Monsterkopf
nicht wichtig. Ich wollte nur, dass ich nicht gesehen wurde, und behielt deshalb meine gebeugte Haltung bei.
Hin und wieder schaute ich durch die Scheiben. Leider waren sie von außen zu schmutzig, und so blieb mir auch weiterhin die Sicht versperrt.
Ich wurde vorsichtiger und lauschte, ob irgendwelche Geräusche zu hören waren, aber alles blieb still.
Der Eingang stand weit offen. Zwei große Glastürhälften waren nach rechts und links aufgedrückt worden. In den Eingang hätte ich sogar mit einem Lastwagen fahren können, wenn der einen nicht zu hohen Aufbau besaß.
Ich blieb in der Tür stehen. Ein wenig nervös war ich schon. Das lag an Aibon, denn dieses Reich hatte ich zur Genüge erlebt und kannte deshalb auch seine Gefahren.
Nein, es gab niemand, der mich angriff. Außen waberte der Nebel, im Innern brannten die Lampen, die an Kabeln befestigt von der Decke hingen.
Ihr Licht fiel auf die mit Waren gefüllten Tische, wobei ich viele leere Kästen sah, aus denen nur die Erde herausquoll. Der Hintergrund der langen Halle war nicht einsehbar, denn dort standen quer zur Längsseite die Töpfe mit den hohen breitblättrigen Pflanzen.
Ich konnte zwischen drei Gängen entscheiden und nahm den mittleren. Ich hatte mir vorgenommen, einen Blick in den hinteren Teil zu werfen und erst dann wieder zu meinen Freunden zurückzugehen und ihnen Bescheid zu sagen.
Die Zeit würde reichen, und so huschte ich mit schnellen, aber möglichst lautlosen Schritten durch den Glasbau. Die Strecke zog sich schon hin. Zum Glück war das Haus nicht mit Nebel gefüllt. Ich hatte gute Sicht und erreichte die hohen Pflanzen, die so etwas wie eine Trennwand bildeten.
Was hörte ich?
Nichts.
Was sah ich?
Nichts.
Die Verfolgten schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Oder sie hatten ein gutes Versteck. Dass sie inzwischen den Weg nach Aibon gefunden hatten, daran wollte ich nicht glauben.
Zwar versperrten mir die Pflanzen die Sicht, aber das konnte ich ändern. Ich brauchte sie nur zur Seite zu drücken. Dazu ging ich in die Hocke – und...
Hinter mir war etwas!
Ich schoss hoch und fuhr herum!
Ein Mann stand vor mir. Ich hatte ihn in der Kneipe gesehen. Es war der Typ, der mit Earl Donovan die Gaststätte verlassen hatte. Es hätte mich nicht weiter gestört, aber es gab zwei Dinge, die bei mir eine Gänsehaut erzeugten.
Zum einen der hassverzerrte Ausdruck im Gesicht des Mannes – und zum anderen die verdammte Gartenschere, die er mit beiden Händen festhielt und plötzlich ohne Warnung nach vorn rammte...
Das Ding hätte mich in Bauchhöhe erwischt und mir das Leben aus dem Körper gerissen. An die schrecklichen Schmerzen, die damit verbunden waren, wollte ich gar nicht denken, aber ich war plötzlich eiskalt. Ganz im Gegensatz zu dem Kerl, der noch zitterte und heftig keuchte.
Ich wich ihm aus.
Die Schere verfehlte mich. Dafür stach sie in die Pflanze hinein, die aus einem der Töpfe wuchs.
Bevor der Typ sich drehen konnte, raste meine Handkante in sein Genick.
Er schrie auf und stellte sich für einen Moment auf die Zehenspitzen. Der zweite Hieb erwischte sein Kreuz, und diesmal hatte ich mit beiden Händen zugeschlagen.
Die Wucht schleuderte ihn in die Pflanzen. Dabei rammte er die beiden Hälften der Schere in den weichen Boden. Ausgeschaltet war er noch nicht. Ich zerrte ihn hoch, um ihm den Rest zu geben. In meinem Griff schwankte er hin und her.
Der nächste Schlag punktete. Und das im wahrsten Sinn des Wortes, denn diesmal erwischte mein Ellbogen das Kinn. Ich sah, wie er die Augen verdrehte, er stieß auch noch einen Zischlaut aus, dann sackte er vor mir zusammen.
Geschafft!
Erst jetzt bekam ich die Nachwirkungen zu spüren. Meinen Körper durchlief ein Zittern, das bis in die Fingerspitzen reichte. Der Kerl war bewusstlos. Ich wollte den Kerl hier nicht so offen liegen lassen. Deshalb schnappte ich mir die schlaffe Gestalt und drapierte sie zwischen die Pflanzen. Da die Töpfe sehr dicht beieinander standen und ich ihn längs gelegt hatte, würde er nicht so schnell entdeckt werden, was sehr wichtig sein konnte.
Zurück zu Suko und Kate wollte ich nicht mehr. Ein kurzer Anruf bei meinem Freund über das Handy reichte aus.
Ich griff in die Tasche, um es hervorzuholen, als plötzlich...
»Von nun an würde ich mich an Ihrer Stelle nicht mehr bewegen«, hörte ich in meinem Rücken eine Stimme, und ich wusste auch, wer gesprochen hatte.
Earl Donovan.
»Und wenn doch?«, fragte ich.
»Sind Sie
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