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Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Stirn. Bis dahin erinnerte sie sich kaum noch an etwas, und das bisschen, was sie noch wusste, glaubte sie nicht.
    Was Judy glaubte, war unerheblich für das Universum. Es war ja nicht so, als verberge es Dinge vor ihr. Es hielt es nur nicht für nötig, gewisse Informationen an sie weiterzugeben. Judy war ein Werkzeug, ein Achsnagel in einem kosmischen Motor. Und ein Ingenieur machte sich normalerweise auch nicht die Mühe, sich die Bolzen und Muttern zu erklären. Er schraubte sie einfach an ihren Platz und ließ sie ihre Arbeit tun.
    Judy war eins mit dem grundlegendsten Aspekt der Schöpfung. Sie wusste es nur nicht. Ihre Gedanken und Wünsche wurden ins Herz des Universums übertragen. Doch das Signal war mies, und die meisten dieser Gedanken erreichten niemals ihr Ziel. Und die paar, die es doch erreichten, waren verstümmelt und alles andere als erkennbar. Judys Wille war eine Fernbedienung mit schwachen Batterien, die versuchte, ein gewaltiges Uni-versum zu steuern, das lieber Galaxien herumschob, als sich um die Feinheiten des täglichen menschlichen Lebens zu kümmern.
    Das daraus resultierende Chaos war verständlich, und es wurde nur noch schlimmer, während das Signal stündlich stärker wurde. Wäre sich Judy dessen bewusst gewesen, sie hätte mehr auf ihre flüchtigsten Gedanken geach-tet. Es hätte nichts geändert, aber sie hätte es zumindest versuchen können.
    Mrs. Lotus war sich dessen jedoch sehr wohl bewusst. Sie saß in ihrem gemütlichen Versteck und starrte auf die seltsamen Buchstaben, die über die Oberfläche der Steinplatte krakelten.
    Ferdinand sah von ihrem Kreuzworträtsel auf. Die muskelbepackte Frau hielt in ihrem stetigen, lautlosen Kaugummikauen inne.
    »Ich hasse es, wenn sie das tut«, sagte sie.
    »Was tut?«, fragte Ed, die an ihrem Tee nippte.
    Lotus konnte manchmal tagelang so sitzen und in die Tiefen des Steins blicken, ohne sich zu rühren. Sowohl Ed als auch Ferdinand wussten, dass sie etwas tat, und sie nahmen an, es müsse furchtbar wichtig sein. Mehr Gedanken verschwendeten sie aber nicht daran. Es lag einfach nicht in ihrer Natur, sich Gedanken zu machen. Sie folgten Befehlen. Wenn sie je versucht hätten, selbst in den Stein zu blicken, hätten sie nichts Bemerkenswertes gesehen.
    Aber Lotus sah die Muster in den Mustern, die Art, wie sich alles miteinander verknüpfte und wozu es bestimmt war.
    Außerdem sah sie, dass etwas fehlte: eine Anomalie, die sie sich nicht erklären konnte. Der Stein arbeitete gegen sie, aber es würde nichts ändern. In nur ein paar Stunden - in weniger als einem Augenblick nach Lotus' Zeitrechnung - würde sie wissen, wo sie Judy finden konnte. Und sie würde alles in Ordnung bringen, alles in seiner Spur halten, trotz der ständigen Versuche des Universums, alles zu vermasseln.
    Das war ihr Job, und nach mehreren Milliarden Jahren war sie ziemlich gut darin.

    ZEHN

    Während sich Monster bettfertig machte, bereitete sich Liz auf die Arbeit vor. Sie hatte ein neues rotes Kostüm an. Es war, wie er bemerkte, nicht so hübsch wie das alte. Doch das gab er ihr gegenüber nicht zu.
    »Wie war deine Nacht?«, fragte sie.
    »Frag nicht.«
    »Armes Baby.« Sie umarmte ihn kurz und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. »Warte nicht auf mich. Ich gehe nach der Arbeit noch was trinken.«
    »Viel Spaß«, sagte er, aber sie war schon aus der Tür.
    Monster schlüpfte in seinen Pyjama. Er fühlte sich noch nicht allzu müde und beschloss, sich auf die Couch zu legen und noch ein bisschen fernzusehen, bis er das Bedürfnis hatte, ins Bett zu gehen. Es kam aber nichts. Nur Mor-genmagazine, die er mit lediglich halbem Interesse ansah.
    »Zwölf Tote bei einem Brand in der U-Bahn«, sagte der stoische Nachrichtensprecher. »Zurück zu dir, Brad.«
    »Schrecklich, wenn solche Tragödien passieren.« Brad nickte weise. Der Kamerawinkel änderte sich, und ein albernes Grinsen breitete sich über sein Gesicht. »Jetzt zu einer Geschichte über eine Frau in Arizona, die aus Alufolie dekorative Kunst macht!«
    Diese Übergänge der Morgenmagazine hielten das Leben doch irgendwie in Ordnung. Zwölf Menschen waren tot, aber das hielt die 77-jährige Anne O'Grady nicht davon ab, ihre glänzenden Meisterwerke aus zerknülltem Alu herzustellen. Er schlief auf dem Sofa ein.
    Fünf Stunden später erwachte er, als etwas im anderen Zimmer herumklapperte.
    Sich den schmerzenden Nacken reibend, bemerkte er seine neue Farbe: golden. Dafür musste er nicht erst in seinem

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