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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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interessant. Es würde auch erklären, weshalb sie die Füchse so sehr hassen. Füchse fressen nämlich Peepers.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Früher war ich ein rebellisches Kind und fand heraus, daß die Hippae keinen Einfluß auf mich ausübten, wenn ich alle Gedanken aus dem Bewußtsein verdrängte. Anscheinend verfüge ich über eine Begabung, oder hatte sie zumindest, die außer mir niemand besitzt. Manchmal bin ich stundenlang durchs Grasland gestreift. Nicht sehr weit, wohlgemerkt, aber doch weiter als alle anderen. Wenn ich eine Baumgruppe erreichte, kletterte ich auf einen Baum und observierte mit einem Fernglas die Gegend. Ich habe gesehen, wie Füchse Peepers fraßen. Peepers sind eine leichte Beute. Im Grunde bestehen sie nur aus einem Magen mit etwas Fleisch drum herum und rudimentären Beinen. Ich würde gern einmal sehen, wie die Metamorphose abläuft.«
    »Wenn es Ihnen möglich ist, nach Opal Hill zu kommen, bevor der Sprung vorüber ist, kann ich Ihnen die Kaverne zeigen.«
    »Nach Opal Hill zu kommen«, sagte er mit erstickter Stimme, »wäre noch das geringste Problem, Marjorie. Der Ausflug ins Grasland wäre schlimmer. Viel schlimmer sogar. Ich bin kein Kind mehr. Ich bin nicht mehr so gut wie damals. Wenn ich in die Nähe eines Hippae käme, wüßte ich nicht, ob ich mich seinem Einfluß entziehen könnte.«
    Der Gleiter setzte zur Landung an. Sylvan ergriff ihre Hand und drückte sie. Dann bedankte er sich bei Persun Pollut und verschwand in der Dunkelheit.
    Der Gleiter flog nach Opal Hill zurück und landete auf dem Kiesbett; Marjorie wünschte Persun eine gute Nacht und ging auf den Nebeneingang zu, von dem sie auf kürzestem Weg in ihr Quartier kam. Plötzlich setzte wieder das Donnern ein, draußen im Grasland, wobei das Geräusch um so unheimlicher wirkte, weil es völlig unmotiviert erzeugt wurde. Es transportierte eine Drohung, ohne daß die Möglichkeit einer Erwiderung bestanden hätte.
    »Darf ich fragen, wo du gewesen bist?« ertönte Rigos grimmige Stimme hinter ihr. Fast hätte sie einen Schrei ausgestoßen.
    »Ich habe Rowena bon Damfels mit Persun Polluts Hilfe nach Commons gebracht, Rigo. Sie braucht ärztliche Hilfe. Ihr Sohn und zwei Mägde waren auch dabei. Wir haben ihn im bon Damfels-Dorf abgesetzt und sind dann sofort hergeflogen.«
    Beim Blick in ihre großen Augen erkannte er, daß sie nichts als die Wahrheit sagte, und nun brachte er es nicht mehr über sich, einen spöttischen, verletzenden Kommentar abzugeben. »Rowena?«
    »Stavenger hat sie geschlagen – ziemlich schlimm, fürchte ich.«
    »Weshalb denn?« fragte er erstaunt. Wer eine Frau schlug, hatte nach Rigos Selbstverständnis seine Ehre verwirkt.
    »Weil sie uns besucht und sich nach Janetta erkundigt hat«, erwiderte sie. »Rowena und Sylvan waren hergekommen, um etwas über Janetta in Erfahrung zu bringen. Sie hatten die Hoffnung… die Hoffnung, daß Dimity vielleicht auch noch am Leben ist. Dimity. Rowenas jüngste Tochter. Sylvans Schwester. Das Mädchen, das verschwunden ist. Deshalb waren sie hier.«
    »Rowena hatte ich nicht gesehen«, sagte er, wobei sie durch die Art, wie er ihren Namen betonte, daran erinnert wurde, daß er Sylvan gesehen hatte.
    »Rowena ist in Tränen ausgebrochen. Deshalb hat sie den Raum kurz verlassen. Tony hat sie auf mein Zimmer gebracht.«
    »Und dich mit ihrem Sohn allein gelassen. Worüber habt ihr euch denn unterhalten?« Er spürte, wie es in ihm brodelte. Worüber hatten sie sich unterhalten, Sylvan und Marjorie? Was hatte sie mit ihm geteilt, das sie mit ihrem Ehemann nicht teilte?
    Sie seufzte und rieb sich die Augen, was ihn nur noch mehr erzürnte. »Ich hatte versucht, es dir zu sagen, Rigo, aber du wolltest ja nichts von den Hippae hören. Du wolltest nicht zuhören.«
    Für einen Moment schaute er sie kalt an und versuchte das zu unterdrücken, was ihm schließlich doch entfuhr: »Richtig. Ich will Sylvans Märchen über die Hippae nicht hören.«
    Sie schluckte und versuchte, sich ihre Frustration nicht anmerken zu lassen. »Wärst du denn daran interessiert, was Bruder Mainoa von den Grünen Brüdern zu diesem Thema zu sagen hat?«
    Er wollte sie so verletzen, daß sie in Tränen ausbrach. Er hatte sie selten weinen sehen.
    »Bruder Mainoa?« fragte er spöttisch. »Hast du mit dem etwa auch ein Verhältnis?«
    Sie starrte ihn ungläubig an, sah sein rotes Gesicht, die glühenden Augen; genau wie Stella. Er sagte die Dinge, die Stella auch mit Vorliebe

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