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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wurden diese Exkursionen eingestellt. Mithin war die einzige Sehenswürdigkeit Commons selbst, was einen steten Verkehrsfluß auf der Straße zur Folge hatte. Die Städter waren an den Anblick neuer Gesichter gewöhnt.
    Als nun eines frühen Morgens Ducky Johns an der Mautstation anhielt, in Begleitung eines schönen Mädchens, dachte der Posten sich also nicht mehr dabei, als daß ein Fremder das Hafen-Hotel verlassen und in fragwürdige Gesellschaft geraten war. Nicht daß Ducky Johns ein schlechter Mensch gewesen wäre. Sie und Saint Teresa waren die Besitzer der zwei größten Häuser von Portside, und oft reisten sie mit ihren Haushälterinnen und Köchen nach Commons. Ducky stand normalerweise ganz oben auf der Liste der Spender für wohltätige Zwecke, sofern Saint Teresa seinen Namen nicht schon dorthin gesetzt hatte. Duckys Maschinen waren gut gewartet und fügten den Kunden nur selten mehr als oberflächliche Verletzungen zu, und keines ihrer Mädchen, Jungen oder genetisch modifizierten Androgynen hatten jemals versucht, einen Freier zu töten.
    »Was soll das, Ducky?« fragte der Diensthabende, James Jellico. Er war ein stämmiger, muskulöser Mann mittleren Alters und wirkte auf den ersteh Blick wie ein harmloses Dickerchen, was ihm auch einen entsprechenden Spitznamen eingebracht hatte. »Sag doch dem guten alten Jelly mal, was du da hast.«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich es weiß«, erwiderte Ducky und zuckte hilflos die Achseln, wobei der Volant an ihrem Kleid, das die Dimensionen eines Zeltes hatte, synchron mit dem darunter befindlichen Fleischklops erbebte. »Ich habe es auf der Veranda gefunden, unter der Wäscheleine«, flötete sie in Moll. Ihre buschigen Augenbrauen wölbten sich, und die Wimpern der tätowierten Augenlider klappten auf die Wange.
    »Du hättest es zum Hotel zurückbringen müssen«, sagte Jelly und schaute das Mädchen grimmig an, worauf sie ihn aus großen Augen unschuldig anblickte.
    »Ich habe es versucht«, erwiderte Ducky seufzend, schürzte die Babylippen und wedelte mit einer Babyspeck-Hand; das Handgelenk war mit juwelenbesetzten Armbändern bestückt, zwischen denen sich das Fett wölbte. »Ich bin doch nicht blöd, Jelly. Ich habe mir das gleiche gedacht wie du. Von einem Passagierschiff, sagte ich mir, wollte wohl auf das nächste Schiff warten. Hat den Wirtschaftsdistrikt verlassen und sich verlaufen, sagte ich mir, genau wie du. Ich habe es nach seinem Namen gefragt, aber es brachte keinen Ton heraus.«
    »Ob sie eine Macke hat, meinst du? Zugekifft?«
    »Keine Spur.«
    »Vielleicht ist es eines dieser, wie nennt ihr sie noch gleich, depersonalisierten Dinger, die auf Sündenpfuhl verkauft werden.«
    »Ich habe nachgeschaut. Es ist nicht von dort. Es ist zwar schon benutzt worden, aber man hat nicht daran herumgepfuscht, wie es dort üblich ist.«
    »Und was hat man im Hotel gesagt?«
    »Im Hotel haben sie auf den kleinen Tastaturen herumgehackt und blinzelnd auf die kleinen Bildschirme gestarrt, und dann haben sie mir gesagt, ich solle es mitnehmen. Gehört nicht ihnen, haben sie gesagt. So etwas führten sie nicht, und falls doch, so wäre es registriert.«
    »Verdammte Scheiße.«
    »Ja. Genau das habe ich auch gesagt. Ist nicht aus Commons, nicht wahr?«
    »Du kennst doch jeden Städter ebensogut wie ich, Ducky. Du kennst jedes Gesicht und jede Statur, und wenn jemand fünf Pfund zunimmt oder seine Schwägerin beleidigt, wissen du und ich das auch.«
    »Nun, dann wissen wir beide auch, was höchstens noch in Frage käme. Es kommen nur noch die Estancias in Frage. Viele unbekannte Gesichter dort draußen. Aber das ist schon sehr verwirrend, nicht wahr, mein Lieber? Wenn es von dort gekommen wäre, hätten wir es doch bemerkt.«
    Die zwischen Commoner Town und den Estancias verkehrenden Flugzeuge durften nur auf dem Landeplatz im Stadtzentrum oder auf dem Hafen landen. Jedes auf dem Hafen oder in der Stadt landende Flugzeug wurde überwacht. Wäre dieses liebliche Wesen mit den seltsamen Augen an einem dieser Orte aufgetaucht, wäre es sicher jemandem aufgefallen.
    »Von einem Schiff?« mutmaßte Jellico.
    »Du kennst die blöden Bestimmungen doch genausogut wie ich, mein lieber Jelly. Wenn die Passagiere und die Besatzung von Bord sind, wird das Schiff desinfiziert. Das ist auf jedem Hafen so. Wie hätte dieses Wesen denn an Bord bleiben können, während der Kammerjäger im Schiff zugange war? Nein, es kommt nicht von einem leeren Schiff. Und es kommt

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