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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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von der Seite musterten.
    Nach einer Weile betraten Mägde in langen weißen Röcken die Erste Fläche; sie trugen Tabletts mit winzigen, dampfenden Gläsern. Allmählich trafen die Jäger ein. Auf den ersten Blick wirkte ihre Kleidung vertraut, bis ihnen die unförmigen wattierten, an Pluderhosen erinnernden Beinkleider auffielen, deren Träger O-beinig einherschritten und auf den ersten Blick lächerlich wirkten. Als sie dann jedoch die Gesichter der Jäger sahen, war es schon nicht mehr amüsant. Jeder Jäger nahm sich ein milchiges, dampfendes Glas und trank; nur ein Glas, ein oder zwei Schlucke, nicht mehr. Nur wenige sprachen, und diese wenigen waren jünger als der Durchschnitt. Als das Horn ertönte, wäre Marjorie fast vom Stuhl aufgesprungen, obwohl der Laut nur verhalten gewesen war. Die Jäger hielten auf das Osttor zu, das sich langsam öffnete. Die Hunde erschienen, und Marjories Kehle entrang sich ein Keuchen. Sie drehte sich zu Rowena um, und zu ihrer Überraschung sah sie einen Ausdruck des Hasses auf dem Gesicht der Frau, einen Ausdruck ohnmächtiger Wut. Schnell wandte Marjorie den Blick ab. Diese Gefühlsregung der Gastgeberin war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
    »Mein Gott«, keuchte Rigo erschüttert; all seine Ressentiments waren in diesem Moment des Schocks wie weggeblasen.
    Die Hunde waren so groß wie terranische Pferde, stark wie Löwen und hatten breite, dreieckige Köpfe, deren geschürzte Lippen gezackte Leisten aus Knochen oder Zähnen freilegten. Pflanzenfresser, war Rigos erster Gedanke. Aber da waren noch diese Reißzähne. Allesfresser? Sie hatten eine runzlige Haut, eine Zeichnung aus helleren Farben, die amorphe Stellen mit dunklerer Haut einschlossen. Entweder hatten sie überhaupt kein Fell oder nur ein sehr kurzes. Sie gaben keinen Laut von sich. Die Zungen schleiften auf dem Pfad, während sie sich in Zweierreihe vorwärtsbewegten; dann fächerte die Doppelreihe sich auf, um die wartenden Reiter zu umgehen, vereinigte sich wieder und hielt auf ein anderes Tor an der Westseite des Hofes zu.
    »Kommen Sie«, sagte Rowena mit tonloser Stimme. »Wir müssen den Korridor hinuntergehen, um den Auszug der Jagd zu beobachten.«
    Wortlos folgten sie ihr durch einen langen Korridor zu einem anderen Balkon, von dem aus man einen Blick über den Garten jenseits der Mauer hatte – dort wartete mit offenen Mäulern die Inkarnation des Schreckens, und plötzlich überkam sie ein Anflug von Angst. Schwankend standen sie da und umklammerten das Geländer. Sie trauten ihren Augen nicht. »Hippae«, identifizierte Marjorie sie mit einem Schauder. Wie hatte sie auch nur glauben können, sie würden wie Pferde aussehen? Wie naiv sie gewesen war! Wie dumm Heiligkeit gewesen war. Hatte sich überhaupt jemand bei Heiligkeit die Mühe gemacht,… Nein. Natürlich hatten sie das nicht. Selbst wenn sie es versucht hätten, wäre die Zeit zu knapp gewesen. Ihre Gedanken drifteten ab, und sie stand kurz davor, die Kontrolle über sich zu verlieren.
    »Hippae«, sagte Rigo sich schwitzend und suchte Zuflucht im Zorn. Ein weiteres Minus für Sender O’Neil. Dieser verdammte Narr. Und der Hierarch. Armer Onkel. Armer sterbender, alter Mann, er hatte es schlichtweg nicht gewußt. Rigo hielt sich mit beiden Händen am Geländer fest und nahm sich mit aller Macht zusammen. Er registrierte, daß Stella neben ihm zitterte und sich schwer atmend vorbeugte. Aus dem Augenwinkel sah er, daß Marjorie ihre Hand auf die von Tony legte und sie drückte.
    Unter ihnen tänzelten die Ungeheuer lautlos; ihre langen, fast pferdeähnlich geschwungenen Hälse waren mit spitzen, messerscharfen Knochen besetzt, deren Länge vom Kopf bis zu den Schultern stetig abnahm. Die Augen der Reittiere glichen rotglühenden Kugeln. Die Rücken waren mit harter, glänzender Haut gepanzert.
    Als Stavenger bon Damfels sich anschickte, aufzusitzen, unterdrückte Marjorie einen Schrei. Das Reittier ging halb in die Knie und streckte das linke Vorderbein aus. Dann setzte Stavenger den linken Fuß auf das Bein und hob gleichzeitig den linken Arm, um einen Ring über den untersten Knochen zu werfen. Er hielt sich an diesem Ring fest und sprang in die Höhe, wobei er das rechte Bein hochriß, um sich auf den breiten Rücken zu schwingen. Er kam direkt hinter den breiten Schultern zu sitzen; dann spreizte er die Hände und brachte schmale Riemen zum Vorschein, mit denen er den Ring am Knochenblatt befestigte. Schließlich drehte

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