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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wozu sie sich verpflichtet glaubte. »Ja«, bestätigte sie, als sie seinen offenen, erwartungsvollen Blick sah. Sie spürte, wie die Worte ihr nachgerade entströmten. »Ja, zu Hause wütet die Pest. Und auch auf jeder anderen besiedelten Welt.«
    »Und hier?«
    »Hier nicht. Vielleicht. Wir glauben es zumindest. Man hat es uns gesagt.«
    »Ihr seid hier, um es herauszufinden?«
    Sie nickte.
    »Warum habt ihr uns nichts gesagt?«
    »Stella…«, murmelte Marjorie. »Du kennst doch Stella.«
    »Aber ich, Mutter. Was ist mit mir?«
    »Wir dachten, du wärst noch zu jung. Wir befürchteten, du würdest es vielleicht nicht verkraften.«
    »Ein Geheimnis? Weshalb?«
    »Wegen…«, sagte Vater Sandoval, wobei er sich nach vorne beugte und den Arm des jungen Mannes ergriff, »wegen der Moldies, den Nihilisten. Sie hätten sonst nämlich versucht, die Pest auch nach Gras zu tragen. Und weil es den Bewohnern von Gras egal ist, ob alle anderen Welten ausgelöscht werden. Sie wollen nur ihre Ruhe haben.«
    »Aber… aber das ist doch unmenschlich!«
    »Daß es ihnen egal ist, stimmt auch nicht ganz«, murmelte Marjorie. »Es ist eher so, daß sie es nicht wahrnehmen. Die bisherigen Versuche, sie dafür zu sensibilisieren, haben sie nur echauffiert. Vater Sandoval hat recht, sie wollen ihre Ruhe haben; aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Es gibt noch einen psychologischen oder vielmehr pathologischen Aspekt. Es handelt sich um einen Fall von Verdrängung. Aus diesem Grund mußten wir ihnen falsche Tatsachen vorspiegeln, Tony, sowohl was die Funktion des Botschafters betrifft als auch unsere Familienverhältnisse. Der eigentliche Grund unseres Aufenthalts auf Gras besteht darin, herauszufinden, ob auch hier die Pest umgeht. Wenn das nicht der Fall ist, müssen wir irgendwie eine Aufenthaltserlaubnis für Wissenschaftler erwirken.«
    »Was habt ihr bisher herausgefunden?«
    »Sehr wenig. Es scheint hier keine Pest zu geben, aber wir sind uns nicht sicher. Asmir Tanlig erkundigt sich in den Dörfern und bei Bediensteten der Estancias nach unerklärlichen Todesfällen und Erkrankungen. Sebastian Mechanic kennt viele Hafenarbeiter und hört sich dort um. Die beiden kennen nicht den wahren Grund für diese Fragen. Wir haben ihnen gesagt, daß wir im Auftrag von Heiligkeit eine Gesundheitsstatistik anfertigen. Wir benötigen auch Informationen von den bons, aber es gelingt uns nicht, mehr als nur formellen Kontakt zu ihnen zu bekommen. Wir haben schon versucht, uns mit ihnen anzufreunden.«
    »Deshalb auch der Empfang.«
    »Ja.«
    »Daß Eugenie mit diesem Mädchen aufgekreuzt ist, war wohl nicht sehr hilfreich.«
    »Nein, Tony. Das war es nicht.«
    »Eugenie ist noch dümmer als ein Wurzelpeeper«, konstatierte er und fuchtelte mit der Hand, als ob er Eugenie verscheuchen wollte. Weder er noch Stella verstanden, weshalb ihr Vater so vernarrt war in Eugenie. »Strohdumm.«
    »Leider dürfte das der Wahrheit recht nahe kommen.« Sie sah, daß Vater James sie anschaute und errötete. Als Rigos Neffe schuldete er ihm wahrscheinlich Loyalität. Sie hätte Rigo nicht vor ihm kritisieren dürfen. Sie sollte es auch nicht vor Tony tun, es sei denn, daß Tony bereits… über alles informiert war.
    »Ich hatte mich schon gefragt, was dich wohl zum Mitkommen bewogen hat«, sagte Tony und schüttelte den Kopf. »Daß du die Arbeit in Breedertown so plötzlich aufgegeben hast. Aber sicher verlassen sie sich nicht nur auf uns. Was unternimmt Heiligkeit denn sonst noch?«
    »Rigo sagt, sie täten alles, was in ihren Kräften steht. Es gelingt ihnen weder bei Tieren noch bei Menschen, einen Antikörper gegen das Virus zu entwickeln. Sie können das Virus zwar abtöten, aber nicht in einem lebenden Organismus. Falls sich herausstellen sollte, daß die Bewohner von Gras wirklich immun sind gegen die Pest, werden wir Gewebeproben nach Heiligkeit schicken.«
    »Gewebeproben? Werden die bons das überhaupt zulassen?«
    »Sie haben selbst keine Ärzte, Tony. Wenn sie sich eine Verletzung zuziehen, müssen sie einen Arzt aus Commons rufen. Ich glaube, wir können jede benötigte Probe kaufen.«
    »Aber bisher hat Heiligkeit doch gar nichts gefunden.«
    »Nichts. In keiner der getesteten Gewebeproben haben sich Antikörper gegen das Virus gebildet.«
    Die vier steckten die Köpfe zusammen wie Verschwörer. »Tony, du darfst nicht…«
    »Ich darf Stella nichts sagen. Ich weiß. Sie würde den Mund nicht halten, nur um zu beweisen, daß sie sich von uns

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