Monsterkopf
lapidar.«
»Willst du nicht endlich zur Sache kommen?«, erkundigte ich mich behutsam.
»Ich bin auf dem Weg dorthin.«
»Das ist gut.«
Tanner war in keiner besonderen Stimmung, das merkten wir ihm an. Er war mehr in sich gekehrt und sehr nachdenklich. Es musste ihm etwas auf der Seele liegen.
Von dieser Last befreite er sich, und so erfuhren wir, was sich auf dem Parkplatz einer einsamen Raststätte außerhalb Londons ereignet hatte. Zwei Tote hatte es gegeben. Einen Trucker, dessen Leiche aber verschwunden war, und einen Kollegen, der regelrecht totgeschlagen wurde, wobei es noch eine Zeugin namens Kate Boone gegeben hatte.
Genau sie war das Problem. Oder vielmehr: Sie hatte ein Problem. Man glaubte ihr nämlich nicht. Die Aussagen – für Tanner die Wahrheit – waren unglaublich. Sie hatte die Mörder ihres Kollegen beschrieben. Sie hatten zudem die Leiche des Truckers abgeholt, die bisher noch nicht wieder aufgetaucht war, aber die eigenen Kollegen schüttelten über Kate Boone’s Aussagen nur den Kopf. Sie war vorläufig vom Dienst suspendiert und nach Hause geschickt worden.
»Aber du glaubst ihr, Tanner?«, fragte ich.
»Ja.«
»Warum?«
»Ich weiß es nicht.«
»Hast du denn mit Kate Boone gesprochen?«
»Leider nicht. Mir sind nur die Protokolle in die Hände geraten. Sie haben mich aufmerksam werden lassen.«
»Was glaubst du denn, wer dahinter steckt?«
Er blickte mich fast böse an. »Warum sitzen wir wohl hier?«
»Weil du uns mit ins Boot nehmen willst.«
»Genau, John.«
»Also gehst du davon aus, dass es ein Fall für uns sein könnte«, meinte Suko.
»Volltreffer. Ich möchte euch bitten, mal einige Nachforschungen anzustellen. Zwar kenne ich die Zeugin nicht persönlich, aber so etwas denkt man sich nicht aus.« Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Hinzu kommt, dass Kate Boone eine Polizisten ist. Aber man wollte ihr einfach nicht glauben. Man wollte ihr nicht abnehmen, dass es nackte Menschen waren, die ihren Kollegen erschlagen haben. Als wären sie aus der Urzeit gekommen. Eben Überlebende aus dieser tiefen Vergangenheit.«
Er wartete auf eine Antwort, die wir ihm nicht geben konnten, weil wir einfach zu wenig wussten.
»Ihr seid dran.«
»Wo genau ist es denn passiert?«, fragte Suko.
»Westlich von London. An der Grenze zwischen den Provinzen Surrey und Kent. Es war eine Raststätte, die man über die M 26 erreicht.«
»Einsam?«
»Ziemlich.« Er nickte Suko zu. »Unsere Zeugin weiß wirklich nicht, woher diese Gestalten gekommen sind. Sie waren plötzlich da und holten sich den Toten, der kurz zuvor Selbstmord begangen hatte, bei dem die Kollegin noch Zeugin gewesen war. Das muss man sich mal vorstellen.« Er schüttelte den Kopf. »Hier kommen viele Dinge zusammen, Freunde, aber sie passen meinem Geschmack nach nicht ineinander. Es gibt einfach kein klares Bild, an dem man sich orientieren könnte.«
»Was tun die Kollegen?«
Tanner schaute mich an, als hätte ich ihn beleidigt. »Was tun sie schon, John? Nichts, gar nichts. Jedenfalls denken sie nicht in die Richtung, in die ich meine Gedanken geschickt habe. Wofür ich ihnen nicht mal einen Vorwurf mache.«
»Dann sag uns mal, wie du die Dinge siehst.«
Er winkte ab. Fast hätte er dabei sein Glas mit dem Mineralwasser umgeworfen.
»Ich habe euch gesagt, wie ich die Dinge sehe, John.«
»Alles?«
»Ja, zum Teufel, alles. Die Kollegen packen es nicht. Sie halten Kate Boone für überzogen oder für eine Spinnerin, wie auch immer. Aber sie müssen den Mord natürlich aufklären und sind dabei nicht weitergekommen. Es geht ihnen in erster Linie um Don Steiner und in zweiter um die Leiche, die verschwunden ist.«
»Kennt man den Namen des Mannes?«
»Ja, zum Glück. Man fand seine Papiere im Truck. Er hieß Matt Ramsey, fuhr einen LKW quer durch das Land, und es ist nichts Negatives über ihn bekannt.«
»Aber er hat sich umgebracht?«
Tanner nickte mir zu. »Du hast es erfasst. Ein unbescholtener Mensch schießt sich plötzlich eine Kugel durch den Kopf. Daran kann man doch fühlen.«
»Wie meinst du das?«
»Das noch mehr dahinter steckt. Er muss einfach einen Grund gehabt haben, und den will ich herausfinden.«
»Du?«
»Nein, ihr«, knirschte er und schaute mich wieder so böse an. »Mir sind beruflich die Hände gebunden. Stünde mir mehr Zeit zur Verfügung, wüsste ich schon, was ich tun würde.«
»Also gibst du denn Fall ab.«
»Es ist nicht mein Fall,
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