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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Octavo konnten nun viel länger schlafen, zusammen mit Ihrer Majestät, Irish Lass, Millefiori und Blue Star. »Wir freuen uns schon auf unsere erste Jagd«, sagte sie. »Natürlich nur als Beobachter«, schränkte sie ein, als sie seinen gequälten Gesichtsausdruck sah.
    Offensichtlich war selbst das noch zuviel. Ein Anflug nackter Panik erschien auf dem Gesicht des Mannes. Gütiger Gott, was hatte sie jetzt schon wieder gesagt?
    »Wir haben Arrangements getroffen«, sagte er.
    »Einen Zeppelin. Vielleicht das erste Mal, bis Sie vertrauter sind mit der Materie.«
    »Wie Sie meinen«, erwiderte sie, wobei er aus ihrem Tonfall schließen sollte, daß sie keine Schwierigkeiten machen wollte. »Wir fügen uns ganz Ihren Wünschen.«
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Wir sind erfreut über Ihre Zusammenarbeit, Lady Marjorie.«
    Trotz der nagenden Ungeduld rang sie sich ein Lächeln ab. Seit ihrer Ankunft war sie nur mißgestimmt gewesen. Übellaunig und hungrig. Soviel sie auch aß, es füllte nicht die quälende Leere in ihr aus. »Kommen wir nun zur Frage der Titel, Obermun bon Haunser.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
    Nun entschied sie sich doch dafür, ihn auf den Unterschied zwischen Heiligkeit und Terra hinzuweisen. »Zu Hause, auf dem Planeten Terra, würde ich von denen, die sich einst als Heilige bezeichneten und sich heute Geheiligte nennen, schlicht als Matrone Yrarier angeredet werden. Die Männer heißen entweder Junge oder Ehemann. Die Frauen sind entweder Mädchen, Braut (für kurze Zeit) oder Matrone. Beide Geschlechter sind sehr bemüht, früh zu heiraten und die Kindheitsbezeichnungen abzulegen. Wir – das heißt unsere Familie – gehören nicht zu den Geheiligten. Deshalb erkenne ich die von Heiligkeit vergebenen weiblichen Titel auch nicht an.
    Aber ich bin Terranerin. Als Kind lebte ich in einem Gebiet namens England. Ich bin Marjorie, Lady Westriding, das älteste Kind meines verwitweten Vaters. ›Lady Marjorie‹ wäre nur dann korrekt, wenn ich eine jüngere Tochter wäre. Außerdem habe ich die Ehre, Meisterin der Westriding-Jagd zu sein. Diese Position wurde mir wohl wegen meines guten Abschneidens bei den Olympischen Spielen angetragen.«
    Er wirkte interessiert, aber völlig verständnislos. »Olympische Spiele?«
    »Ein terranischer Sportwettkampf mit verschiedenen Disziplinen, einschließlich Reiten«, erklärte sie geduldig. Wenn die Yrariers schon nicht viel über Gras wußten, so gab es umgekehrt auch viele Einheimische, die nichts von den Yrariers wußten. »Ich habe am sogenannten Mächtigkeitsspringen teilgenommen, bei dem das Pferd nicht sieht, was sich hinter der Barriere befindet, zumal die Barriere über seinen Kopf emporragt.« Er begriff noch immer nichts. »Ich verstehe, das gibt es hier nicht. Nun, ich habe das jedenfalls gemacht, und dazu noch Dressurreiten, ein sehr schöner Sport, und Ausdauerreiten, ein ziemlich rauher Sport. Ich war das, was man als Goldmedaillen-Gewinnerin bezeichnet. Roderigo hatte auch eine Medaille gewonnen. So lernten wir uns kennen.« Sie lächelte und machte eine wegwerfende Geste. Offensichtlich hatte der arme Mann nicht die geringste Ahnung. »Also wäre die Anrede Lady Westriding, Madam Yrarier oder Meisterin passend, obwohl letztere eigentlich nur auf der Jagd benutzt wird. Gibt es hier auf Gras vielleicht einen Titel, der Botschaftern und ihren Frauen verliehen wird? Ich wüßte nämlich gern, welcher Titel als angemessen betrachtet wird.«
    Trotz seines anfänglichen Unverständnisses hatte er ihr aufmerksam zugehört. »Nein, ich glaube nicht, Madam Yrarier«, erwiderte er. »Ehetitel sind nur bei den Familienoberhäuptern üblich, also bei den ›bon‹-Familien. Jede Familie hat einen Obermun und eine Obermum, fast immer Mann und Frau, obwohl im Prinzip auch Mutter und Sohn möglich sind. Zur Zeit gibt es sieben große Aristokraten-Familien: Haunser, Damfels, Maukerden, Laupmon, Smaerlok, Bindersen und Tanlig; und diese Familien haben ihren Namen das Präfix ›bon‹ vorangestellt. Wenn aus einer Verbindung zwischen diesen Familien ein Kind hervorgeht, erhält es den Nachnamen des Vaters oder der Mutter, je nachdem, zu welcher Familie das Kind gehört. Diesen Namen wird es dann behalten, ob es später einmal heiratet oder nicht.«
    »Aha«, sagte sie. »Wenn ich einer Frau oder einem Kind begegne, weiß ich also nicht…«
    »…welche Verwandtschaft sie haben. Es geht nicht aus ihrem Namen hervor, Lady Westriding. Gras

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