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Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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schien die Blutzirkulation abzuschneiden. Sie verbarg nicht viel. Besser als nichts, beschloss sie.
    Sie streckte sich. Ihr Rücken war nach einer Nacht auf seinem Sofa ein wenig steif. Sie konnte sich nicht erinnern, warum sie hier geschlafen hatte. Etwas war mit ihrem Apartment passiert, aber die Einzelheiten blieben verschwommen.
    Paulie hatte noch nicht auf ihr Erwachen reagiert. Er starrte nur weiter. Sie wusste nicht, ob er wirklich starrte oder ob er einfach mit nicht ganz geschlossenen Augen eingeschlafen war. Sie hätte es fast getestet, dachte sich dann aber, dass es ihr sowieso egal war.
    Das Bad war besetzt. Sie wartete eine Minute, musste wegen der Beharrlichkeit ihrer Blase aber klopfen.
    »Einen Moment«, sagte eine Frau auf der anderen Seite der Tür.
    Murrend ließ sich Judy an der Wand hinabgleiten und setzte sich auf den Boden, während sie wartete. Sie bemerkte ein paar weiße Federn, die über den Teppich verteilt lagen. Vielleicht hatte sich Paulie einen Vogel zugelegt. Einen großen Vogel.
    Eine Frau trat aus dem Bad. Ihr Morgenrock saß hoch auf ihren Schultern, als hätte sie einen Buckel. Die Frau bemerkte eine Feder in Judys Hand.
    »Tut mir leid, ich bin in der Mauser.«
    Nur halb hinhörend, nickte Judy, bevor sie ins Bad verschwand. Als sie wieder auftauchte, fühlte sie sich erfrischt und hungrig. Auf dem Weg in die kleine Küche bemerkte sie, dass Paulie immer noch in seinem Sessel saß. Er hatte sich keinen Zentimeter bewegt.
    Sein Kühlschrank war eine Ödnis aus angeschimmelten Resten. Sie fand etwas Milch und förderte nach einigem Suchen auch ein bisschen Müsli, eine Schüssel und einen Holzrührlöffel zutage. Kauend ließ sie sich aufs Sofa fallen.
    Mit leiser Neugier nahm sie das Notizbuch neben sich auf. Mit dickem Filzstift standen die Worte NICHT VERGESSEN darauf geschrieben. Sie klappte es auf und überflog den Inhalt. Zunächst dachte sie, es sei ein Witz. Aber es musste ein verdammt ausgeklügelter Witz sein, wenn man bedachte, wie sehr die Handschrift ihrer glich. Jemand musste sich große Mühe gegeben haben.
    Die dünne Frau tauchte aus dem Schlafzimmer auf. Sie hatte Jeans an, war aber oben ohne. Wahrscheinlich, weil sie kein Shirt über ihre Flügel ziehen konnte.
    Judy stellte ihre Schüssel beiseite und las das Notizbuch durch.
    »Verfluchte Scheiße.«
    »Wieder vergessen, was?« Der Engel setzte sich aufs Sofa und nahm Judys Müsli hoch. »Das ist Mist, ich weiß. Muss lästig sein, wenn man ständig vergisst.«
    »Ja.« Judy rutschte an den Rand des Sofas, weil die Flügel des Engels eine Menge Platz brauchten.
    »Ich bin Gracie«, sagte der Engel.
    »Judy.«
    »Also, ich könnte dir einen Trick zeigen, der dir dabei hilft. Wenn du willst.« »Was für einen Trick?« »Nur eine magische Sache.«
    »Ich kann aber keine Magie anwenden«, sagte Judy. »Scheiße, ich kann mich nicht mal dran erinnern!«
    »Jeder kann Magie anwenden«, sagte Gracie. »So kompliziert ist das gar nicht. Was du brauchst, ist ein Erinnerungszauber. Etwas Einfaches, leicht genug, dass sogar du ihn dir merken kannst.« Sie ging zum Bücherregal und nahm ein Buch heraus. »Hier drin müsste stehen, wie man damit umgeht.«
    Gracie reichte Judy die Schüssel. Der Engel blätterte in dem Buch, bis er bei der gewünschten Seite ankam. »Hier haben wir's. Eine Erinnerungsverstärkungsglyphe müsste reichen.«
    Sie fand einen Marker auf dem Couchtisch und ließ sich aufs Sofa fallen. Dann beugte sie sich dicht zu Judy und kam mit dem Marker auf ihre Stirn zu.
    Judy hielt die Spitze mit ihrer Handfläche ab. »Was tust du da?«
    »Ich helfe. Das tue ich immer.« Grades goldene Augen funkelten und sie lächelte. Sie hatte einen schiefen Zahn. »Das ist... na ja ... irgendwie mein Job.«
    »Ich will aber nicht wie eine Idiotin aussehen!«
    »Worüber machst du dir Sorgen? Die meisten Menschen werden es nicht einmal bemerken. Glaub mir, sie verpassen so einiges!« Sie breitete ihre Flügel aus und flatterte damit.
    »Nein, danke.«
    Gracie steckte die Kappe auf den Marker zurück. »Wie du willst. Das macht mir gar nichts. Ich helfe normalerweise sowieso keinen solchen Leuten wie dir.«
    »Wie mir?«, fragte Judy.
    »Nicht nette Leute.«
    »Ich bin nett!«
    »Na ja, du bist nettlich.« Ein betretener Ausdruck ging über Grades Gesicht. »Lassen wir doch das Thema einfach.«
    »Das wäre wohl besser«, stimmte Judy zu. Wütend schlang sie ihr Müsli vollends hinunter, stapfte in die Küche und

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