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Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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getan hast. Er wird dir helfen, dich zu erinnern. Zumindest für ein paar Stunden, und mit weit lebhafterer Klarheit als irgendeine schäbige Runenkunst es fertigbringen kann.«
    »Und es gibt keine Nebenwirkungen?«
    »Du wirst ein oder zwei Tage lang nicht in der Lage sein, etwas zu buchstabieren, und du könntest Schwierigkeiten beim Rad fahren haben. Aber selbst die perfekteste Magie ist nicht umsonst. Meiner Ansicht nach hast du zwei Wahlmöglichkeiten: Du kannst entweder den Tee trinken und anfangen zu verstehen, was mit dir passiert. Oder du trinkst ihn nicht und wirst so verwirrt bleiben, wie du es dein ganzes Leben lang gewesen bist.« Judy betrachtete die Tasse.
    »Es ist wirklich deine Entscheidung«, sagte Lotus.
    Judy, die wieder einmal handelte, bevor sie es durchdacht hatte, trank den Tee. Es gab einen Stich in ihrem Gehirn. Sie wusste, es war unmöglich, dass das Gehirn selbst etwas spürte, aber trotzdem schien es ihr so. Wie ein Funke, der am Boden ihres Schädels entzündet wurde, irgendeinen ungenutzten Teil ihres Geistes aktivierte und den Dunst und Nebel klärte.
    Sie bat um eine weitere Tasse, und Lotus erfüllte ihr die Bitte nur zu gern.
    »Sag mir eines, Judy: Fragst du dich manchmal, wo alles herkommt?«
    »Nein, das kann ich so nicht sagen«, gab sie zu.
    »Der Kosmos, meine ich«, sagte Lotus. »Die Gesamtheit dessen, was du und ich aus Mangel an einem besseren Wort das Universum nennen würden.«
    »Nein.«
    »Überhaupt nicht?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Judy. Alles schien jetzt schärfer, fokussierter. Es war, als sähe sie die Dinge zum ersten Mal. Sie bemerkte, dass Pendragons schwacher Schatten eine seltsame Form hatte. Es war schwer zu benennen, aber er passte nicht. Er war lang und dünn, und zwei Dreiecke - Flügel? fragte sie sich - waren daran befestigt.
    Lotus hielt ihre Tasse hoch, nahm noch einen Schluck und sinnierte eine Weile über ihrer Tasse.
    »Möchtest du, dass ich es dir sage?«
    »Sie meinen, den Sinn des Lebens?«
    Lotus kicherte. »O nein. Das habe ich nie gesagt. Ich kann dir den Sinn des Lebens nicht nennen. Soweit ich weiß, hat es eigentlich gar keinen. Nicht, dass ich das mit Sicherheit wüsste. Es ist nur ein Gefühl. Nein, ich rede vom Ursprung des Universums. Wie es entstanden ist.«
    »Das wissen Sie?«, fragte Judy skeptisch. Aber nicht allzu skeptisch. Sie hatte in den letzten paar Tagen genug gesehen, um fast alles für möglich zu halten.
    »Natürlich«, sagte Lotus.
    Lotus' Küche war groß und einladend. Sie roch nach frischgebackenen Keksen, und jede Oberfläche war makellos und glänzte. Hähne und Hennen dekorierten die Tapete, und es gab ein paar Nippesregale an der Wand mit Keramikkätzchen darauf. Ein paar Katzen schliefen in den Ecken, unter einem altmodischen Küchentisch und auf den Fensterbänken. Eine große, fette, graue Katze saß auf der Arbeitsplatte.
    »Ernst, du weißt es doch besser!«, schalt Lotus. Sie hob die runde Katze von der Arbeitsplatte und setzte sie auf den Boden. Die miaute protestierend. Nur dass es gar kein Miauen war, sondern ein elefantenartiges Trompeten.
    »Sei nicht so! Du weißt, es ist jetzt noch nicht Futterzeit. Und jetzt geh! Los, los!« Sie stupste die Katze sanft mit dem Fuß. Alle anderen guten Schlafplätze waren schon weg, deshalb trudelte Ernst aus der Küche. Es gab kein anderes Wort dafür. Er trudelte. Er schwankte vor und zurück, und sein kleiner grauer Schwanz schwang faul hin und her. Es war schwer, einen Schatten zu finden, doch Judy war sicher, die schwache Spiegelung auf dem blanken Linoleum gehörte zu einem Miniaturelefanten.
    »Sie müssen Katzen wirklich gerne haben«, sagte Judy.
    »Ich glaube, ich bevorzuge Papageien, um ganz ehrlich zu sein. Aber in diesem Stadium ist es zu spät, von vorn anzufangen. Ich bin sicher, in ein paar tausend Jahren werde ich ganz versessen auf sie sein. Primaten haben mich zuerst eigentlich auch nicht interessiert, und das hat dann ja doch ganz gut geklappt. Zumindest für eine Weile.«
    Lotus nahm einen Apfel aus dem Kühlschrank, legte ihn auf ein Schneidebrett und schnitt ihn mit ein paar flinken Schnitten in sechs Stücke. Sie bot Judy eines an.
    »Nein, danke. Ich würde ein Bier nehmen, wenn Sie eines haben.«
    »Tut mir leid, aber ich trinke keinen Alkohol.« Lotus runzelte ganz leicht die Stirn. »Ziemlich schlechte Angewohnheit. Ich kann dir Saft anbieten.«
    »Ich passe«, antwortete Judy. »Also, was ist hier los? Wo ist dieses Steinding,

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