo übrig?«
»Vielleicht. Ich weiß nicht.« Judy stürzte die letzte Hälfte ihrer Limo hinunter und zerquetschte dann die Dose. Sie warf sie gerade hinter das Sofa, als Gracie zurückkam.
»Jetzt fühl ich mich schlecht. Lass es mich wiedergutmachen.« Grades Augen wurden groß und seelenvoll. »Bitte, bitte.«
»Und keiner wird es bemerken?«, fragte Judy.
»Ein paar Leute schon. Aber die meisten nicht.«
Judy dachte über das Angebot nach, doch sie sah keine andere Möglichkeit. Andernfalls würde sie vergessen. Selbst das Notizbuch an sich konnte den Prozess nicht verlangsamen. Es konnte ihn nicht stoppen. Wenn sie sich erinnern wollte, würde sie radikale Schritte unternehmen müssen. Sie willigte ein.
Gracie zeichnete die Erinnerungsglyphe auf Judys Stirn.
Als sie fertig war, erinnerte sich Judy wieder. Es war eine merkwürdige Art von Erinnerung, entfernt und ohne Details.
»Das ist wirklich alles, was man tun muss?«, fragte Judy.
»Jau. Das müsste jetzt ganz gut funktionieren, auch wenn es Nebenwirkungen gibt, die du ...« Gracie sah auf die Uhr. »Oh, Mist. Ich habe in zwanzig Minuten eine Transsubstantiation.« Sie stupste Paulie an der Schulter an, und seine Augen gingen mit einem Ruck auf. »Du musst mich in deinem Auto mitnehmen.«
»Kannst du nicht einfach fliegen, Babe?«, fragte er.
»Bei diesem Smog? Vergiss es.« Während Paulie sich eine Hose suchen ging, stürzte sich Gracie auf Judy und umarmte sie kräftig. »Viel Glück mit deiner Erinnerungssache.«
»Danke.«
Paulie und Gracie gingen. Judy war erleichtert, dass er keine Bemerkung über die Zeichen in ihrem Gesicht machte. Vielleicht waren sie nicht so schlimm, wie sie es sich vorstellte. Sie ging ins Bad und besah sich im Spiegel. Die Glyphe zog sich über ihre ganze Stirn. Sie war kaum zu übersehen. Sie sagte sich, dass die meisten Leute nicht einmal so magisch kundig waren wie sie. Also war es egal, wie bedeckt ihr Gesicht mit seltsam verzaubertem Gekrakel auch war. Zum Geier, vielleicht würden es sogar Leute, die Magie erkennen konnten, unter Umständen nicht bemerken. Vielleicht war es unsichtbar.
»Brauchst du gerade das Bad?«, fragte jemand hinter ihr. »Ich müsste nämlich wirklich dringend.«
Es war Paulies zweite Damenbekanntschaft von letzter Nacht. Sie wirkte klein, ein bisschen mollig und schien menschlich zu sein. Wenn Judy auch nicht mehr gewillt war, diese Dinge weiterhin als erwiesen zu betrachten.
Judy stand in der Tür, erforschte jede Reaktion der Frau und versuchte herauszufinden, ob das Zeichen für sie wohl unsichtbar war. Doch diese schien mehr daran interessiert, an Judy vorbeizukommen, als ihr ins Gesicht zu sehen.
»Ich muss wirklich dringend.« Sie schob Judy beiseite.
»Hübsche Glyphe«, bemerkte sie, bevor sie Judy aus dem Bad schob und die Tür zuschlug.
Eine Stunde später kaufte Judy eine Baseballkappe.
Sie vertrödelte den Rest des Tages vor dem Fernseher in Paulies Wohnung und rief bei der Arbeit an, um Bescheid zu geben, dass sie nicht kam. Sie machte sich nicht einmal die Mühe vorzugeben, sie sei krank. Niemanden interessierte es.
Die Erinnerungsglyphe funktionierte. Sie vergaß die Magie nicht, die Trolle und die Existenz von Engeln. Und sie vergaß nicht, Monster um zehn abzuholen.
Er war nicht fertig.
Judy saß auf der Veranda und rauchte eine Zigarette, während sie wartete. Monster erschien fünfzehn Minuten später. Seine Haut war heute Abend grau, sein Haar war rein weiß. Er hatte sich nicht rasiert. Leichter weißer Flaum warf einen umgekehrten Schatten auf sein Kinn.
»Sind Sie fertig?«, fragte sie.
»Tut mir leid, ich hatte nur angenommen, dass
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