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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Arbeit, zu der sie bestellt wurden. Das verlieh Frauen wie ihr eine besondere Bedeutung. Daran dachte Eugenie oft. Die Männer hatten sie schon des öfteren mit Komplimenten überhäuft; es hatte ihr aber noch niemand gesagt, daß sie auch wichtig sei. Das war das schönste Kompliment, das man ihr jemals gemacht hatte.
    Also war sie hier, zusammen mit Rigo, und so selten, wie sie sich sahen, hätte sie auch gleich auf Terra bleiben können, mit einem anderen Beschützer – den sie bei näherer Betrachtung auch wirklich hätte haben können. Wäre ein anderer Mann sofort verfügbar gewesen, wäre sie wahrscheinlich gar nicht mitgekommen. Nachdem sie jedoch die relative Unbequemlichkeit, einen anderen Mann zu finden und den Umzug sowie den Kälteschlaf gegeneinander abgewogen hatte, war sie zu dem Schluß gekommen, daß es doch schwieriger wäre, einen neuen Mann zu finden. Weniger die Kontaktaufnahme an sich als das eigentliche Kennenlernen. Seine versteckten Macken. Sein Lieblingsgericht, die Lieblingsfarben, die Präferenzen im Bett.
    Außerdem war sie zu jenem Zeitpunkt schon in Rigo verliebt gewesen. Was sie zu Marjorie gesagt hatte, war die Wahrheit. Von all den Männern, die sie je geliebt hatte, liebte sie Rigo wahrscheinlich am meisten. Mit ihm hatte sie den meisten Spaß gehabt.
    Doch hier war Rigo nicht annähernd so spaßig. Wenn die Liebe keinen Spaß mehr machte, war sie nur noch langweilig und trübe und schmerzlich. Die Menschen mußten einfach Spaß haben. Der Rat, den Marjorie ihr hinsichtlich des Haustiers gegeben hatte, war vielleicht der beste, den sie überhaupt bekommen konnte, selbst wenn er von Rigos Frau stammte.
    Roald Few hatte Eugenie nach Commoner Town mitgenommen; sie hatte die Reise genossen, wegen all der netten Dinge, die er und die anderen Männer ihr sagten. Es war Roald selbst gewesen, der ihr geraten hatte, sie solle bei Jandra Jellico vorbeischauen. »Wenn Sie etwas Kleines und Kuscheliges suchen, das Ihnen Freude macht, werden sie vielleicht bei Jandra fündig. Oder sie kennt jemanden, der so etwas verkauft. Sie führt fast alles, was einen Pelz, ein Federkleid oder ein schönes Fell trägt; Jandra hat es.« Gleichzeitig wies er sie darauf hin, daß Jandra im Rollstuhl saß, als ob Eugenie die Art von Mensch wäre, der unziemliche Bemerkungen machen oder sie anstarren würde.
    Nachdem sie Eugenie eine halbe Stunde kannte, wußte Jandra bereits alles von ihr, genauso wie Roald.
    Sie hatte Verständnis für ihre Lage und verspürte sogar etwas Mitleid mit ihr, wobei sie gleichzeitig ihrem Schutzengel dankte, daß Eugenie just in diesem Moment aufgetaucht war, um ihr Problem zu lösen.
    »Ich habe genau das Richtige für Sie«, versprach sie. »Ich habe es von Ducky Johns, unten in Portside. Es war nicht richtig, daß Ducky es unter all den Prostituierten und Wüstlingen hielt; also hatte ich ihr gesagt, sie solle es zu mir bringen. Ich halte es im freien Zimmer.«
    Sie führte es vor, das schöne, schlanke Wesen mit dem langen Haar, dem schielenden Gänseblick und dem mädchenhaften Äußeren; sie trug einen Rock, den hochzuziehen Jandra ihr mittlerweile abgewöhnt hatte. »Ich nenne sie Gänsemädchen«, sagte sie, ohne das indessen näher zu begründen. Eugenie war kein solches Falkenauge wie Jelly, Jandras Liebster, der erkannte, was sonst niemandem aufgefallen wäre, diesen blöden, vogelartigen Blick, den sie auf alles und jeden richtete, als ob sie die Welt fragen wollte, wovor sie sich dort draußen fürchten mußte; und dabei wußte ihr kleines Vogelhirn bereits, daß es durchaus etwas gab, wovor sie Angst haben mußte.
    »Das ist ein Mädchen«, konstatierte Eugenie, ohne den Unterton einer Beschwerde. »Kein Tier.«
    »Nun, da kann man unterschiedlicher Ansicht sein«, entgegnete Jandra und kniff sich in die Nasenspitze, wie sie es oft tat, wenn sie den ethischen Kontext einer Situation ermittelte. »Es kennt nicht seinen Namen. Es kann sich nicht allein anziehen. Immerhin ist es stubenrein, wofür ich über die Maßen dankbar bin; wenigstens etwas, das es besser beherrscht als ein Welpe. Welpen habe ich übrigens keine da und wüßte auch niemanden, der welche verkauft. Damit sind Sie aber genauso gut bedient. Es sitzt fast den ganzen Tag nur da und kämmt sich das Haar; außerdem hat es einen gesunden Hunger und kann sogar mit einem Löffel umgehen. Manchmal gibt es auch einen Laut von sich, als ob es etwas sagen wollte. Aber keine Sorge, das kommt nicht oft vor, und

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