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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sagte Geraldria weinend.
    »Er sagt, es sei Janettas Schuld. Sonst wäre es angeblich nicht geschehen. Und Vince ist auch seiner Meinung.«
    »Das ist nicht wahr!« sagte Clima erbost. »Nicht meine Janetta.«
    »Psst. Nimm sie mit.« Dunkelheit legte sich über den Pfad, als sie das Tor schloß und den beiden nachschaute. »Bring sie fort, Clima. Ich halte es nicht mehr aus, daß der Obermun solche Sachen sagt.« Sie stürmte auf das Haus zu und schloß die Tür hinter sich.
    Clima nahm das Mädchen an der Hand und dirigierte sie den Pfad entlang, wobei das Licht der Taschenlampe einen Kreis auf den Weg zeichnete, der Clima genauso vertraut war wie die Zimmer ihres Hauses. Sie waren gerade so weit gekommen, daß das Gras sie vom Haus abschirmte, als jemand sich von hinten an sie heranschlich, ihr einen Sack überstülpte und sie dabei zu Boden warf. Sie krümmte sich hilflos und tastete hektisch nach der Schnur, mit der der Angreifer ihr die Beine gefesselt hatte. Vor lauter Überraschung hatte sie nicht einmal geschrien.
    Sie brachte sich in eine aufrechte Position und versuchte den Knoten aufzudröseln. Dann hörte sie neben dem Pfad das Geräusch eines startenden Gleiters; an dieser Stelle parkte normalerweise kein Gleiter. Endlich hatte sie den Knoten gelöst, entledigte sich des Sacks und suchte das Gelände mit der Taschenlampe ab.
    Sie rief den Namen des Mädchens, streifte durch das Gras und holte sogar Verstärkung aus dem Dorf, aber das Mädchen blieb verschwunden.
     
    Von einem Augenblick auf den anderen war der Sprung vorüber. Die Jagdsaison begann von neuem. Rigo verbrachte die Zeit nur noch im Simulator. Und wenn die anderen schliefen, trainierte Stella. Weil sie aufgrund ihrer bisherigen Reitpraxis bereits über eine ausgezeichnete Kondition verfügten, machten Rigo und Stella bessere Fortschritte, als die bons es vermutet hätten. Dann kam der Tag, als Rigo verkündete, er würde an der in zwei Tagen stattfindenden Jagd der bon Damfels-Estancia teilnehmen.
    »Ich erwarte, daß ihr alle kommt«, sprach er düster zu seiner Familie. »Du, Marjorie. Tony. Stella.«
    Marjorie reagierte überhaupt nicht. Tony nickte bloß. Allein Stella konnte vor Begeisterung kaum an sich halten. »Natürlich, Daddy. Um nichts in der Welt möchte ich das versäumen.«
    »Ich habe einen Zeppelin angefordert, von dem aus ihr die Jagd beobachten könnt.«
    »Das ist wirklich umsichtig von dir«, sagte Marjorie. »Ich bin sicher, daß wir es sehr genießen werden.«
    Stella schaute sie von der Seite an; der Tonfall ihrer Mutter hatte ihr nicht gefallen. Die Worte, die Diktion – alles war ganz normal gewesen, und dennoch hatte eine kühle Gleichgültigkeit in ihrer Stimme mitgeschwungen. Sie schauderte und wandte den Blick ab; ihr wurde bewußt, daß jetzt kein passender Zeitpunkt war, ihre Mutter mit der Jagd aufzuziehen. Außerdem gab es noch so viel zu tun. Wenn ihr Vater ritt, dann wollte Stella auch reiten, aber die Beschaffung der Reitkluft war ein Problem gewesen. Sie hatte unter dem Namen von Hector Paine Bestellungen aufgegeben, nach Commons geschickt und die Lieferungen dann abgefangen. Nun hatte sie alles Notwendige, die wattierte Hose und die Spezialstiefel, die vorne spitz zuliefen, um sie zwischen den Rippen des Reittiers zu arretieren. Mantel, Halstuch, Handschuhe und Mütze hatte sie selbst. Die Ausrüstung mußte nur noch in den Gleiter geschmuggelt und zur bon Damfels-Estancia geschafft werden. Es handelte sich um eine der letzten Jagden auf Klive. In wenigen Tagen würde die Jagd an die bon Laupmons übergehen.
    Weil der Sprung nun vorbei war, vermutete Marjorie, daß die Kaverne der Hippae nicht mehr bewacht wurde. Früh am nächsten Morgen, als die übrige Familie noch schlief, nahm sie das Aufzeichnungsgerät vom letzten Ausritt und folgte mit Quixote der hügeligen Route, die sie zuvor schon genommen hatte. Sie fand den Grat, die flache Mulde und die Kaverne. Kein Laut war zu hören. Vielleicht hatte der Donner ihre Kopulation begleitet. Falls Hippae überhaupt kopulierten. Vielleicht hatte es sich auch nur um ein sinnloses Toben gehandelt, wie Fische, die instinktiv das Wasser peitschten.
    In der Senke befand sich nichts mehr außer trockenen, spröden Eierschalen. Die Eier waren ausgebrütet worden. Die Kaverne war leer, bis auf Stapel mit pulvrigen Brocken in der Nähe des Eingangs. Bei näherer Betrachtung erwiesen sie sich als tote Fledermäuse, wie Marjorie sie schon zuvor in der Kaverne

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