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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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von sich gab; er wollte sie verletzen, obwohl er wußte, daß seine Vorwürfe haltlos waren.
    Bevor er gesprochen hatte, hätte sie fast geweint, und wenn es vor lauter Erschöpfung gewesen wäre, aber nach seinen Worten ging eine Veränderung mit ihr vor. Flammende Röte überzog ihr Gesicht. Es war ein unbekanntes Gefühl, ein Zorn von solcher Intensität, daß jedes Schuldgefühl verflog. Sie stieß die Worte aus wie Pfeile, ohne zu überlegen, ohne überlegen zu müssen.
    »Bruder Mainoa könnte mein Vater sein«, sagte sie in einer klaren, kalten Stimme, die kaum das Feuer übertönte, das in ihrem Kopf loderte. »Er ist ein alter Mann, der kaum noch laufen kann. Er lebt schon viele Jahre hier. Er könnte uns vielleicht bei der Lösung der Aufgabe helfen, deretwegen wir hier sind. Aber zerbrich dir nicht den Kopf wegen Bruder Mainoa…
    Wenn du an der Jagd teilgenommen und deine Männlichkeit unter Beweis gestellt hast, was dir ja ein ständiges Bedürfnis zu sein scheint – und falls du zurückkehrst –, können wir den Grund unseres Hierseins besprechen.«
    Er wollte sie unterbrechen, aber sie hob nur die Hand, mit einem Gesicht wie in Flammen stehendes Eis. »Zwischenzeitlich darf ich dir versichern, daß ich mit niemandem ein ›Verhältnis‹ hatte. Bisher, Rigo, war Ehebruch ausschließlich deine Domäne.«
    Solche Worte hatte er noch nie aus ihrem Munde vernommen. Er hatte es nicht für möglich gehalten, daß sie dazu überhaupt in der Lage war. An diesem Abend hatte er eigentlich nur ihre Selbstbeherrschung zertrümmern wollen, die, wie er glaubte, als Barriere zwischen ihnen stand. Er wollte, daß das immer dicker werdende Eis im Zorn schmolz, so daß sie wieder zu ihm kam, wie sie es immer tat, sich entschuldigte und ihn um Vergebung bat…
    Statt dessen hatte er eine Wut entfacht, die außer Kontrolle geraten war. Sie wandte sich ab und ließ ihn stehen; er schaute ihr nach und hatte dabei das Gefühl, sie zum letztenmal gesehen zu haben.
     
    Nicht nur auf Opal Hill und in Klive schlugen an diesem Abend des Sprungs die Emotionen hoch. In weiter Entfernung von beiden Estancias, im Küchenhof von Stane, der Estancia der bon Maukerdens, fiel durch eine geöffnete Tür Licht auf den Hof und zeichnete sich als heller Keil auf dem Boden ab. Die Obermum Geraldria warf einen Schatten in diesem Licht. Die kräftige Frau mit dem über die Schultern fallenden Haar weinte hemmungslos in ein Handtuch. Nach einer Weile hob sie den Kopf und schaute mit verweinten Augen in die Nacht, wobei sie wegen der Dunkelheit und den Tränen, die ihr in den Augen standen, nichts sah. Am entgegengesetzten Ende des Küchenhofs befand sich ein Tor, hinter dem der Pfad zum Maukerden-Dorf verlief. Mit schweren Schritten ging sie zum Tor, öffnete es und winkte dann in Richtung der offenen Tür.
    Zögernd erschienen zwei Gestalten. Die eine war Geraldrias Haushälterin, Clima. Die andere war das Gänsemädchen, Janetta bon Maukerden, die sich unter einem weiten Mantel im Rhythmus einer Musik wiegte, die sie allein hörte; ihr Gesicht zeigte keine Regung im gelben Licht. Clima weinte, Geraldria weinte, aber dem Gänsemädchen war nicht anzusehen, ob sie die Trauer der Frauen auch nur wahrnahm oder davon berührt war.
    Die Obermum hielt Clima das Tor auf. »Bring sie ins Dorf, Clima. Und bring sie so bald wie möglich nach Commoner Town. Vielleicht kann Dr. Bergrem… vielleicht kann Lees Bergrem ihr helfen. Ich hätte sie schon früher dorthin schicken sollen, aber ich dachte, sie würde sich allmählich wieder an uns erinnern.« Erneut drückte Geraldria das durchnäßte Handtuch ans Gesicht und stieß unartikulierte Laute aus. Als sie sich wieder beruhigt hatte, holte sie eine Kreditkarte aus der Tasche. »Damit kannst du alle Ausgaben bestreiten. Wenn du noch mehr brauchst, laß es mich wissen. Sag Dr. Bergrem… sag dem Doktor, sie soll sie auf einen anderen Planeten bringen, falls das etwas hilft.«
    Clima steckte die Karte ein. »Vielleicht könnte der Doktor auch herkommen, gnädige Frau. Vielleicht würde sie herkommen.« Sie packte das Gänsemädchen am Arm, um sie am Forttänzeln zu hindern, bugsierte sie durch das Tor und auf den Pfad.
    »Der Doktor hat gesagt, er bräuchte die Geräte im Krankenhaus. Außerdem wäre der Obermun damit nicht einverstanden. Er will es nicht sehen. Will sie nicht sehen.«
    »Aber es ist doch nicht ihre Schuld…« Die restlichen Worte gingen in Tränen unter.
    »Dimoth glaubt es aber«,

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