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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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Jemand hatte ihn im Erdgeschoss der Seilbahnstation niedergeschlagen. Jetzt saß er irgendwo und war gefesselt. Langsam und benommen hob er den Kopf, der bislang nach vorne gebeugt auf seiner Brust geruht hatte. Es war dunkel, aber nicht vollkommen, so wie die letzten Züge der Abenddämmerung. Nur schemenhaft konnte er seine Umgebung erkennen. Aber er erkannte, wo er war, hatte aber keine Ahnung, wie er hierher gekommen war. Er saß in dem Shuttle der Seilbahnstation. Das spärliche Mondlicht schimmerte bläulich durch die getönten Fensterscheiben. Das Seil um seinen Oberkörper drückte auf seinen gebrochenen Arm und die angeknackste Rippe. Bei jedem Einatmen wurden die Schmerzen stärker, da sich sein Oberkörper dadurch ausdehnte, was den Druck des Seiles erhöhte. Also beschränkte er sich darauf möglichst kurz und flach zu atmen, aber der konstante Schmerz blieb.
    Plötzlich stand jemand vor ihm. Martin sah zunächst nur die Beine. Sein Blick wanderte nach oben. Er sah das Gesicht nicht. Der Kopf des Mannes verschwand in der Dunkelheit wie die Spitze eines Hochhauses in den Wolken. Dennoch wusste Martin, wer vor ihm stand. Eigentlich war das unmöglich. Aber es war Eddie Kaltenbach. Er hätte tot sein müssen, metertief begraben unter den Schneemassen, die über ihn hereingebrochen waren. Aber andererseits hatte Martin sich auch befreien können. Eddies Arm bewegte sich nach oben. Seine Hand tastete an der Decke und knipste die Sitzbeleuchtung an. Dann setzte er sich Martin gegenüber und lehnte sich in den Sitz. Der von oben kommende schwache Lichtkegel tauchte die beiden Männer in ein diffuses Licht. Eddies Kopf war außerhalb des Lichtscheins, und nur in Schemen zu erkennen. In seinem Mund klimmte eine Zigarette. Martin hörte, wie Eddie inhalierte und den Rauch dann ausblies. Der Qualm drang aus der Dunkelheit in einer dichten Wolke ins Licht und nebelte Martins Gesicht ein. Jetzt beugte sich Eddie vor und Martin konnte sein Gesicht nun klar und deutlich sehen. Eddie verzog keine Miene und war augenscheinlich völlig unverletzt. Wie konnte das sein, dachte Martin. Die Lawine hatte ihn voll erwischt. Dieser Gesichtsausdruck erinnerte ihn an Paul. Genau wie bei dem Jungen, war aus diesem Gesicht weder Freude noch Trauer oder Wut herauszulesen.
    »Jetzt bekomme ich meine Antworten also doch noch«, flüsterte Raphael.
    Martin ging im Kopf durch, was passiert sein könnte. Eddie war vor ihm hier gewesen. Martin musste an Paul denken. Eddie würde dem Jungen etwas antun. Später, wenn er mich umgebracht hat. Martins Augen weiteten sich, mit einem Schlag, war er wieder hellwach und sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er musste sich befreien.
    »Die Lawine hat mich an den Rand getragen. War ganz oben auf, als es vorbei war. Hab mir den Schnee von den Kleidern geschüttelt und bin aufgestanden. Ich lag zwar hundert Meter unterhalb, war aber kein Problem hier rauf zu klettern.«
    Martin spannte die Muskeln an. Keine Chance, die Schnüre um seine Beine und seinen Oberkörper waren straff gebunden und fest verknotet. Er würde sterben, das wusste Martin plötzlich. Er fühlte es mit der Gewissheit eines Bergsteigers, der vom Felsen abgerutscht war und in freiem Fall dem zerklüfteten Erdboden entgegen sauste. Wie schnell würde ein Mensch werden, bevor er nach tausend Metern auf die Erde klatschte, was blieb von ihm übrig? Diese Fragen geisterten Martin tatsächlich durch den Kopf.
    »Hab ein bisschen gewartet, dachte mir, hab ja noch Zeit, bis der Zug kommt und vielleicht kommt Waller ja doch noch aus dem Schnee raus, dann wird er kommen, um das hier zu suchen und so war es dann auch.«
    Raphael hielt das Telefon hoch, das er aus dem Kontrolleurszimmer genommen hatte. Unvermittelt schlug er Martin damit ins Gesicht.
    »War gerade unten, als ich dich die Außentreppe raufkommen hörte. Hab das Licht ausgemacht und auf dich gewartet.«
    Martins Gesicht brannte von dem Aufschlag des Telefons. Eddie hatte ihn seitlich neben dem linken Auge getroffen. Martin spürte förmlich, wie es anschwoll. Doch er schrie noch nicht einmal.
    Raphael legte das Telefon neben sich auf den Sitz und zog ein zerknittertes, zusammengefaltetes Blatt aus der Brusttasche seines Hemdes.
    »Du wolltest wohl mit mir spielen.« Er faltete das Blatt auf und las vor:
     
    Er war die Waffe, er schoss ihn tot.
    Er war schuld an Elend und Not.
    Nun ist das Böse getilgt und die Rache war mein.
    Auf der Liste bleibt jetzt nur noch einer

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