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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Stallbursche, dem sie die Nachricht anvertraut hatte, erwartete sie bereits; er hatte die Augen auf den Horizont gerichtet, als ob er klären wollte, ob sie bei Sonnenuntergang zurückgekehrt war oder nicht. »Eine Nachricht für Sie, Lady«, empfing er sie. »Ihr Sohn sucht Sie. Es liegt eine vertrauliche Mitteilung für Sie vor. Vermutlich von der bon Damfels-Estancia.«
    Sie stand zitternd neben dem Pferd und brachte kein Wort heraus.
    »Lady? Sind Sie in Ordnung?«
    »Nur… nur müde«, nuschelte sie. Sie fühlte sich wie benebelt und wußte nicht, ob das, was sie eben erlebt hatte, Realität gewesen war. Es war wie ein Traum. War sie wirklich allein ausgeritten? Allein ins Grasland? Als sie dem Pferd in die Augen schaute, erkannte sie dort eine pferdeuntypische Intelligenz, was sie aus unerfindlichen Gründen aber nicht überraschte. »Guter Quixote«, sagte sie und fuhr mit der Hand an seinem Hals entlang. »Gutes Pferd.«
    Sie gab ihm noch einen Klaps und eilte dann mit noch immer unsicherem Gang den Pfad hinauf. Tony beobachtete sie von der Terrasse aus. »Wo bist du denn gewesen? Erst versprichst du mir, nicht allein ins Grasland zu gehen, und dann verschwindest du gleich für einen ganzen Tag. Wirklich, Mutter! Du siehst fürchterlich aus!«
    Darauf ging sie nicht weiter ein. Egal, wie sie aussah, sie fühlte sich… besser. Sie hatte den Eindruck, etwas geleistet zu haben. Zum erstenmal seit der Ankunft an diesem Ort hatte sie den Eindruck, etwas geleistet zu haben. »Der Stallbursche hat etwas von einer Nachricht gesagt!«
    »Ich glaube, sie ist von Sylvan. Er ist nämlich der einzige, der dich mit ›Die ehrenwerte Lady Marjorie Westriding‹ anredet. Die Botschaft trägt deinen Code. Ich konnte sie nicht lesen.«
    »Was in aller Welt…?«
    »Was auf Gras, müßte es wohl eher heißen. Komm mit.«
    »Wo ist dein Vater?«
    »Noch immer auf dieser verdammten Maschine.« Ein Anflug von Besorgnis oder Ärger schwang in seiner Stimme mit.
    »Tony. Du kannst es nun mal nicht ändern.«
    »Ich dachte, ich müßte…«
    »Unsinn. Er müßte mit diesem Unfug aufhören. Wenn du dich auch noch daran beteiligst, würde alles nur noch schlimmer werden.«
    »Nun, er ist ohnehin frühestens in einer Stunde ansprechbar.«
    Sie nahm vor dem Telly Platz und aktivierte es. Die Nachricht erschien auf dem Monitor: PRIVAT, NUR FÜR DEN EMPFÄNGER BESTIMMT.
    »Tony, dreh dich um.«
    »Mutter!«
    »Dreh dich um. Wenn es etwas Persönliches ist, möchte ich nicht, daß du es siehst«, sagte sie, wobei sie sich gleichzeitig fragte, weshalb Sylvan ihr überhaupt eine persönliche Botschaft zukommen lassen sollte.
    Sie drückte die Eingabetaste und hatte nun die ganze Nachricht vor Augen. BITTE HELFEN SIE UNS. BRAUCHE TRANSPORT FÜR MICH, MUTTER UND ZWEI WEITERE FRAUEN NACH COMMONER TOWN. KÖNNEN SIE GLEITER ZUM BON DAMFELS-DORF SCHICKEN? SIGNAL PRIVAT.
    »Du kannst dich wieder umdrehen, Tony.«
    Der Junge las den Text, schaute verständnislos drein und las ihn ein zweites Mal. »Was ist denn da los?«
    »Offensichtlich muß Sylvan Rowena von Klive fortbringen, ist aber auf Unterstützung angewiesen. Er muß es heimlich tun. Daraus folgt, daß jemand es nicht erfahren darf, wahrscheinlich Stavenger.«
    »Glaubst du, Stavenger ist dahintergekommen, daß Rowena uns besucht hat, um sich nach Janetta zu erkundigen?«
    »Möglich. Oder vielleicht hat sie eine Auseinandersetzung mit Stavenger gehabt und hat nun Angst. Im Grunde ist alles denkbar.«
    »Ich komme schon ganz gut mit dem Gleiter zurecht.«
    »Persun Pollut auch. Du mußt hierbleiben und deinem Vater sagen, wo ich bin, obwohl er wahrscheinlich gar nicht danach fragen wird.« Die Bitternis in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    Er errötete und wollte ihr helfen, ohne indes zu wissen wie. »Weshalb darf ich sie denn nicht abholen? Und Persun könnte auch allein fliegen.«
    »Ich muß mit Sylvan sprechen. Ich habe heute etwas gesehen…« Hektisch flüsternd beschrieb sie die Kaverne und ihre Bewohner. Er hörte nur zu und stellte keine Fragen. »Metamorphose, Tony! Wie ein Schmetterling aus der Raupe. Bei den Eiern muß es sich um Hippae-Eier handeln. Daraus schlüpfen die Peeper. Das habe ich zwar nicht gesehen, aber nur so ergibt es einen Sinn. Die Peeper verwandeln sich dann in Hunde, und die Hunde in Hippae. Eine Drei-Phasen-Metamorphose. Ich glaube nicht, daß die Bewohner von Gras es schon wissen«, schloß sie. »Niemand hat davon gesprochen, daß die Peeper sich in

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