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Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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von dem alle die ganze Zeit reden?«
    »Es ist mehr als nur ein Ding«, sagte Lotus. »Es ist die Lebenskraft des Universums an sich. Der Stein ist nicht nur für die Geburt von allem verantwortlich, was du Realität nennen würdest, sondern auch für die fortgesetzte Existenz dieser Realität. Er ist der Anfang und das Ende der Schöpfung, das große Rad des Lebens, die endlose Schlange, die sich selbst vom Schwanz her auffrisst.«
    »Klingt ja stark.« Judy hatte nie viel Toleranz für diesen New-Age-Schwachsinn aufgebracht. Der Tee hatte daran nichts geändert.
    »Ja«, stimmte Lotus zu. »Stark, in der Tat.«
    »Und wo ist er?«, wollte Judy wissen.
    Lotus fegte die Äpfel beiseite und hielt das Schneidebrett hoch. Sie flüsterte ein paar Worte, die Judy nicht verstand. Das Holz wurde dunkel und zu einer glänzend schwarzen Schieferplatte mit blauen und roten Wirbeln.
    »Das ist er?«, fragte Judy.
    »Du klingst enttäuscht.«
    »Ich habe ihn mir - Sie wissen schon - größer oder so vorgestellt. Das ist also das wichtigste Ding im Universum?«
    »Angesichts der Tatsache, dass es ohne es kein Universum geben würde«, antwortete Lotus, »muss ich sagen: ja, das ist korrekt.«
    »Und Sie benutzen ihn als Schneidebrett?«
    »Er ist unzerstörbar. Meine Arbeitsplatte aber nicht. Außerdem gibt er einen ausgezeichneten Nussknacker ab.«
    »Tausendundeine Verwendungsmöglichkeiten, was?«, fragte Judy.
    »Nein. Eigentlich nur vier.« Lotus zählte sie an den Fingern ab: »Schneidebrett, Nussknacker, Schöpfer des Universums und Briefbeschwerer.«
    »Wahrscheinlich könnte man damit auch einen kippligen Tisch stabilisieren«, schlug Judy vor.
    »Wahrscheinlich«, stimmte Lotus zu, »aber die Situation hatte ich noch nicht.«
    »Darf ich ihn mal halten?«
    »Tu dir keinen Zwang an, Liebes.«
    Judy nahm den Stein. Er war ein wenig warm, wenn auch nicht außergewöhnlich. Er vibrierte zudem, aber nicht auf wirklich spürbare Art. Es war eher ein unbestimmtes Gefühl einer vibrierenden Energie. Merkwürdige Formen ritzten sich selbst in die Oberfläche. Sie erinnerten sie an Monsters Runen.
    »Was heißt das?«, fragte sie.
    »Oh, das ist nur die Reaktion des Steins auf dich. Er erhält nicht nur das Universum aufrecht, sondern speichert auch, was darin geschieht. Du hältst die Quelle allen Wissens in den Händen. Alles, was je geschehen ist, steht ir-gendwo in dem Stein geschrieben.«
    »Er kennt die Zukunft?«
    Lotus kicherte. »Niemand kennt die Zukunft. Sie ist noch nicht passiert. Aber alles, was passiert ist oder im Augenblick passiert, wird beobachtet und in dem Stein festgehalten. Natürlich ist es deshalb auch größtenteils unverständlich. Stell dir vor, alles innerhalb des Universums wird ohne Sinn und Verstand in einem einzigen Buch zusammengefasst.«
    Judy untersuchte die unverständliche Inschrift. Sie veränderte und bewegte sich, und je mehr sie sich darauf konzentrierte, desto mehr schien sie zu reagieren. Sie meinte, sie fast lesen zu können. Fast...
    »Das ist Gott?«, fragte sie. »Ich dachte, er wäre größer.«
    Lotus schenkte ihr ein falsches Lächeln. »Ja, sehr amüsant. Ich hatte nie einen Sinn für Albernheiten.«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe«, sagte Judy.
    »Normalerweise bin ich höflicher zu meinen Entführern, aber meine Woche war bisher wirklich beschissen.«
    »Oh, das denkst du also? Entführt? Also wirklich, wie absurd!« Lotus lachte. »Du bist keine Gefangene. Natürlich kannst du gehen, wann immer es dir beliebt.«
    »Klar. Und das soll ich glauben? Nachdem mich Miss Muskelmann da drüben gegen meinen Willen durch die Stadt geschleppt und in einen abgeschlossenen Raum geworfen hat?«
    »Ferdinand kann manchmal ein bisschen grob sein, das finde ich auch«, sagte Lotus, »aber ich versichere dir, dass dies keine Entführung war, lediglich eine Einladung. Vielleicht etwas energischer, als es die Schicklichkeit erlaubt, aber das lag nur daran, dass es so wichtig ist, dass wir uns endlich kennenlernen.«
    »Sie hätten mir auch einfach einen Brief schreiben können«, sagte Judy.
    »Viel zu unpersönlich. Außerdem musste ich mit dir reden. Du wirst aber keineswegs gezwungen, entgegen deinen Wünschen hierzubleiben.«
    »Sie sagen also, ich kann einfach gehen? Einfach zur Tür hinaus?«
    »Das ist richtig.«
    »Und Sie lassen mich nicht von der Muskelfrau oder der feuerspeienden Katze aufhalten?«
    »Himmel, nein! Auch wenn ich hoffe, dass du noch ein kleines bisschen

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