Monströse Welten 1: Gras
Emotionen. »Wenn eine Möglichkeit bestünde, würde ich sie auch nach Commoner Town bringen. Allerdings würden sie es nicht lange in einem Versteck aushalten, aber das wäre nun einmal die einzige Möglichkeit, wenn sie nicht wieder zurückgeschickt werden wollen.«
»Sie wären auf Opal Hill willkommen, Sylvan.«
»Das würde das Ende für Opal Hill bedeuten, Marjorie.« Er streckte die Hand nach ihr aus und berührte ihren Arm. Angesichts ihrer Besorgnis vergaß er für einen Augenblick seine eigenen Sorgen. »Sie werden hier nur als Staffage geduldet, um Heiligkeit an einer Intervention zu hindern. Unsere… unsere Herren wollen Sie nicht auf Gras. Sie wollen überhaupt keine Fremden auf Gras.«
»Aber sie dulden doch auch Commons! Und den Hafen!«
»Commons und der Hafen befinden sich außerhalb ihrer Reichweite. Nur diesem Umstand verdankt die Stadt bisher ihre Unversehrtheit. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Die bons sind wie… wie hypnotisiert. Einige der Jüngeren, wie ich, die schon seit ein paar Jahren nicht mehr auf der Jagd waren, können frei reden; aber sobald wir uns den…« Die Worte blieben ihm im Hals stecken. »In Commoner Town ist es besser«, sagte er, als er sich wieder gefaßt hatte. »Bei jedem Besuch dort hat mich die Klarheit der Verhältnisse überwältigt. Meine Gedanken sind frei, und ich unterliege keinem Zwang. Dort kann ich über alles reden.«
»Werden Sie in der Stadt bleiben?«
»Das geht nicht. Dadurch würde ich Vater nur auf Mutters Spur bringen. Er würde sie suchen und eine Auseinandersetzung zwischen den Estancias und der Stadt provozieren. Und das würde… nun, Verluste an Menschenleben zur Folge haben. Es würde zu einer Tragödie kommen.« Er fiel in ein düsteres Schweigen, den Blick auf das bandagierte Gesicht seiner Mutter gerichtet. »Weshalb sind Sie und Ihre Familie wirklich hierher gekommen?«
»Hat Heiligkeit Sie denn nicht über die… die Krankheit informiert?«
»Eure Pest, ja«, erwiderte er ungeduldig. »Wir wissen Bescheid.« Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hielt er die Angelegenheit eher für eine Marginalie. Marjorie musterte ihn und fragte sich, was er wußte und was er glauben durfte.
»Es ist nicht ›unsere‹ Pest, Sylvan, ebensowenig wie es eure Pest ist. Die gesamte Menschheit ist davon betroffen. Wenn sie noch ein paar Jahrzehnte weiterwütet, wird sie alles menschliche Leben auslöschen.«
Er starrte sie ungläubig an. »Sie übertreiben.«
Sie schüttelte den Kopf. »Tue ich nicht. Nur noch eine Generation, Sylvan, und die Bewohner von Gras werden die einzigen Menschen im Universum sein. Die übrigen werden das Schicksal der Arbai teilen. Aussterben.«
»Aber wir… wir wissen nicht…«
»Hier scheint es keine Pest zu geben. Oder die Bevölkerung ist aus irgendeinem Grund immun. Ihr gestattet uns nicht, Wissenschaftler und Forscher hierher zu schicken, aber gegen eine Botschaft hattet ihr nichts einzuwenden. Diese Idioten von Heiligkeit dachten, ihr würdet uns wegen der Pferde akzeptieren; also sind Rigo und ich hergekommen, um vernünftig mit euch zu reden, falls das überhaupt möglich ist.«
»Das ist nicht möglich. Ich hätte es wissen müssen. Deshalb haben die Jägermeister die Leute, die an Ihrem Empfang teilnahmen, auch so sorgfältig ausgewählt. Niemand von ihnen wäre vom rechten Glauben abgewichen. Alles alte Reiter. Außer mir. Allerdings wissen sie es nicht.«
»Wir nähern uns dem Sumpfwald«, meldete Persun. »Wo soll ich landen?«
Marjorie schaute Sylvan an, und der die beiden Frauen. Sie besprachen sich leise und sagten dann, der Gleiter solle auf dem Hafen landen.
Sylvan war einverstanden. »Das Krankenhaus befindet sich beim Hafen-Hotel. Außerdem fallen wir um diese Zeit weniger auf.«
Sie landeten, ließen die Frauen von Bord gehen und nahmen wieder Kurs auf Klive.
Als sie sich der Estancia näherten, beugte Marjorie sich nach vorne und legte die Hand auf Sylvans Arm. »Sylvan. Bevor Sie gehen, muß ich Ihnen noch etwas sagen. Das war auch der Grund, weshalb ich mitgekommen bin.«
Dann erzählte sie ihm, was sie an diesem Tag erlebt hatte, und sah, daß er sich unbehaglich wand und nervös am Kragen herumfummelte. Sie fragte sich, ob der Inhalt ihres Berichts mit seinem Credo kompatibel war oder ob er gegenteilig konditioniert worden war.
»Aus den Peepers werden Hunde«, sagte er schließlich mit erstickter Stimme. »Und aus den Hunden Hippae. Das ist wirklich
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